US-Präsident Biden intrigiert gegen Deutschland
Mit seiner Recherche zur Sabotage an den Nord-Stream-Pipelines stellte der Pulitzer-Preisträger die gemeinsame Vertrauensbasis zwischen Deutschland und den USA grundsätzlich in Frage.
Berlin. - Der Enthüllungsjournalist Seymour Hersh hat in einem Interview mit der Berliner Zeitung seine Recherchen über die Einmischung der USA bei der Zerstörung der Nord-Stream-Pipeline verteidigt. In einem ausführlichen Bericht hatte er die von der US-Regierung geplante und von der norwegischen Regierung unterstützte Sabotageaktion aufgedröselt. In vielen Medien wurde der Vorwurf laut, Hersh habe seine anonyme Quelle nicht offengelegt, so dass eine Überprüfung seiner Behauptungen nicht möglich sei. Außerdem wurde kritisiert, dass er nicht konsequent recherchiert habe.
Was wusste Scholz?
Seinen Angaben zufolge gab es bereits 2014, lange vor dem Amtsantritt von Präsident Biden, Pläne, das Nord-Stream-Projekt zu stören. Eine eigens gegründete Task Force sollte strategische Manöver planen, um Europa im Falle eines Krieges gegen Russland auf die Seite der USA zu ziehen. Auch die Äußerungen des Präsidenten auf einer Pressekonferenz am 7. Februar 2022, immerhin zwei Wochen vor Kriegsbeginn, nimmt Hersh wörtlich. Dort ließ Biden die Öffentlichkeit wissen, dass es die Möglichkeit gebe, „das Projekt zu beenden“. Gemeint waren die beiden Pipelines unter deutscher Kontrolle.
Fraglich ist für Hersh nach wie vor, welchen Kenntnisstand Bundeskanzler Scholz von dem Vorhaben hatte. Denn auch er kannte die fragwürdigen Äußerungen des US-Präsidenten und möglicherweise auch die Haltung der Norweger. Deren wirtschaftliches Interesse an einer Ausweitung der Energieexporte nach Westeuropa ist für den Journalisten Hersh Grund genug, mit den Amerikanern zu konspirieren. Sie hätten einen geeigneten Standort für die US-Truppen auf Bornholm gesucht, während diese Taucher und Ausrüstung stellten. Zur selben Zeit fand in der Ostsee die traditionelle Minensuchübung der Sechsten Flotte statt, die seit 21 Jahren einmal im Jahr durchgeführt wird. Hersh folgert daraus, dass die Amerikaner befürchteten, in einem Konflikt mit Russland allein zu stehen und daher die Beteiligung der EU-Staaten an dem Konflikt erzwangen.