US-Stadt mit muslimischer Stadtratsmehrheit verbannt Regenbogen-Flaggen

Progressive Idylle und harte Realität klaffen oft auseinander. Diese Erfahrung mussten jetzt auch die linksliberalen Bewohner der US-Stadt Hamtramck machen, nachdem der Stadtrat die Beflaggung öffentlicher Gebäude mit Regenbogenfahnen per Dekret offiziell verboten hatte.

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US-Stadt mit muslimischer Stadtratsmehrheit verbannt Regenbogen-Flaggen

In der Stadt Hamtramck wurde die Regenboggenflage verbannt

© IMAGO / Hanno Bode

Hamtramck/USA. - Als die US-Stadt Hamtramck im Jahr 2015 erstmals in die Geschichte des Bundesstaates Michigan einging und einen Stadtrat mit muslimischer Mehrheit wählte, war der Jubel groß: Als überwiegend progressiv-liberale Stadt war man stolz auf seine multikulturelle Bevölkerung und freute sich nun, ebendiese Vielfalt auch im kommunalpolitischen Alltag repräsentiert zu sehen. Doch nun, acht Jahre später, zeigt sich ein anderes Bild. Denn wider Erwarten müssen gerade diese progressiven Wähler nun feststellen, dass konservative, gläubige Muslime doch ein anderes Gesellschaftsbild haben als sie selbst.

In der vergangenen Woche beschloss derselbe Stadtrat, Regenbogenflaggen an öffentlichen Gebäuden per Verordnung zu verbieten – und das mitten im sogenannten „Pride Month“ Juni, in dem sich die meisten Menschen in der westlichen Welt eigentlich mit vier Wochen optischer Dauerbeschallung mit den Farben der LGBTQ-Bewegung arrangieren müssen. Die muslimischen Einwohner, die in großer Zahl im Rathaus anwesend waren, brachen nach der einstimmigen Entscheidung des Stadtrats in Jubel aus. In einer Rede vor der Abstimmung rief Stadtrat Mohammed Hassan den LGBTQ-Anhängern zu: „Ich arbeite für die Menschen, für das, was die Mehrheit der Menschen hier will.

 „Ein Gefühl des Verrats“

„Es gibt ein Gefühl des Verrats“, sagte die ehemalige Bürgermeisterin von Hamtramck, Karen Majewski. „Wir haben Sie unterstützt, als Sie bedroht wurden, und jetzt sind unsere Rechte bedroht, und sie sind es, die uns bedrohen. Majewski zeigte sich enttäuscht von den muslimischen Stadtvertretern, da ein weißer, mehrheitlich christlicher Stadtrat noch im Jahr 2005 eine Verordnung erlassen hatte, die es erstmals erlaubte, den muslimischen Gebetsruf fünfmal am Tag aus den Moscheen der Stadt ertönen zu lassen. Nun zeigt sie sich überrascht und enttäuscht zugleich, dass „die Mehrheit die Minderheit nicht mehr respektiert“.

Der neue Bürgermeister Amer Ghalib, der 2021 mit 67 Prozent der Stimmen zum ersten jemenitisch-amerikanischen Bürgermeister des Landes gewählt wurde, betonte hingegen, dass er versuche, alle Bürger der Stadt zu repräsentieren, doch die Anhänger der LGBTQ-Bewegung „zwingen den anderen ihre Agenda auf“. „Es gibt eine Überreaktion auf die Situation, und einige Leute sind nicht bereit, die Tatsache zu akzeptieren, dass sie verloren haben“, sagte er mit Blick auf Majewski und die jüngsten Wahlen, die zu einer vollständigen Kontrolle des Stadtrats durch muslimische Politiker geführt haben.

Nicht die erste Maßnahme – und wohl auch nicht die letzte

Dabei ist diese Regelung nicht einmal die erste, die die woke Stadtbevölkerung aus ihrer Blase holt: So hat der Stadtrat bereits im vergangenen Jahr eine Verordnung verabschiedet, die Tieropfer in Hinterhöfen erlaubt, was bei vielen nicht-muslimischen Bewohnern für Entsetzen sorgte.

Auch als der Bundesstaat Michigan Marihuana legalisierte, wurde den Gemeinden eine Frist bis Ende 2020 gesetzt, um Verkaufsstellen zu erlauben. Der Stadtrat von Hamtramck verpasste die Frist – manche munkeln absichtlich –, so dass eine Apotheke den Verkauf übernahm. Daraufhin kam es zu massiven Protesten konservativer Muslime, die die Stadtverwaltung aufforderten, eben jene Apotheke zu schließen. Dies löste Gegenproteste vieler liberaler Einwohner aus, und der Stadtrat lenkte erst ein, als klar wurde, dass er keine rechtliche Handhabe hatte.

Es bleibt abzuwarten, was die kommenden Jahre der Legislaturperiode noch an Regelungen bringen werden. Sicher ist jedoch, dass der Konflikt zwischen Liberalen und Muslimen in Hamtramck weiter schwelen wird.

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