Weltuntergangsstimmung: UN-General warnt bei Gipfel vor „Klimahölle“
Am Sonntag begann die 27. UN-Klimakonferenz im ägyptischen Sharm el-Sheikh. Für Österreich sind Bundespräsident Alexander van der Bellen, Energieministerin Leonore Gewessler (Grüne) und ÖVP-Finanzminister Magnus Brunner vor Ort. Die ersten Tage standen ganz im Zeichen der apokalyptischen Ansprache von UN-Generalsekretär Antonio Guterres.
Sharm el-Sheikh. – Im Zentrum der „COP27“ steht eine „Nachbesserung“ der Klimaziele der einzelnen Staaten, weil das 1,5-Grad-Ziel, das man sich bei der Pariser Klimakonferenz im Jahr 2015 gab, mit hoher Wahrscheinlichkeit verfehlt wird. Kritiker befürchten, dass einige Regierungen zu strengen Maßnahmen verpflichten könnten, die eine radikale Veränderung der Lebensrealität mit sich bringen könnte.
Guterres warnt vor „Klimahölle“ & „Untergang“
Denn geradezu in apokalyptischen Tönen schickte UNO-Generalsekretär Antonio Guterres voraus, dass der Planet ohne signifikante Änderungen im Kurs „dem Untergang geweiht“ sei. Man befinde sich „auf dem Highway zur Klimahölle – mit dem Fuß auf dem Gaspedal“. Er sprach von „unumkehrbaren“ Kipppunkten des Weltklimas und forderte einen „historischen Pakt“.
Zudem schalt er reiche Staaten doppelt: Einerseits hätten diese ihre Emissionen in den vergangenen Jahren nicht genug reduziert, andererseits den globalen Süden nicht bei der Umsetzung eigener Maßnahmen unterstützt. Als Lösung wurde am Montag diskutiert, dass Industrieländer mit hohem CO2-Ausstoß saftige Reparationszahlungen an Entwicklungs- und Schwellenländer zahlen sollen.
Erreicht werden könnten diese nach Ansicht des UN-Generalsekretärs beispielsweise über Gewinne im Energiesektor. Wie groß das zu schnürende Paket sein wird, ist unklar: Mit Sicherheit sollen es Zahlungen in Milliardenhöhe werden, teilweise wurden aber auch Forderung nach mehreren Billionen US-Dollar an Hilfsgeldern für den „globalen Süden“ laut.
Van der Bellen unterstützt UN-Generalsekretär
Für Österreich sind Van der Bellen, Gewessler und Brunner vor Ort. Der Bundespräsident – selbst einst jahrelang Grünen-Chef – traf sich zum Auftakt am gestrigen Montag mit den Jugenddelegierten zur „COP27“ und nahm an der Eröffnung der Diskussionsrunde der Staats- und Regierungsspitzen teil. Außerdem fand ein Treffen mit Guterres statt.
Van der Bellen zeigte sich um die Wiederbestellung von Guterres zum UNO-Generalsekretär dankbar: Dies sei ein „historischer Glücksfall“, denn der Portugiese sei „der inzwischen heftigste, engagierteste Kämpfer gegen den Klimanotstand, den man sich nur wünschen kann“. Er sicherte Guterres im Namen Österreichs seine volle Unterstützung zu.
Auch „vdB“ gab sich im Vorfeld des Gipfels schwarzmalerisch: „Ich habe den Eindruck, vielen ist noch nicht klar, dass die menschliche Existenz auf dem Spiel steht“, so van der Bellen in einem Kurier-Interview. Und weitere: „Wir haben 2015 mit dem Pariser Klimaabkommen die Landkarte skizziert, nun müssen wir den Weg des konsequenten Klimaschutzes auch gehen. Alle Länder sind hier in der Pflicht, auch Österreich.“
Wirbel um „Fridays for Future“-Vertreter
Er lobte den Einsatz von Bewegungen wie „Fridays for Future“. Deren Vertreter sorgten indes im Vorfeld des Klimagipfels für Schlagzeilen. Und zwar nicht nur durch die umstrittenen Festklebe-Aktionen radikaler Aktivisten in Kunstmuseen und auf Straßen. Denn auch „FFF“-Galionsfigur Greta Thunberg ließ bei der Vorstellung ihres Buches „The Climate Book“ mit exponierten Aussagen aufhorchen. Sie plädierte für eine „systemweite Transformation“.
Dabei unterstellte die 19-jährige Schwedin dem Westen, ein „rassistisches System der Ausbeutung“ zu fahren. Das kapitalistische System müsse insgesamt weichen. Den „COP27“-Gipfel boykottiert sie allerdings, da sie dem Gastgeberland Ägypten „Greenwashing“ vorwirft. Anders die deutsche FFF-Delegation: Diese nimmt teil, reiste aber umständlich mit Bussen und Zügen in die Türkei, um von dort erst wieder einen Flieger zu nehmen. Zeitaufwand: Knapp sechs Tage…