Wieder Hunderte Bootsmigranten auf Lampedusa gelandet
Laut Informationen aus dem Innenministerium in Rom sind seit Anfang 2022 über 20.000 Migranten auf dem Seeweg nach Italien gekommen.
Rom. – Innerhalb von 24 Stunden sind 566 Migranten auf der süditalienischen Mittelmeerinsel Lampedusa eingetroffen. Laut Behördeninformationen erreichten allein in der Nacht auf Montag neun Boote mit insgesamt 281 Personen an Bord die Insel. In der Asylunterkunft Lampedusa, die eigentlich nur für etwas über 350 Menschen ausgelegt ist, sind derzeit 880 Migranten untergebracht.
Über 20.000 Migranten seit Anfang 2022
Die meisten Migranten stammen aus Tunesien, Pakistan, Syrien und dem Sudan, hieß es. Das Innenministerium in Rom teilte am Montag mit, dass seit Anfang 2022 über 20.000 Migranten mittels Seefahrten über das Mittelmeer nach Italien gekommen sind. Im Vergleichszeitraum 2021 waren es 14.962 gewesen. Indes wartet das Schiff „Sea-Watch 3“ mit 310 Migranten an Bord auf einen Landehafen.
In Rom sorgen die Migrationsbewegungen für Spannungen. Der Chef der in Italien mitregierenden Partei Lega, Matteo Salvini, beschuldigte Innenministerin Luciana Lamorgese, nichts zu unternehmen, um die Einwanderung zu bremsen. „Im Innenministerium scheint niemand daran interessiert zu sein, die Grenzen zu kontrollieren und Anlandungen zu vermeiden“, so Ex-Innenminister Salvini in einem TV-Interview am Montag.
Italien fordert Umverteilungssystem
Bei einem Innenministertreffen in Venedig am vergangenen Wochenende forderte die italienische Regierung allerdings ein effizientes EU-System, um Migranten umzuverteilen. Die Migranten, die in Italien, aber auch Spanien, Malta, Griechenland und Zypern ankommen, müssten solidarisch auf eine ausreichend große Zahl an EU-Ländern umverteilt werden, sagte Lamorgese. „Wir bemühen uns, eine gemeinsame Strategie für eine gemeinsame europäische Migrationspolitik zu entwickeln. Unsere Stärke ist, dass wir zu fünft mit den gleichen Problemen zu kämpfen haben, denn wir sind die ersten Länder in der EU, in denen die Migranten in Europa eintreffen“, erklärte die italienische Innenministerin.
Italien erfülle seine internationalen Verpflichtungen innerhalb seiner Such- und Rettungszone im Mittelmeer und biete sichere Häfen an. Nun müsse sich Europa aktiv an Partnerschaften mit Drittländern beteiligen und Ländern in Schwierigkeiten helfen, um den anhaltenden Zustrom zu stoppen, so Lamorgese. Die EU habe im Umgang mit ukrainischen Kriegsflüchtlingen bereits eine koordinierte Strategie entwickelt und könne diese auch bei der Migration über das Mittelmeer anwenden.