Baubranche in Not: Gussek Haus stellt Insolvenzantrag
Der niedersächsische Fertighaushersteller Gussek Haus ist insolvent. Trotz der finanziellen Schwierigkeiten sollen die laufenden Bauprojekte fortgesetzt werden. 393 Mitarbeiter sind betroffen.
Nordhorn. – Die Insolvenzwelle, die Deutschland derzeit erschüttert, hat nun auch die Baubranche erreicht. Der niedersächsische Fertighaushersteller Gussek Haus hat Insolvenz angemeldet. Wie unter anderem der NDR berichtete, sind insgesamt 393 Mitarbeiter an den Standorten Nordhorn und Sachsen-Anhalt betroffen. Trotz der finanziellen Schwierigkeiten sollen die laufenden Bauprojekte vorerst fortgesetzt werden.
Gussek Haus, 1951 gegründet, hat sich in den vergangenen sieben Jahrzehnten als Hersteller von Fertighäusern einen Namen gemacht. Das Unternehmen, das seit 2009 von Frank Gussek, einem Mitglied der Gründerfamilie, geführt wird, produziert jährlich bis zu 300 Fertighäuser. Neben dem deutschen Markt ist Gussek Haus auch in der Schweiz und in den Benelux-Staaten aktiv. Die Insolvenzverwaltung des Unternehmens hat angekündigt, den Geschäftsbetrieb trotz der finanziellen Schwierigkeiten zunächst fortzuführen.
Auch wenn sich die Zahl der Unternehmensinsolvenzen im zweiten Quartal etwas stabilisiert hat, bleibt die Lage angespannt. Jonas Eckhardt, Partner bei der Unternehmensberatung Falkensteg, warnte gegenüber der Ippen Mediengruppe vor einem weiteren Anstieg der Insolvenzen im zweiten Halbjahr. Gründe dafür sieht er in der schwachen Konjunktur, den hohen Zinsen für Unternehmenskredite und den zunehmenden Zahlungsschwierigkeiten der Kunden.
Stimmung in der Wirtschaft auf dem Tiefpunkt
Eckhardt prognostizierte für das zweite Halbjahr eine neue Pleitewelle vor allem in Branchen wie der Automobilzulieferindustrie, dem Einzelhandel, Modeunternehmen und dem Baugewerbe. Jürgen Matthes, Experte für internationale Wirtschaftspolitik am Institut der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln, sieht die Stimmung in der Wirtschaft auf einem historischen Tiefpunkt. Er führte dies auf eine Kombination aus hohen Energiepreisen, einem globalen Nachfrageeinbruch sowie nationalen Herausforderungen wie steigenden Arbeitskosten und einer hohen Bürokratie- und Steuerlast zurück.
Hinzu kämen internationale Unsicherheiten wie unzuverlässige Lieferketten aus autokratischen Staaten oder geopolitische Spannungen, insbesondere im Zusammenhang mit Taiwan oder einer möglichen Rückkehr Donald Trumps ins Weiße Haus, die die deutsche Exportwirtschaft erheblich belasten könnten, so Matthes.