Leverkusen: Sorge nach Übernahme von Covestro durch Staatskonzern aus den Emiraten

Der Staatskonzern Adnoc aus den Vereinigten Arabischen Emiraten hat nach mehr als einjährigen Verhandlungen das Leverkusener Unternehmen Covestro übernommen. Kritiker warnen nun vor langfristigen Risiken für den Standort Leverkusen.

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Leverkusen: Sorge nach Übernahme von Covestro durch Staatskonzern aus den Emiraten

Covestro stellt Vorprodukte für verschiedene Branchen her.

© IMAGO / Jochen Tack

Leverkusen. – Der emiratische Staatskonzern Adnoc hat nach mehr als einjährigen Verhandlungen das Leverkusener Unternehmen Covestro für bis zu 16 Milliarden Euro übernommen. Damit wird das Unternehmen, das 2015 als ehemalige Kunststofftochter von Bayer an die Börse gegangen war, durch ein Angebot von 62 Euro je Aktie und eine Kapitalerhöhung um zehn Prozent gestärkt. Covestro soll durch den Deal zusätzlich 1,2 Milliarden Euro in die Kasse bekommen.

Covestro: Ein Schlüsselspieler in der Chemieindustrie

Covestro stellt Vorprodukte für verschiedene Branchen her, darunter die Automobil-, Möbel-, Haushaltsgeräte- und Bauindustrie. Diese Produkte finden sich in Alltagsgegenständen wie Matratzen und Autositzen ebenso wie in den Rotorblättern von Windkraftanlagen. Mit der Übernahme will Adnoc zu einem der fünf größten Chemieunternehmen der Welt werden und die Plattform für das Geschäft mit Hochleistungswerkstoffen und Spezialchemikalien nutzen.

Nachhaltigkeit im Fokus

Im Rahmen der Übernahme hat sich Adnoc verpflichtet, bis Ende 2028 keine wesentlichen Änderungen an Covestro vorzunehmen, sodass der Vorstand im Amt bleibt. Das Unternehmen beschäftigt derzeit weltweit 17.500 Mitarbeiter, davon rund 7.000 in Deutschland. Diese Mitarbeiter sind bis Ende 2032 vor betriebsbedingten Kündigungen geschützt. Vorstandsvorsitzender Markus Steilemann ist überzeugt, dass die Übernahme „genau der richtige Schritt ist, um Covestro nicht nur auf Wachstumskurs zu halten, sondern auf die Überholspur zu bringen“.

Wirtschaftliche Bedenken

Leverkusens Oberbürgermeister Uwe Richrath befürchtet nach einem Gespräch mit Steilemann keine Nachteile für Leverkusen durch die Übernahme von Covestro durch Adnoc. Kritiker sehen das anders. Carsten Brzeski, Chefvolkswirt der ING für Deutschland und Österreich, weist darauf hin, dass Deutschland im internationalen Wettbewerb zunehmend unter Druck gerate. „Die derzeitige wirtschaftliche Schwäche Deutschlands“ werde von einigen ausgenutzt, um auf „Schnäppchenjagd“ zu gehen. Auch Yannick Noe, Fraktionsvorsitzender der AfD in Leverkusen, äußert sich besorgt über den Verkauf: „Die Jubelmeldung des Oberbürgermeisters über die vermeintlich sichere Zukunft des Standorts Leverkusen ist nichts weiter als ein beschwichtigendes Märchen für die Bevölkerung.“

Risiken für den Standort Leverkusen

Noe warnt, dass die Beteiligung eines Staatskonzerns wie Adnoc „keineswegs deutsche Interessen in den Vordergrund rückt, sondern die Abhängigkeit von ausländischen Investoren weiter verstärkt“. Versprechungen von Arbeitsplatzsicherheit kritisiert er als „wohlklingende Phrasen“, die schon bei anderen Übernahmen zu Standortschließungen und Massenentlassungen geführt hätten.

„Die Verlagerung von Schlüsselentscheidungen ins Ausland und eine zunehmende Fremdbestimmung über unser wirtschaftliches und industrielles Erbe“ sei eine reale Gefahr, die durch die Übernahme in Leverkusen drohe. Zudem seien die „grüne Zukunft“ und die angebliche Exzellenz nur „wohlfeile Worte“, um die tatsächlichen Probleme zu verschleiern. „Deutschland hat schon heute immense Herausforderungen in der Energiepolitik, und durch solche Abkommen geraten wir weiter in die Abhängigkeit von externen Akteuren, die in erster Linie ihre eigenen Interessen verfolgen“, warnt Noe.

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