Aachener Bischof: „Homosexualität ist gottgewollt“
In den Augen von Bischof Dieser ist Homosexualität keine Sünde, denn Sünde sei ja, was einer tut, obwohl er anders könnte, meint er.
Aachen. – Der katholische Bischof des deutschen Bistums Aachen, Helmut Dieser, hat Homosexualität als „gottgewollt“ bezeichnet. „Homosexualität ist keine Panne Gottes, sondern gottgewollt im selben Maß wie die Schöpfung selbst“, so Dieser. Er habe in diesem Punkt dazugelernt. „Ja, meine Sicht hat sich verändert.“ Auch homosexuelle Paare könnten Jesus nachfolgen, indem sie sich einander annehmen und innerhalb ihrer Beziehung treu seien, erklärte er. „Wir reden nicht von Polyamorie, sondern von verbindlichen Paarbeziehungen“, stellte der Bischof klar.
Homosexualität keine Sünde
Die katholische Kirche betrachtet Homosexualität traditionell als Sünde. Für den Bischof sei das an dieser Stelle ein „fragwürdiger Begriff“. Denn Sünde sei ja, was einer tut, obwohl er anders könnte. In seinem Bistum würden Seelsorger nach Befragung ihres Gewissens homosexuelle Paare segnen. Doch dies seien Entscheidungen einzelner Seelsorger und keine generelle Erlaubnis durch Dieser. Als einzelner Bischof könne er aufgrund der offiziellen Lehre der Kirche zu Homosexualität und Ehe keine Segnungen durchführen. Bislang habe er wegen Segnungen homosexueller Paare keine Probleme mit dem Papst oder dem Vatikan bekommen, erklärte er.
Der Bischof glaube zudem, dass es keine „hundertprozentige Binarität“ bei der persönlichen Zuordnung zum weiblichen oder männlichen Geschlecht gebe. „Auch wenn es eine weitgehende Binarität gibt, sagen manche Menschen: Ich bin etwas dazwischen. Oder: Ich möchte es offenlassen.“ Daher setze er sich im Forum „Leben in gelingenden Beziehungen“ dafür ein, dass der Synodale Weg die Kategorie „divers“ beim Taufbucheintrag beschließe.
„Wahl des Verhütungsmittels zweitrangig“
Auch zum Thema Empfängnisverhütung hat Bischof Dieser sich geäußert. Er würde eine Neueinschätzung des kirchlichen Lehramtes zur Empfängnisverhütung begrüßen, erklärte er. Wenn die Kirche in Übereinstimmung mit dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-65) anerkenne, dass Eltern selbst entscheiden könnten, wie viele Kinder sie bekommen wollen, sei die Wahl der Mittel zweitrangig. „Doch darf auch nicht verloren gehen, dass die Sexualität von Mann und Frau von Gott dazu berufen ist, das Leben weiterzugeben.“ Alle Formen der „Tötung des gezeugten menschlichen Lebens“ seien jedoch abzulehnen.