Berlin: LGBTQ-Club-Besitzerin besorgt wegen Eröffnung von Asylheim
Wegen eines geplanten Asylheims sieht die Inhaberin des seit 40 Jahren bestehenden LGBTQ-Clubs „Busche“ die Zukunft desselben bedroht.
Berlin. – In Berlin wird in den nächsten Wochen in einem ehemaligen Hostel ein Asylheim für bis zu 650 Menschen eröffnet. Die Asylbewerber kommen aus der Türkei, aus Afghanistan und Syrien. Der Betreiberin des LGBTQ-Clubs „Busche“, das direkt gegenüber steht, ist das gar nicht recht. „Wir wurden erst vor einer Woche über die Eröffnung des Heimes informiert“, erklärte Carla Pahlau gegenüber der Berliner Zeitung (B.Z.). Inzwischen schrieb sie einen Offenen Brief an den regierenden Bürgermeister Kai Wegner (CDU).
Sorge vor Gewalt gegen LGBT-Personen
„Die Unterkunft für Geflüchtete soll nach tel. Auskunft der LAF (Landesamt für Flüchtlingsangelegenheiten, Anm. d. Red.) mit 634 Personen belegt werden“, heißt es in dem Brief. Die Bauarbeiter vor Ort hätten sogar von bis zu 1.000 Asylanten gesprochen. „Eine derart große Unterkunft greif erheblich in das betroffene Stadtgebiet ein und verändert das Erscheinungsbild und Zusammenleben“, so Pahlau in dem Brief weiter. „Ohne Prüfung, ob dies ohne Schäden für Berlin, die Anwohner und Gewerbetreibende möglich und realisierbar ist sowie ohne Einbindung der Anwohner und Gewerbetreibenden in den Prozess der Planung, Errichtung und den Betrieb verbietet sich eine solche Eröffnung“, meint die Betreiberin des LGBTQ-Clubs.
Sie sorge sich um ihre Gäste. „In den letzten Monaten erhöhte sich die Zahl der Straftaten gegen homosexuelle Personen in Berlin enorm“, so Pahlau in ihrem Brief an Wegner. „Die weitaus überwiegende Zahl der Straftäter sind Migranten mit muslimischem Hintergrund.“ Laut Justizverwaltung werden allerdings keine Daten zur Religionszugehörigkeit der Täter erhoben. Komme es nach der Eröffnung des Heimes zu Konflikten mit ihren Gästen, ist für Pahlau Schluss. „Dann wird der Club nicht weiter existieren können.“
SPD und Linke sehen kein Problem in der Standortwahl
Gegenüber der B.Z. wollte sich das Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg nicht äußern. Von der Sozialverwaltung und dem Queer-Beauftragten Alfonso Pantisano kam keine Antwort. Die beide CDU-Abgeordneten Kurt Wansner und Tim Husein erklärten gegenüber der Zeitung, dass sie die Entscheidung für diesen Standort „für eine Katastrophe“ halten. Grund dafür sei aber nicht nur die Nähe zum LGBTQ-Club, sondern auch die Nachbarschaft zur Großraumdisko Matrix und zum kriminalitätsbelasteten Ort Warschauer Brücke sowie zu den Drogen-Hotspots RAW-Gelände und Görlitzer Park, die zu einer „massiven Verwerfung“ im Rudolf-Kiez führen würden. Dementsprechend schlossen sie sich dem Protest der Club-Betreiberin an und forderten die Senatsverwaltung auf, den Standort nicht zu eröffnen.
Auch Marlene Heihsel, für die FDP im Bezirks-Parlament, könne die Ängste nachvollziehen, wie sie erklärte. Es sei richtig, „das realistische Konfliktpotenzial ehrlich anzusprechen“. Es helfe nichts, „hier die Augen zu verschließen“. Auf der anderen Seite sei es richtig, Asylunterkünfte nicht an den Stadtrand zu drängen, „sondern in unserer Mitte anzusiedeln“, so Heihsel.
Anders sieht es die SPD. Wiebke Neumann, queerpolitische Sprecherin der SPD-Fraktion, hat kein Problem mit dem neuen Asylheim: „Wenn die Geflüchteten etwa durch Sozialarbeiter*innen auf ihren neuen Sozialraum vorbereitet werden, entsteht auch kein erhöhtes Konfliktpotenzial.“ Ähnlich äußerte sich die Sprecherin für Soziales der Fraktion die Linke, Katina Schubert, gegenüber der B.Z.: „Geflüchteten muss nicht unterstellt werden, dass sie Safe Spaces stören. Sie müssen erfahren, für welche Personengruppe der Club ist. Dazu ist Aufklärungsarbeit, auch Überzeugungsarbeit notwendig, aber keine Ablehnung.“