Boris Palmer verurteilt Angriffe auf Studentenverbindungen
Boris Palmer gilt als einer der bekanntesten Bürgermeister Deutschlands – wahrscheinlich auch deshalb, weil er mit seinen Äußerungen regelmäßig für Aufsehen sorgt.
Tübingen. – Vor allem in Deutschland kommt es immer wieder zu linksextremen Angriffen auf Verbindungsstudenten und ihre Häuser. Tübigens Oberbürgermeister Boris Palmer (Grüne) hat diese Angriffe nun scharf kritisiert. „Das sind Leute, die sich als Antifaschisten sehen, aber in Wahrheit Antidemokraten sind. Man muss Leute, die Rechte anderer nicht respektieren, entschieden bekämpfen“, sagte er in einem Interview mit dem Corps Magazin.
„Auseinanderdriften der Gesellschaft“
Palmer beklagte darin auch eine wachsende Kompromisslosigkeit in der Debattenkultur. „Den Gegner als grundsätzlich schlechteren Menschen zu halten, hilft in so einem Weltbild. Damit ist die öffentliche Debatte beendet. Wir dürfen es uns nicht so einfach machen“, so Palmer. Zudem erschwere eine „identitätspolitische Brille“ die Diskussion. In diesem Zusammenhang nannte er die „diffuse Kritik an der Gruppe der alten weißen Männer“, die soziale Unterschiede ignoriere. Er konstatierte auch ein „Auseinanderdriften der Gesellschaft“. Es sei eigentlich der Kern der offenen Gesellschaft, „dass sich alle einbringen dürfen und es keine Stigmatisierung und öffentliche Ausgrenzung gibt, solange man sich auf der Ebene des Grundgesetzes bewegt“. Dass eine Art Exkommunikation erfolge, sobald man sich nicht dem Konsens anschließe, widerspreche der Idee einer offenen Gesellschaft, so Palmer.
Palmer sieht Freiheit der Wissenschaft in Gefahr
In dem Interview sagte der Grünen-Politiker außerdem, dass er die Freiheit der Wissenschaft in Gefahr sehe. Er sehe es mit Sorge, dass Professoren wegen spezieller Forschungsfragen mit Gegendemonstrationen und Rücktrittsforderungen überzogen werden. „Diese Tendenz muss bekämpft und kritisiert werden, da heißt es das Maul aufzumachen.“ Als Beispiel nannte er die Proteste von Studenten gegen eine Konferenz der Direktorin des Forschungszentrums globaler Islam, Susanne Schröder, in Frankfurt am Main. Gleichzeitig müsse es aber „auch möglich sein, Genderstudies zu betreiben, von denen ich übrigens kein großer Fan bin, so Palmer weiter.
Von traditionellen Studentenverbindungen ist Palmer aber auch kein Fan. Das Ritual der Mensur bezeichnete er in dem Interview als „skurril“. Aus seiner Sicht transportiere die Mensur „ein Männlichkeitsbild und eine Vorstellung von Gewalt, die in unserer pazifizierten Zeit nichts verloren hat.“ Sein Appell an Corpsstudenten und andere Verbindungen lautet daher: „Werft die Florette weg oder womit Ihr auch immer kämpft. Und lasst die Frauen rein!“