Corona-Krise: Immer mehr psychische Erkrankungen bei Kindern
Seit zehn Jahren steigt die Zahl der psychischen Erkrankungen von Kindern und Jugendlichen. Mit Beginn der Corona-Krise verschärfte sich diese Entwicklung jedoch noch einmal erheblich deutlich.
Hannover. – Aufgrund der Corona-Krise steigen die Zahlen der psychischen Erkrankungen bei Minderjährigen noch stärker an, berichtete das ARD-„Mittagsmagazin“ unter Berufung auf eine Auswertung von Versichertendaten der Kaufmännischen Krankenkasse (KKH). Demnach könnte allein die Zahl der Kinder und Jugendlichen, die wegen Essstörungen behandelt werden mussten, im Jahr 2020 um rund 60 Prozent gestiegen seien. Depressionen oder Burnout könnten um 30 Prozent zugenommen haben, insgesamt geht man von einem Anstieg um mehr als 20 Prozent aller psychischen Erkrankungen aus. Allein von den rund 200.000 bei der KKH versicherten Minderjährigen befinden sich etwa 25.000 in Behandlung wegen psychischer Erkrankungen. „Hochgerechnet auf ganz Deutschland sind das rund 1,3 Millionen Kinder und Jugendliche“, wird die KKH zitiert.
Auswirkungen auf Kinder
Der traurige Spitzenreiter ist Berlin, wo der Anteil mit 13,9 Prozent am höchsten ist. Druck und Stress sind der Grund für viele der Erkrankungen, entsprechend fürchten auch viele Eltern um langfristige negative Folgen für ihr Kind durch die Corona-Krise. So gaben 77 Prozent der befragten Eltern an, dass die Krise zusätzlichen Stress bei ihren Kindern verursacht habe, wobei fehlende sozialen Kontakte als größter Stressfaktor angesehen werden. 50 Prozent fürchten um „ungünstige Auswirkungen auf die Entwicklung der Persönlichkeit“ durch die Krise, mehr als 20 Prozent befürchten psychische Erkrankungen ihrer Kinder.
Entwicklung bereits vor Corona-Krise
Die Zahl der in Behandlung befindlichen Kinder und Jugendliche steigt bereits seit zehn Jahren. Allein Depressionen haben sich von 2009 bis 2019 fast verdoppelt, die Zahl der Anpassungsstörungen stieg um 72 Prozent, Burn-out mit rund 55 Prozent und Angststörungen nahmen um 45 Prozent, Essstörungen um 13 Prozent im Lauf der zehn Jahre zu.