Deutsche Bahn im Kampf gegen rechts: „Heute müssen alle stehen“
Am vergangenen Wochenende fanden in vielen deutschen Großstädten Demonstrationen „gegen rechts“ statt. Gleichzeitig bezogen auch staatliche Unternehmen, die eigentlich der Neutralität verpflichtet sind, Stellung und ernteten dafür zum Teil heftige Kritik.
Berlin. – Am vergangenen Wochenende sorgte die Deutsche Bahn (DB) mit einer Stellungnahme in Sozialen Medien für Schlagzeilen. Auf Instagram schrieb die DB mit Blick auf die aktuelle Debatte rund um die AfD: „Liebe Fahrgäste, normalerweise versuchen wir, es euch so bequem wie möglich zu machen. Aber heute müssen wir mal unbequem sein, denn heute geht es um unsere Demokratie. Und darum, dass der Zeitpunkt gekommen ist, an dem wir alle gemeinsam für die Toleranz aufstehen müssen. Es geht darum, Stellung zu beziehen und es geht darum, dass wir als Unternehmen aus über 100 Nationalitäten nicht wortlos hinnehmen, dass sich die Geschichte wiederholt“.
Lob und Kritik für die DB
Nach 23 Stunden konnte der Beitrag bereits knapp 20.000 „Gefällt mir“-Angaben und über 1.200 Kommentare verzeichnen. Inzwischen sind es 24.641 „Gefällt mir“-Angaben und 1.777 Kommentare. Man wolle Hass keinen Platz in der Demokratie bieten und „für eine weltoffene Gesellschaft eintreten“, heißt es in der Stellungnahme weiter. „Deshalb stehen wir auf, deshalb werden wir heute laut, damit wir nie wieder da halten, wo wir nie wieder hinwollen. #NieWiederIstJetzt #DeutscheBahn“.
Der Beitrag löste in der Kommentarspalte auf Instagram eine hitzige Diskussion aus. Während sich viele Nutzer bei der DB für die geäußerte Haltung bedankten, kritisierten andere den Konzern, der eigentlich politisch neutral sein sollte, scharf. „Und seit wann genau ist Politik Aufgabe der Bahn?“, fragt etwa ein Nutzer. Ein anderer Nutzer bezeichnet es als „Wahnsinn“, dass sich ein Staatsunternehmen mit einem Aufruf gegen eine Partei „gegen die Demokratie entscheidet“. Demokratie bedeute auch, alle Meinungen zu akzeptieren, zu respektieren und gemeinsam an Kompromissen zu arbeiten und nicht Türen zuzuschlagen, die offen sein sollten und Menschen in eine Ecke zu stellen, kommentiert ein anderer. Die DB entgegnet den Kritikern: „Hey an jene, die schreiben, wir sollten uns um unsere eigenen, internen Probleme kümmern: Zum Glück kann man sich gleichzeitig mit mehreren Dingen beschäftigen.“
Auch BVG positioniert sich
Wie Nius berichtet, ist die DB nicht das einzige Unternehmen, das Stellung bezieht. Auch die Berliner Stadtreinigung, ein Landesunternehmen, veröffentlichte jüngst einen Beitrag mit dem Hashtag #niewiederistjetzt. Darin heißt es: „Bei der #BSR sorgen rund 6.200 Beschäftigte aus 40 Nationen in über 65 Berufsfeldern für eine saubere und lebenswerte Stadt, in der wir uns alle – egal, woher wir kommen – wohl und sicher fühlen können. Wir wollen, dass das so bleibt.“ Und auch die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) sprachen sich auf X (früher Twitter) gegen „Hass und Hetze“ aus. Dem Unternehmen ist bewusst, dass es aufgrund des Berliner Neutralitätsgesetzes zur Neutralität verpflichtet ist: „Als Landesunternehmen sind wir zur politischen Neutralität verpflichtet. Neutral heißt aber nicht gleichgültig. Deshalb beziehen wir klar Stellung.“