F1: Silberpfeile fahren ‚gegen Rassismus‘ in schwarzer Lackierung
Die Debatte um angeblich rassistische Paradigmen hat längst die Sportwelt erfasst. Das Formel-1-Weltmeisterteam Mercedes ändert jetzt kurzerhand den Auftritt seiner Fahrer und Autos in diesem Jahr.
Spielberg/Brackley. – Am kommenden Sonntag geht die Formel-1-Saison in Spielberg mit fast vier Monaten Verspätung los. Just kurz vor dem Doppel-Rennen in der Steiermark wartet der Branchenprimus der letzten Jahre mit einer neuen Lackierung auf. Die Autos von Lewis Hamilton und Valtteri Bottas werden fast vollständig schwarz sein, dasselbe gilt für ihre ehemals weißen Rennanzüge.
Mercedes zeigt „klares Engagement für mehr Vielfalt“
Der Mercedes-Teamchef Torger „Toto“ Wolff will mit der neuen Farbgebung ein Zeichen setzen. „Rassismus und Diskriminierung haben keinen Platz in unserer Gesellschaft, unserem Sport und unserem Team: Davon sind wir bei Mercedes fest überzeugt“, so das Credo des gebürtigen Wieners. Dass man gleich die ganze Saison in schwarz antritt, soll das „klare Engagement für mehr Vielfalt“ im eigenen Team und im Sport demonstrieren.
Der Vorstoß überrascht wenig – hat man mit dem Sechsfach-Champion Lewis Hamilton doch den ersten regelmäßig in der Rennserie auftretenden farbigen Fahrer in eigenen Reihen. Dieser hatte sich bereits im Zuge der „Black Lives Matter“-Demonstrationen lautstark zu Wort gemeldet. Sein Aufruf, vermeintlich rassistische Statuen zu stürzen, polarisierte – sein Arbeitgeber stellte sich aber hinter ihn. Hamiltons Mutter ist weiße Britin, sein Vater ist der Sohn schwarzer, grenadinischer Einwanderer.
Traditionsreiche Silber-Lackierung muss pausieren
In den vergangenen Jahren fuhr das Team stets in der traditionsreichen Silberlackierung. Dieser charakteristische Farbton geht auf die 1930er-Jahre zurück, als die naturnahe Lackierung die Landesfarbe deutscher Rennställe war. Aufgrund der Mercedes-Erfolge wurde es ein Markenzeichen. Erinnerungen an alte Farbtraditionen finden sich etwa beim Hauptkonkurrenten Ferrari, dessen legendärer Rotton ähnlichen Hintergrund besitzt – früher fuhren italienische Boliden prinzipiell in der Rennfarbe „Rosso Corsa“.
Ab den 1970er-Jahren verschwanden die historischen Rennfarben – wie das „British Racing Green“ oder der französische Hellblau-Ton allmählich von der Bildfläche. Viel öfter traten Teams nun in den Farben ihrer Hauptsponsoren auf. Dennoch gab es immer wieder Revival-Versuche oder zufällige Belegungen, wo die Rennfarben die ursprünglichen Lackierung des Herstellerlandes von Motor oder Chassis imitierten. Zuletzt waren Ferrari und Mercedes die einzigen, die sich auf die uralte Tradition beriefen.
Weiterlesen:
„Reißt sie nieder”: F1-Pilot Hamilton will ‚rassistische’ Denkmäler schleifen“ (9.6.2020)