FREILICH-Sonderheft: Auf Mensur – „Unser Band, unser Blut“
Zwei Männer stehen einander gegenüber. Der Comment bestimmt, in welchem Abstand. Diese Abmessung (lat. „mensura“) ist namensgebend für den studentischen Brauch der Mensur. Die FREILICH-Sonderausgabe „Burschenschaften“ schildert, was bei einer Mensur passiert. Die TAGESSTIMME bringt einen Auszug.
von John Hoewer
Eine erhabene Szenerie: zwei Männer, die kaum ein Meter trennt. Penibel ausgerichtet stehen sie sich gegenüber. Jeweils ein Schlepper reicht ihnen die Waffe. Stille ist angeordnet. Nur leises Flüstern ist noch zu vernehmen, letzte Worte, die den Paukanten von ihren Sekundanten zugesprochen werden. Eine gewisse Schwere liegt in der Luft. Desinfektionsmittel. Rauchschwaden, die manch einer vom Tresengespräch mit ins Pauklokal hinüberzieht. Nicht selten steht bereits der Schweiß in den Nasen, oft kann man die Luft gar schmecken, ihren Eisengehalt, den sie zehrt aus den Blutlachen, die an diesem Tag bereits vergossen wurden von anderen Waffenstudenten. Sie stehen mit wüsten Verbänden und Pflastern in der Menge, lassen sich zuprosten, während sie auf das soeben ärztlich erteilte Alkoholverbot mit großen Bierkrügen anstoßen.
Die ganze Geschichte lesen Sie in der FREILICH-Sonderausgabe „Burschenschaften“. HIER im FREILICH-Buchladen bestellen!
Dann wird es ernst. Die Mensur ist abgemessen, ausgesteckt oder genommen, mit den Korbschlägern oder den Glocken, je nachdem, aus welchen deutschen Landen die Beteiligten hier zusammengekommen sind. Ihre behandschuhten Finger sind an die Griffe der Hiebwaffen gelegt. Sie starren sich an durch die kleinen Sichtgitter metallener Schutzbrillen. Manch einer steht wie auf Appell, manch einer lockert noch einmal die Beine. Einen Ausweg gibt es nicht mehr. Kein Ausweichen, keine Ringecke, in die man sich flüchten kann. Nur eine Haltung ist erlaubt: geradestehen. Durchziehen. Es ist ein Teil der inneren Dimension jenes Schauspiels. Wer weicht oder jammert, für den endet dieses Abenteuer heute in Gram und Schmach.
Die Sekundanten gehen in Stellung. Ab sofort zieht ihr bellendes Kommando scharf: „Hoch bitte!“ Auf ihr Wort schnellen die Klingen in die Auslage. Ein letztes Einatmen. Dann ein Ruf – meistens „Los!“ –, und wie ein düster angerolltes Gewitter entladen sich die Kräfte der Kontrahenten. Es wird aufgezogen und wieder in Deckung gegangen. Es gibt ein charakteristisches blechernes Scheppern, wenn das rasende Bestreben beider Paukanten aufeinandertrifft. Funken fliegen, wenn die Klingen in der Luft aneinanderprallen. Mal zerfetzt es ein Stück der Schutzkleidung oder auch den Haarschnitt, meist akkurat gekämmt und mit besonders frischen Seiten, die dem Paukarzt sein Wirken genauso erleichtern sollen wie dem Mensurfotografen.
Mindestens vier Hiebe lässt jeder Paukant pro regulären Gang auf sein Gegenüber niederregnen. Die Anzahl der Hiebe und Gänge regelt der jeweilige Comment. Mal sind es 40, mal 60 Gänge. Ab und zu ist es auch nur einer. Wenn das Fuchteln und Wedeln der Klingen sich seinen Weg bahnt, dann klingelt es dort, wo sich das meiste abspielt bei diesem Treiben: im Kopp! Oft zunächst unbemerkt rauscht das Eisen auf die Köpfe und Stirnflächen, frisst es sich in Kinn oder Wange, wo noch immer der prominenteste Schmiss zu Hause ist. Dann obliegt es dem Entscheid von Paukarzt und Sekundant, wie zu verfahren ist. Wie schlimm ist es? Wie weit geht man? Der Paukant hat bei all dem keine Mitsprache. Bloß darum anzusuchen, doch noch ein paar Gänge stehen zu dürfen, das mag man ihm zubilligen. Und so steht mancher, bis ihm das Blut fast bis…
Wie es weitergeht, lesen Sie in der FREILICH-Sonderausgabe „Burschenschaften“: HIER im FREILICH-Buchladen bestellen!