Graue Wölfe trainierten Kinder an Wiener Kampfsportschule

Die türkisch-nationalistischen Grauen Wölfe beeinflussen Kinder nicht nur in Moscheevereinen – auch beim Kampfsport sind sie allgegenwärtig. Das zeigen neue Fotos aus einer Wiener Kampfsportschule, auf welche Die Tagesstimme bei ihrer Recherche gestoßen ist.
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Graue Wölfe trainierten Kinder an Wiener Kampfsportschule

Kinder mit Wolfsgruß in der Kampfsport-Schule. Bild: Screenshot Facebook / Bearbeitet: Die Tagesstimme

Die türkisch-nationalistischen Grauen Wölfe beeinflussen Kinder nicht nur in Moscheevereinen – auch beim Kampfsport sind sie allgegenwärtig. Das zeigen neue Fotos aus einer Wiener Kampfsportschule, auf welche Die Tagesstimme bei ihrer Recherche gestoßen ist.

Erst gestern deckte die Wiener Stadtzeitung Falter unter dem Titel „Wo Kinder zu Wölfen werden“ auf, „wie nationalistische türkische Vereine in Österreichs Moscheen Kinder indoktrinieren“. Nun tauchen wieder neue Bilder auf, auf denen zu sehen ist, wie kleine Kinder an einer Wiener Kampfsportschule den sogenannten „Wolfsgruß“ zeigen.

Graue Wölfe in Österreich

Bei diesem Gruß legt man Mittel- und Ringfinger auf den Daumen und spitzt die anderen Finger nach oben. Es ist das Erkennungszeichen der Grauen Wölfe, einer radikal-nationalistischen Bewegung aus der Türkei. Kritiker nennen sie rechtsextrem und faschistisch. Die Bewegung hat auch Ableger in Österreich: etwa die Türkische Föderation mit ihren Kultur- und Sportvereinen. „Dort, wo die Türkische Föderation arbeitet, ist der Wolfsgruß salonfähig geworden“, schreibt der Falter in seinem aktuellen Beitrag und zeigt darin Fotos aus einem  Moscheegebäude in Salzburg, wo Dutzende Kinder vor einer Wolfsfahne um den Tisch sitzen.

Wolfsgruß im Gym

Doch auch beim Kampfsport findet man Verbindungen zu den Grauen Wölfen. Wie die Recherche der Tagesstimme nahelegt, scheint man an einer Kampfsportschule in Wien-Meidling keine Probleme mit der türkisch-nationalistischen Bewegung zu haben. Auf der Homepage des Gym werden mehrere Trainer angeführt, die auf Facebook gerne mit dem Wolfsgruß posieren oder vom Osmanischen Reich träumen. Unter ihnen auch ein bekannter türkischer MMA-Kämpfer aus Wien, der laut Homepage sogar Kinder-Coach ist. Von ihm existiert zudem ein Video von einem Kampf, bei dem er mit mehreren Fans den Wolfsgruß zeigt.

Posting mit Karte des Osmanischen Reichs, Quelle: Screenshot Facebook

Darauf angesprochen erklärten die Betreiber der Kampfsportschule, die Homepage sei veraltet, die beiden Sympathisanten der Grauen Wölfe seien seit etwa einem Jahr keine Trainer mehr. Probleme mit ihnen hätte es aber nie gegeben. Sie hätten den Wolfsgruß nur bei Kämpfen gezeigt, nie im Gym. „Wir sind unpolitisch hier. Es gibt keine Politik bei uns im Sport“, betonte die Kampfsportschule am Telefon.

Dennoch sieht man auf einem Foto, wie mehrere Kinder im Gym den Wolfsgruß zeigen. Der (ehemalige) Trainer veröffentlichte das Bild auf seiner Facebook-Seite mit den Worten „My boys my wolfpack“.

Kinder posieren mit Wolfsgruß in der Kampfsportschule, Quelle: Screenshot Facebook

Die Recherche der Tagesstimme dokumentiert, dass die Ideen und Symbole der nationalistischen Grauen Wölfe nicht nur in türkischen Moscheen, sondern auch im (Kampf-)Sportbereich Fuß fassen und Einfluss nehmen.

Aufregung um Fotos aus ATIB-Moschee

Die Diskussion um den türkischen Nationalismus in Österreich begann vergangene Woche, nachdem der Falter schockierende Fotos aus einer Wiener ATIB-Moschee veröffentlicht hatte. Darauf zu sehen waren Kinder, die eine blutige Schlacht aus der türkischen Geschichte nachspielen mussten. Der Imam, der verantwortlich für diese Veranstaltung war, wurde mittlerweile aus der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGÖ) ausgeschlossen. Die offiziellen Vertreter von ATIB und der IGGÖ distanzierten sich von der Aufführung. Dennoch kündigte die schwarz-blaue Regierung nach der Falter-Recherche an, ein ATIB-Verbot zu prüfen.

Über den Autor
Julian Schernthaner

Julian Schernthaner

Der studierte Sprachwissenschafter wurde 1988 in Innsbruck geboren und lebte sieben Jahre in Großbritannien. Vor kurzem verlegte er seinen Lebensmittelpunkt ins malerische Innviertel, dessen Hügel, Wiesen und Wälder er gerne bewandert.

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