Hertha feuert Torwarttrainer wegen Migrationskritik
Migrationskritische Aussagen in einem Interview haben Zsolt Petry, Torwarttrainer des Bundesligisten Hertha BSC, den Job gekostet.
Berlin. – Hertha BSC hat Torwarttrainer Zsolt Petry mit sofortiger Wirkung freigestellt. „Hertha BSC hat die Charta der Vielfalt unterschrieben und setzt sich als Verein aktiv für Werte wie Vielfalt und Toleranz ein, weil uns diese Werte wichtig sind. Dies findet sich in den Äußerungen von Zsolt Petry, die er als unser Mitarbeiter öffentlich getätigt hat, nicht wieder“, teilte der Verein am Dienstag mit.
„Europa ist ein christlicher Kontinent“
Grund dafür sind Petrys migrationskritische Äußerungen in einem Interview mit der ungarischen Zeitung „Magyar Nemzet“. „Ich verstehe nicht, wie Europa auf die moralischen Tiefen sinken kann, die es erreicht hat. Für mich ist die Einwanderungspolitik eine Manifestation der moralischen Degradierung. Europa ist ein christlicher Kontinent, und es gefällt mir nicht, den moralischen Verfall zu sehen, der sich über den Kontinent ausbreitet“, sagte er am Montag der Zeitung.
Auch gegenüber den Liberalen fand der ehemalige Nationaltorwart Ungarns klare Worte: „Die Liberalen vergrößern den Dissens: Wer nicht glaubt, dass Migration gut ist, weil Europa von Kriminellen überrannt wird, wird schon als Rassist gebrandmarkt. Das ist nicht akzeptabel, die Meinung des anderen wird weniger toleriert, besonders wenn er eine konservative Meinung vertritt.“ Kritisch sieht er auch Aussagen des ungarischen Torhüters von RB Leipzig, Peter Gulácsi. „Die liberale Meinung von Peter Gulácsi zu Regenbogenfamilien wird von der Mehrheit der ungarischen Gesellschaft nicht geteilt. Deshalb haben viele Menschen begonnen, ihn zu kritisieren. Wenn ich an seiner Stelle wäre, würde ich mich als Sportler auf den Fußball konzentrieren und keine Stellung zu öffentlichen oder gesellschaftspolitischen Themen beziehen.“
Kritik vom Lesben- und Schwulenverband
Gulácsi hatte im Februar ein ungarisches Gesetz kritisiert, das homosexuellen Paaren die Adoption von Kindern verbietet. Drei Monate zuvor hatte das ungarische Parlament zudem den Verfassungszusatz gebilligt, wonach die Elternschaft auf Mann und Frau festgelegt ist. Dies und andere Regelungen, etwa wonach das Geschlecht einer Person ab der Geburt festgelegt wird und nicht mehr verändert werden kann, hat entsprechende Reaktionen hervorgerufen. Genauso wie auch die Aussagen Petrys, die prompt für Empörung bei Alfonso Pantisano, Bundesvorstand des Lesben- und Schwulenverbandes Deutschland und Vorsitzender der „SPD queer Berlin“, gesorgt haben. Er ist der Meinung, Hertha BSC müsse angesichts Petrys Aussagen „jetzt entschieden handeln: Homophobie und Fremdenfeindlichkeit dürfen in den eigenen Reihen nicht geduldet werden“.
Petry entschuldigt sich
Petry selbst ruderte am Dienstag bereits zurück und teilte über „Magyar Nemzet“ mit, dass er keine diskriminierenden Bemerkungen gegen homosexuelle Familien gemacht habe und die Meinung von Péter Gulácsi voll respektiere.
„Meine Aussage zur Einwanderungspolitik bedaure ich sehr und möchte all die Menschen, die bei uns Zuflucht suchen und die ich damit beleidigt habe, um Entschuldigung bitten“, wird Petry in der Hertha-Mitteilung zitiert. „Ich war sehr gerne für Hertha BSC tätig und respektiere diese Entscheidung. Ich wünsche allen bei Hertha BSC viel Erfolg für die Zukunft.“
Hertha-CEO Carten Schmidt dankte dem Torwarttrainer im Namen des Vereins für seine Arbeit und wünschte ihm für die Zukunft alles Gute.