In diesen Städten zeigt sich der Bevölkerungsaustausch besonders drastisch
Egal ob Rom, Berlin, Paris oder Stockholm – viele europäische Städte haben sich in den vergangenen Jahrzehnten demografisch verändert. FREILICH zeigt anhand fünf ausgewählter europäischer Städte, wie dramatisch die Veränderungen tatsächlich sind.
Die massive Zuwanderung nach Europa verändert die demographischen und ethnischen Strukturen unserer Gesellschaften. In immer mehr Städten bilden Menschen mit Migrationshintergrund die Mehrheit. Vor allem nicht-weiße Zuwanderer, insbesondere aus muslimischen Ländern, prägen zunehmend das Straßenbild in Europa. Diese Entwicklung wird auch als „Bevölkerungsaustausch" bezeichnet.
London
In den letzten Jahrzehnten hat London sich zu einer der am ethnisch diversesten Städte der Welt entwickelt. Laut einer Volkszählung aus dem Jahr 2021 hat die Stadt 8.799.720 Einwohner, wobei 37 Prozent davon außerhalb des Vereinigten Königreichs geboren wurden. Betrachtet man die Geschichte Londons, so wird ersichtlich, dass sich die Bevölkerung der Stadt die überwiegende Zeit aus weißen Briten zusammengesetzt hat. Nach 1948 und vor allem mit Beginn der 60er-Jahre hat sich das Bild aber drastisch verändert. So lebten im Jahr 1961 97,7 Prozent weiße Briten in der Stadt, zehn Jahre später waren es 92,6 Prozent.
1981 lag die Zahl bei 85,7 Prozent, wiederum zehn Jahre später bei 79,8 Prozent. In den Folgejahren sank die Zahl der weißen Briten kontinuierlich und lag im Jahr 2001 bei 71,15 Prozent. Im Jahr 2011 gab es erstmals Berichte darüber, dass weiße Briten mit 44,89 Prozent zu einer Minderheit in der Stadt geworden sind. Laut aktuellen Zahlen (Stand 2021) setzt sich die Bevölkerung der Stadt aus 53,8 Prozent Weißen, 20,8 Prozent Asiaten, 13,5 Prozent Schwarzen, 5,7 Prozent Gemischtrassigen und 6,3 Prozent Sonstigen zusammen. In die Kategorie der Weißen fallen neben weißen Briten aber auch Iren, Pavee (fahrende Gruppe irischen Ursprungs), Roma und Sonstige.
Mailand
Ähnlich wie London hat sich auch die bekannte Modemetropole Mailand mit ihren 1.378.689 Einwohnern (Stand 2018) verändert. Laut offiziellen Zahlen des ISTAT (Nationales Institut für Statistik) lebten im Jahr 2021 276.776 Ausländer in Mailand, was 20,1 Prozent der Einwohnerzahl entspricht. Damit hat sich die Zahl der Einwanderer in den letzten 15 Jahren verdoppelt. Während die Stadt in den 1950er- und 1970er-Jahren vor allem einen Zuzug aus ländlichen Gebieten erlebte, kamen ab den 80er-Jahren immer mehr Einwanderer aus Ländern wie Afrika, Osteuropa, Asien und Lateinamerika nach Mailand. Dementsprechend lebten in Mailand Anfang der 1990er-Jahre bereits 58.000 Menschen (vier Prozent), die nicht in Italien geboren worden sind.
Bis zum Ende des Jahrzehnts stieg diese Zahl schnell auf 117.000 Menschen (neun Prozent). Im Jahr 2019 setzte sich die Stadtbevölkerung aus 80,10 Prozent Italienern zusammen, 2,32 Prozent kamen aus anderen EU-Ländern. Die größte ausländische Gruppe kommt mit 8,21 Prozent aus Asien, gefolgt von Afrika (4,47 Prozent), Lateinamerika (3,28 Prozent), Resteuropa (1,5 Prozent) und sonstigen Ländern (0,12 Prozent). Damit hat Mailand nach Paris die zweitgrößte Gemeinde von Menschen aus Fernostasien, wobei Chinesen und Philippinos etwa ein Viertel davon ausmachen. Der Rest entfällt auf Länder wie Sri Lanka, Bangladesch, Indien, Pakistan, Iran etc. An der Spitze der afrikanischen Länder, aus denen Menschen kommen, um in Mailand zu leben, steht Ägypten, danach folgen Marokko, Senegal und Tunesien.
Barcelona
Barcelona ist mit 1.636.193 Einwohnern die zweitgrößte Stadt Spaniens und hat sich – was die Zusammensetzung ihrer Bewohner angeht – in den vergangenen sechzig bis siebzig Jahren ebenfalls stark verändert. In den 1950er-Jahren waren es Menschen aus weniger industrialisierten Regionen Spaniens, die nach Barcelona gekommen sind. 59 Prozent der Menschen, die 2016 in der Stadt lebten, wurden in Katalonien geboren, 18,5 Prozent kamen aus anderen Regionen Spaniens, 22,5 Prozent wurden nicht in Spanien geboren.
Damit hat sich die Zahl der nicht in Spanien geborenen Menschen gegenüber 2001 verdoppelt, gegenüber 1996 sogar verfünffacht. Die größte Gruppe von Einwanderern kommt aus Italien (36.276), gefolgt von China (21.658), Pakistan (20.643), Frankreich (16.940), Marokko (14.418), Kolumbien (12.290), Honduras (11.744), Peru (10.558), Venezuela (10.185) sowie den Philippinen (9.439). Wie die Zahlen zeigen, ist die pakistanische Gemeinde nach der italienischen und der chinesischen mit die größte im Land und besteht zu einem überwiegenden Teil aus Männern.
Frankfurt am Main
In Frankfurt werden seit dem Mikrozensus 2005 auch die Geburtsorte der Frankfurter Bevölkerung statistisch ausgewertet. Die Zahlen zeigen, dass damals 35 Prozent der Frankfurter Bürger auch in Frankfurt geboren wurden, der Rest war zugezogen. Unter den 221.000 gebürtigen Frankfurtern waren 88,2 Prozent Deutsche, davon elf Prozent mit Hinweis auf einen Migrationshintergrund, 11,8 Prozent hatten eine ausländische Staatsbürgerschaft. Am 31. Dezember 2008 waren insgesamt 641.153 Einwohner ihren Hauptwohnsitz in Frankfurt, 242.650 davon hatten einen Migrationshintergrund, was einem Bevölkerungsanteil von 37,9 Prozent entspricht. Nur wenige Jahre später lag diese Zahl schon bei über 40 Prozent.
Gemäß Zensus 2011 haben 44,2 Prozent der Bewohner Frankfurts einen Migrationshintergrund. Das ist der höchste Wert unter den deutschen Städten mit mehr als 300.000 Einwohnern. Unter den übrigen Großstädten ist dieser Wert lediglich in Pforzheim und Offenbach höher. Dass die Entwicklungen weiter in diese Richtung gehen, zeigen die Zahlen aus dem Jahr 2016, wo der Anteil der Bevölkerung mit Migrationshintergrund 50 Prozent erreichte, bei Kindern unter sechs Jahren betrug er bereits 2015 68 Prozent. Die größten Gruppen der mit Hauptwohnsitz in Frankfurt am Main registrierten Ausländer zum 31. Dezember 2018 sind Türken (25.395), gefolgt von Kroaten (16.286), Italienern (15.242), Polen (12.496) und Rumänen (10.779).
Wien
Aufgrund seiner Geschichte war Wien bereits in der Vergangenheit einmal der „Schmelztiegel“ Österreichs. Mit der Anwerbung und Zuwanderung von sogenannten Gastarbeitern in den 1960er- und 1970er-Jahren, aber auch durch Ereignisse wie den Fall des Eisernen Vorhangs, die Kriege im ehemaligen Jugoslawien, den Beitritt Österreichs zur EU, die Osterweiterung der EU oder die Migrationswelle rund um das Jahr 2015 wurde die Stadt erneut zum Magneten für Ausländer. Wie offizielle Zahlen zeigen, hatten im Jahresdurchschnitt 2019 von 1,862 Millionen Einwohnern rund 855.000, also 45,9 Prozent, Migrationshintergrund.
Davon waren 644.000 Zuwanderer der ersten Generation, also ebenso wie ihre beiden Eltern im Ausland geboren. Anfang 2020 waren 30,8 Prozent der Wiener Bevölkerung ausländische Staatsbürger (589.015 Personen), 36,7 Prozent wurden im Ausland geboren (701.662 Personen) und 41,3 Prozent hatten eine ausländische Herkunft – sie waren entweder ausländische Staatsbürger oder Personen mit österreichischer Staatsbürgerschaft, die im Ausland geboren wurden (790.060 Personen). Dabei waren die wichtigsten Herkunftsländer der Wiener Bevölkerung mit ausländischer Herkunft Serbien (101.888 Personen), die Türkei (76.281 Personen), Deutschland (61.945 Personen) sowie Polen (55.051 Personen).