Integration noch möglich? Lehrer berichtet von reiner „Araberklasse“ in Wien

In den Wiener Mittelschulen gibt es kaum noch deutschsprachige Klassen. Ein Lehrer berichtet nun sogar von einer reinen „Araberklasse“.

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Integration noch möglich? Lehrer berichtet von reiner „Araberklasse“ in Wien

In Wien wird es immer schwieriger, migrantische Kinder zu integrieren.

© IMAGO / photothek

Wien. – Deutschförderklassen sind seit Jahren ein umstrittenes Thema im österreichischen Bildungssystem. Kritiker wie Niki Glattauer, ehemaliger Lehrer und Schuldirektor, betonen, dass die derzeitigen Maßnahmen zur Sprachförderung nicht greifen. Glattauer weist darauf hin, dass die Probleme, die nun durch Studien belegt werden, schon lange offensichtlich sind. „Dass sie so nicht funktionieren, schreibe ich seit gefühlt 10 Jahren, dafür hätte unsereiner keine Studie gebraucht“, so Glattauer in seiner -Kolumne.

Herausforderungen in Wiener Mittelschulen

In vielen Wiener Mittelschulen gibt es mittlerweile keine Klassen mehr, in denen die Mehrheit der Schüler Deutsch als Muttersprache spricht. In rund 90 Prozent der Schulen überwiegt der Anteil der Schüler mit Migrationshintergrund. Ein Hauptschullehrer beschreibt die Situation anschaulich: „Bei uns ginge jede Klasse als Deutschförderklasse durch, wir haben seit heuer sogar eine reine Araberklasse.“. Das Hauptproblem: Es gibt keine deutschsprachigen Klassen mehr, in die Migrantenkinder integriert werden könnten. Der Lehrer schlägt daher vor, doppelt so viele Deutschklassen mit maximal zehn Schülern und zwei Lehrern pro Klasse einzurichten.

Fehlende Sprachvorbilder und Reformbedarf

Die derzeitige Regelung sieht vor, dass Schüler ohne ausreichende Deutschkenntnisse für 15 bis 20 Stunden eine eigene Deutschförderklasse besuchen, diese aber nach zwei Jahren wieder verlassen müssen und „sitzen bleiben“, wenn sie den Abschlusstest am Ende des Jahres nicht bestehen. Die restlichen zehn Stunden verbringen sie in einer so genannten „Stammklasse“. Der Nutzen ist fraglich. Eine Studie der Universität Wien zitiert ein betroffenes Kind mit den Worten: „Niemand redet mit uns, und wir reden auch nicht mit ihnen“.

Ein weiteres Problem sind die fehlenden Sprachvorbilder, wie der Wiener Mittelschuldirektor Christian Klar bestätigt. „Ich kenne sogar Gymnasiasten, die sagen 'Gemma Billa' oder 'gemma Kino'“, zitiert Glattauer den Direktor.

Forderungen nach kleineren Klassen und besserer Schulautonomie

Auch aus anderen Bundesländern wird von großen Herausforderungen in den Deutschförderklassen berichtet. Eine Grazer Volksschullehrerin erklärt in einem Ö1-Radiointerview, dass viele Kinder nicht nur kein Deutsch sprechen, sondern auch grundlegende Rechenkenntnisse fehlen: „Wir haben Kinder aus Syrien, Afghanistan, Türkei, die können als 9-Jährige nicht einmal von 1 bis 10 rechnen.“ Sie fordert daher kleinere Klassen mit maximal 12 Schülern und mehr Autonomie für die Schulen, um die Kinder bei Bedarf länger als zwei Jahre in den Deutschförderklassen zu behalten.

Die Leiterin der Studie an der Universität Wien betont, dass ein segregiertes Modell für neu zugewanderte Schüler sinnvoll sein kann, das Ziel jedoch eine möglichst rasche Integration in deutschsprachige Klassen sein sollte. Sie fordert daher einen stärkeren Fokus auf die Integration in reguläre Klassen. In vielen Städten wie Wien, Wels oder Graz gebe es solche deutschsprachigen Klassen aber kaum noch, so Glattauer abschließend.

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