Keine „Hetzjagd“ auf Migranten: Lokalzeitung widerspricht Medienberichten
In fast allen Medien war über angebliche „Hetzjagden“ auf Migranten zu lesen. Ein Lokaljournalist aus Chemnitz rückt das Bild nun zurecht. „Das hatte mit einer Hetzjagd im wörtlichen Sinne nichts zu tun.“
CHEMNITZ. Der Chefredakteur der Chemnitzer Regionalzeitung Freie Presse, Torsten Kleditzsch, widerspricht Medienberichten, wonach es am Sonntag zu „Hetzjagden auf Migranten“ gekommen sei. „Am Anfang wurden sehr viele Erzählungen weitergeschrieben, das heißt, auch in einer übertriebenen Art und Weise“, sagte Kleditzsch gegenüber Deutschlandfunk Kultur.
Einzelne Angriffe, keine „Hetzjagden“
Die Freie Presse war mit mehreren Journalisten direkt vor Ort und habe „Hetzjagden“ habe man keine beobachtet. Es habe jedoch einzelne Angriffe auf Polizisten, Linke und Migranten gegeben: „Das waren aber sehr vereinzelte Fälle aus dieser Demonstration heraus und das hatte mit einer Hetzjagd im wörtlichen Sinne nichts zu tun.“
Man wisse mittlerweile, dass es danach in der Stadt Angriffe gab – in drei Fällen würden Anzeigen vorliegen. Er wolle daher nichts beschönigen, betonte Kleditzsch. Wenn aber Medien Begriffe wie „Hetzjagd“ von Online-Blogs übernähmen und das dann sogar von der Bundesregierung verwendet werde, „dann trägt das nicht dazu bei, die Lage zu deeskalieren, sondern trägt weiter dazu bei, dass auch das Vertrauen in die etablierten Medien eher nicht gestärkt wird“.
Weitere Demonstrationen
Der Chefredakteur verwies ebenfalls darauf, dass es in Chemnitz keine Zustände wie in Hamburg beim G20-Gipfel gegeben habe. „Im Moment wenn man jetzt durch die Stadt geht, werden Sie nichts spüren“, so Kleditzsch, der davon ausgeht, dass es zu weiteren Demonstrationen kommen werde. „Das Thema wird uns sicher noch eine ganze Weile sehr ernsthaft beschäftigen.“
Für kommenden Samstag haben bereits AfD und Pegida zu einem Schweigemarsch in Chemnitz aufgerufen. Bei der Gedenkdemonstration werden Andreas Kalbitz, Siegfried Daebritz, Jörg Urban und Björn Höcke sprechen. In einem Facebook-Posting wies Höcke darauf hin, dass jedwede Art von Meinungsausdruck unterlassen werden soll. „Extremisten und Gewalttäter“ seien unerwünscht, betonte der AfD-Politiker.
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