Kritik an bpb-Video: Hat die WM 2006 Pegida begünstigt?

Die Bundeszentrale für politische Bildung hat mit einem Beitrag in den Sozialen Medien für Aufregung gesorgt. In einem Video wird die Frage aufgeworfen, ob Lukas Podolski, Jürgen Klinsmann und Co. für den Rechtsruck in Deutschland verantwortlich sind. Die Nutzer sind empört.

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Kritik an bpb-Video: Hat die WM 2006 Pegida begünstigt?
Fußballfans beim Spiel Deutschland gegen Dänemark in Dortmund.© IMAGO / Jan Huebner

Berlin. – Die Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) verfolgt nach eigenen Angaben das Ziel, das Bewusstsein für Demokratie und politische Partizipation zu fördern. Dazu greift sie historische, aber auch aktuelle Themen auf, um sie den Menschen auf unterschiedliche Weise näher zu bringen. Ein aktuelles Thema, das die bpb aufgreift, ist die Fußball-Europameisterschaft, die noch bis Mitte Juli in Deutschland stattfindet. In einem Videobeitrag auf Instagram stellt sie die provokante Frage: „Sind Poldi, Klinsi und Co. schuld am Rechtsruck in Deutschland?“

Mit Deutschlandfahnen durch Dresden

Die junge Frau, die im Video zu sehen ist, beantwortet die Frage gleich selbst: „Steile These, aber da könnte was dran sein“, sagt sie. Dazu wirft sie einen Blick zurück ins Jahr 2006, als die Welt Deutschland „vor allem für zwei angefangene Weltkriege und vielleicht noch den Mauerfall“ kannte. Schon auf diese Aussage reagierten Nutzer in den Kommentaren empört. „Wusste gar nicht, dass Deutschland beide Weltkriege angefangen hat. Fischer ist doch widerlegt. Bildung, so wichtig“, schreibt ein Nutzer auf X, wo das Video inzwischen auch kursiert.

Doch dann kam 2006 die Fußball-EM nach Deutschland. „Und da durften die Deutschen wieder Flagge zeigen, ohne dass es irgendwie nationalistisch wirkte, weil es ja nur Fußball war.“ Plötzlich habe es alle möglichen Fanartikel in Schwarz-Rot-Gold gegeben. „Ein neues Phänomen entstand. Fans trafen sich gemeinsam zum Public Viewing in Deutschlandfarben. 'Party-Patriotismus' wurde das genannt.“ Nach dem Ausscheiden der deutschen Nationalmannschaft habe sich der Patriotismus als „After-Hour-Patriotismus“ dann aber auch außerhalb des Fußballs fortgesetzt, so die Sprecherin. „Etwas weniger als zehn Jahre später laufen mit Pegida 'patriotische' Europäer mit Deutschlandfahnen durch Dresden.“ Das wäre ohne die WM 2006 nicht möglich gewesen, so der Politikwissenschaftler Clemens Heni, den die Sprecherin in ihrem Video zitiert. „Und Pegida war erst der Anfang für eine Radikalisierung der Rechten in Deutschland.“

Scharfe Kritik im Netz

Unter dem Beitrag, der auf Instagram viele Reaktionen auslöste, schreibt ein Nutzer: „Schon die Aussage, die Welt kennt Deutschland nur aus den zwei Weltkriegen und höchstens noch vom Mauerfall, halte ich für grenzwertig.“ Wie jedoch auf die Aussage eines Politikwissenschaftlers ein Konstrukt geschaffen werde, „dass die WM 2006 für Pegida und weiterführenden Rechtsradikalismus eine der Grundlagen bilden soll, halte ich für Schwachsinn und durch nichts zu belegen. Was haben wir dann nach der jetzigen EM nach Meinung der bpd (sic!) zu erwarten? Ein viertes Reich? Ein unwürdiger Beitrag für die bpd (sic!).“

Auf X schreibt wieder ein anderer Nutzer: „Das ist keine Bundeszentrale für politische Bildung, sondern eine Zentrale für politische Agitation der schlimmsten Art. Bei anderen Ländern wehen die Flaggen wie wild, aber bei uns ist es Nationalismus. Dieses Land hat ein bisschen fertig.“

„Veröffentlichung war ein Fehler“

Am Donnerstagnachmittag teilte die bpb auf Instagram dann eine Stellungnahme, in der sie erklärte, das betreffende Video gelöscht zu haben: „Wir haben das hier jüngst veröffentlichte Reel '2006 – ein Sommermärchen für den Nationalismus?' gelöscht. Die Veröffentlichung war ein Fehler. Das Video entspricht inhaltlich und in der Umsetzung nicht den Qualitätsansprüchen der Bundeszentrale für politische Bildung. Wir haben die übrigen Videos der Serie 'Politik raus aus den Stadien' ebenfalls aus dem Netz genommen und werden diese einer kritischen Qualitätsprüfung unterziehen.“

Hinweis: Dieser Beitrag wurde am 04.07.2024 um den letzten Absatz ergänzt.


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