Liederbuch: Burschenschaften veröffentlichen offenen Brief

In der Diskussion um die sogenannte „Liederbuch-Affäre“ haben die steirischen Burschenschaften am Dienstag mit einem offenen Brief reagiert.
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Liederbuch: Burschenschaften veröffentlichen offenen Brief

Bild: Burschenschaften in Graz (Quelle: Facebook / Grazer akademische Burschenschaft Arminia)

In der Diskussion um die sogenannte „Liederbuch-Affäre“ haben die steirischen Burschenschaften am Dienstag mit einem offenen Brief reagiert.

Der Brief ist eine Reaktion auf eine Petition, die mehrere Kunstschaffende wie Elfriede Jelinek, Franzobel und Karl Markovics unter dem Titel „Gegen Nazi-Liedgut und antisemitische Hetze“ zuvor veröffentlicht hatten. Die Unterzeichner forderten darin unter anderem den Rücktritt des FPÖ-Politikers Wolfgang Zanger sowie die Offenlegung aller Liederbücher österreichischer Burschenschaften.

Die Tagesstimme veröffentlicht die am heutigen Dienstagnachmittag publizierte Antwort der steirischen Burschenschaften im Folgenden ungekürzt:

„Gegen Nazi-Liedgut und antisemitische Hetze – Replik auf die Aufforderung, Liedgut offen zu legen“

„Wir, die Unterzeichner dieses offenen Briefes, wehren uns gegen den Versuch, aus historischen Liedertexten einen Skandal zu machen.

Wir halten ausdrücklich fest, dass wir sowohl Antisemitismus wie auch Nationalsozialismus oder totalitäres Gedankengut kategorisch ablehnen; dazu gehören selbstverständlich auch Lieder, die solche Ideologien verherrlichen.

Vor wenigen Tagen wurde einer Zeitung ein Liederbuch zugespielt. Die Unterzeichner kennen nicht viel mehr als die bisher veröffentlichten Textstellen. Feststeht allerdings, dass das Buch ein Sammelsurium historischer Texte beinhaltet, die aus verschiedensten Quellen stammen und welche – soweit bekannt – auch öffentlich zugänglich sind.

Zumindest eines der Lieder findet oder fand sich bis vor Kurzem sogar in den offiziellen Liederbüchern des ÖVP-nahen Mittelschüler-Kartellverbandes. Ein Teil der Persiflage auf die Österreichische Bundeshymne findet sich unter anderem in einer Bezirkszeitung der KPÖ aus dem Jahr 2012.

Die zuletzt kritisierten Lieder sind widerlich, manche sind abstoßend, manche peinlich und einige skurril. Solche Lieder gibt oder gab es in allen Schichten unserer Gesellschaft. Allen ist aber gemeinsam, dass es zu jedem Lied eine Geschichte gibt, einen historischen Zusammenhang und eine Erklärung. Diese soll aber keine Entschuldigung sein. Die Lieder sind Teil unserer Geschichte. Studentische Lieder waren als Volksdichtung immer Ausdruck der Zeit, in der diese entstanden sind, was auch das uns bekannt gewordene Vorwort zum nunmehr medial angegriffenen Buch hervorhebt.

Eines der veröffentlichten Lieder stammt aus dem Buch ‚Bonifazius Kiesewetter: Freche Verse‘, einem studentenhistorischen Werk von Waldemar Dyhrenfurth (1849-1899). Im Vorwort des 1974 beim Heyne Verlag München erschienenen Buches (einer unvollständigen Zusammenfassung der Verse) ist zu lesen: ‚Niemand wird heute mehr an Kiesewetters Versen Anstoß nehmen, wie das noch vor einiger Zeit der Fall war.‘

Der Anstoß, den die Verse heute auslösen, ist wohl der anstehenden steirischen Landtagswahl geschuldet.

Wir sind Menschen aus der Mitte unserer Gesellschaft – Anwälte, Notare, Ärzte, Unternehmer, Lehrer, Arbeiter, Angestellte und Musiker. Wir sind Steuerzahler, Kunst-, Musik-, Literaturliebhaber und Familienväter.

Wir sind gerne bereit, unsere Liedertexte zu diskutieren – sie sind allgemein erhältlich. Sie haben verschiedenste Hintergründe und wurden von unterschiedlichen Gesellschaftskreisen erdacht und schließlich rezipiert. Eine ernsthafte Auseinandersetzung damit kann daher nicht auf unser Lager beschränkt bleiben.“

Die Unterzeichner

Den Brief haben unterzeichnet (darunter finden sich nicht nur Burschenschafter, sondern teilweise auch Mitglieder anderer Verbindungstypen):
Mag. Wolfgang Auf, Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Dr. Reinhard Kienberger, Dr. Georg
Schramayer, Mag. Wolfgang Ebner, Dr. Falko Lainer, Dipl.-Ing. Christian Madritsch, Dipl.-Ing. Hans Peter Staber, Dr. Gert Korisek, Dr. Werner Krauß, Dipl.-Ing. Philipp Stegmüller, Dipl.-Ing. Georg Winter, Dr. Klaus Wiesner, Dipl.-Ing. Dr. Siegfried Wukovnig, Dr. Walter Löffler, Dr. Friedrich Helml, Dr. Karl Paul, Mag. Hans Öhlinger, Dipl.-Ing. Heinz Holzmann, Mag. Fritz Fuchs, Dr. Reinhard Frankl, Dr. Gerhard Roth, Dr. Sven Eck, Dipl.-Ing. Gottfried Burkhard, Mag. Ingo Ebner, Mag. Thomas Reiter, Mag. Florian Gaich, Mag. Wernfried Kögler, Dr. Uwe Mogel, Til Vortmann, Dipl.-Ing.
Herwig Waltensdorfer, Reg.Rat OAR Helmut Payer, Raphael Pensl, MR Dr.
Hanspeter Swoboda, Gernot Höfler, Lorenz Wolf, Felix Auf, Thomas Lierzer, Dipl.-Ing. Siegfried Kaltmann, Dr. Jörg Pferschy, Ing. Dr. Erich Mayer, Dipl.-Ing.lic.oec.HSG Hannes Hundegger, Dr. Bernhard Hundegger, Dr. Felix Aberer, Jakob Krainz, Erlung Kohl, Dr. Jochen Schachenreiter, Otto Roschker, Maximilian Gailer, Florian Zmölnig, Michael Umschaden, Gerhard Pfundner, Dr. Hans Riedl, Dipl.-Ing. Ralf Schuhmann, Dr. Gerhard Peternell, Ludwig Sickl MSc, Dr. Wolfgang Walluch, David Matti, Dr. Jörg Hutter, Dipl.-Ing. Herwig Rossin, Reinhold Schlatzer, Prof. Harald Seewann, Dipl.-Ing. Manfred Riegler, Thomas Rieser, Dr. Max Neumann, Mag. Gerhard Pichler, Andreas Mölzer, Wendelin Mölzer, Florian Sammer, Marcel Golmejer, Dr. Jörg Frey, Mag. Christopher Perk, Dr. Fritz Pinl, Richard Csaki, Dr. Kurt Kögler, Dipl.-Ing. Andreas Graf, Dipl.-Ing. Karl Schnetzinger, Dipl.-Ing. Michael Klaudy, Dipl.-Ing. Rainer Wolbank, Mag. Ludwig Fegerl, Mag. Heimo Probst, Mag. Gerhard Pichler, Michael Eichberger, Sebastian Huber, Dr. Peter Reimers, Meron Branik, Mag. Matthias Eder, Dr. Peter Schilling, Dr. Roland Bugram, Dr. Reinhard Tauber, Dipl.-Ing. Günther Knoll, Dipl.-Ing. Günter Jandl

Über den Autor
Stefan Juritz

Stefan Juritz

Stefan Juritz wurde 1988 in Kärnten geboren und lebt in der Steiermark. In Graz studierte er Germanistik und Philosophie an der Karl-Franzens-Universität. Seit 2022 ist er FREILICH-Chefredakteur.

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