Medikamentenkrise: Deutschland muss Arzneimittel aus Kamerun importieren

In Deutschland gibt es erneut massive Lieferengpässe bei Arzneimitteln. Besonders betroffen sind Antibiotika, die in der Erkältungszeit dringend benötigt werden.

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Medikamentenkrise: Deutschland muss Arzneimittel aus Kamerun importieren

Vor allem Antibiotika-Säfte für Kinder sind knapp.

© IMAGO / Lobeca

Berlin. – In Deutschland gibt es erneut massive Lieferengpässe bei Arzneimitteln. Trotz politischer Reformen zur Verbesserung der Lieferketten sind viele Medikamente weiterhin knapp, insbesondere Antibiotika. Betroffen sind vor allem Mittel, die in der bevorstehenden Erkältungssaison besonders benötigt werden.

„Ein Ende der Lieferengpässe ist nicht absehbar“, sagte Thomas Preis, Vorsitzender des Apothekerverbandes Nordrhein, der Rheinischen Post. Besonders kritisch sei die Lage bei Antibiotika: „Besondere Sorgen bereitet uns, dass jetzt schon sehr viele Antibiotika nicht lieferbar sind. Und die kalte Jahreszeit mit vielen Atemwegsinfektionen hat noch gar nicht begonnen.“ Betroffen seien derzeit auch viele Antibiotika-Säfte für Kinder. Konkret nennt der Apotheker die Antibiotika Doxycyclin und Azithromycin als Beispiele für die aktuellen Engpässe.

Ware aus Kamerun als Notlösung

Um die Lieferengpässe bei Doxycyclin zu überbrücken, wird nun auf Medikamente aus Kamerun zurückgegriffen. Das bedeutet allerdings, dass die Packungen in den Apotheken in Fremdsprachen wie Englisch, Französisch oder Portugiesisch abgegeben werden müssen. Ein deutschsprachiger Beipackzettel liegt nicht bei, sodass die Apothekenteams viel Aufklärungsarbeit leisten müssen, um eine sichere Anwendung zu gewährleisten.

Die Lage ist angespannt. „Bei jedem zweiten Rezept müssen Apotheken nach Alternativen suchen, damit die Versorgung der Patienten gesichert bleibt“, so Preis weiter. Täglich seien bundesweit rund 1,5 Millionen Patienten von den Lieferengpässen betroffen. Die Suche nach Ersatzpräparaten koste nicht nur Zeit, sondern erschwere auch die Versorgungssicherheit im Land.

Gesetzliche Maßnahmen ohne spürbare Wirkung

Um solchen Engpässen entgegenzuwirken, hatte der Bundestag bereits im vergangenen Jahr eine Reihe von Maßnahmen beschlossen. Dazu gehörte unter anderem eine längere Bevorratung von Arzneimitteln und Antibiotika in Krankenhaus- und krankenhausversorgenden Apotheken. Außerdem sollten Pharmaunternehmen Anreize erhalten, Reserveantibiotika zu entwickeln. Doch diese Maßnahmen zeigen bislang kaum Wirkung, wie Preis bedauert. „Das Lieferengpassbekämpfungsgesetz (ALBVVG) ist seit gut einem Jahr in Kraft, zeigt aber fast keine Wirkung.“

Der Vorsitzende der Apothekerkammer fordert nun entschlossenes Handeln. „Politik und pharmazeutische Hersteller müssen jetzt endlich für stabile Verhältnisse sorgen“, appelliert Preis. Die anhaltende Unsicherheit bei der Arzneimittelversorgung könne langfristig die Gesundheit vieler Menschen gefährden – vor allem, wenn sich die Engpässe in der bevorstehenden Erkältungssaison weiter verschärfen.

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