Neuerlich Hausdurchsuchung bei Identitären-Chef Sellner
Am Montagabend berichtete Martin Sellner, der Leiter der patriotischen Identitären Bewegung (IBÖ) davon, dass Beamte in Verbindung mit Ermittlungen zum Attentat in Christchurch seine Wohnung in Wien durchsucht hätten.
Wien. – Der mutmaßliche Grund für die Maßnahme ist unglaublich: Nach Angaben Sellners beruft man sich dabei nämlich auf eine „unverhältnismäßig hohe Spende“ zum Jahresanfang 2018, welche der damals völlig unbekannte spätere Neuseeland-Attentäter offenbar tätigte. Der patriotische Aktivist beteuert gleichzeitig, den Mann niemals getroffen zu haben.
Hausdurchsuchung wegen erhaltener Spende
Darüber hinaus bedankte sich Sellner – wie bei allen Spendern üblich – für die Zuwendung. Dies gilt nun offenbar als Anlassfall für Ermittlungen. Die Vorwürfe sind schwerwiegend – angeblich Gründung beziehungsweise Unterstützung einer terroristischen Vereinigung. Andere Funktionäre sind nach Identitären-Angaben von den Ermittlungen vorerst nicht betroffen.
Als er dies feststellte, wollte er den Umstand offenbar bei den Behörden melden – diese waren jedoch schneller. Untergekommen sei ihm die Auffälligkeit bei der derzeit abgearbeiteten Jahresbuchhaltung. Die Exekutive beschlagnahmte offenbar mehrere Datenträger und elektronische Gegenstände. In einem Video erklärt er die Abläufe:
Ermittlungen offenbar neuerdings aus Graz
Maßgeblich hierfür soll Sellner zufolge mit der Staatsanwaltschaft Graz eine alte Bekannte sein. Diese blitzte im Vorjahr in einem Mammutprozess mit einer Anklage wegen Bildung einer kriminellen Vereinigung und Verhetzung insbesondere auf Basis einiger provokanter Spruchbändern.
Alle siebzehn angeklagten Aktivisten wurden damals von den Hauptanklagepunkten freigesprochen, mittlerweile rechtskräftig. Der Richter befand damals auch, dass eine Gruppe, deren Tätigkeiten im Kernbereich legal sind, keine kriminelle Vereinigung bilden könnten. Dies würde überdies sogar bei kleineren Gesetzesverstößen zutreffen.
Sellner vermutet gezielte Verwicklung
Weshalb die Spende geschah ist unterdessen unklar. Sellner selbst vermutet, dass der Todesschütze von Christchurch ihn nicht unterstützen, sondern „in die Sache hineinziehen wollte“. Als Indiz dafür sieht er, dass sich Tarrant in seinem Manifest nämlich über friedliche patriotische Bewegungen wie die Identitären lustig mache.
Außerdem erwähnt der Terrorist dort als dediziertes Ziel, ein Klima der Repression gegenüber Patrioten erschaffen zu wollen – in der Hoffnung, diese würden sich ebenfalls radikalisieren. Wie Sellner in seinem Video feststellte, gingen solche Maßnahmen nun offenbar los. Bereits im Laufe der Vorwoche hatten mehrere Journalisten und einschlägige linksgerichtete Akteure ein vermeintliches Näheverhältnis unterstellt.
Sellner und Identitäre bekunden Gewaltfreiheit
Die damals gespendete Summe will Sellner nun „an eine karitative Organisation“ spenden. Er habe jedenfalls nichts mit dem Terroristen in Neuseeland am Hut, kenne diesen nicht. Dies erscheint glaubwürdig: Sowohl vor dem Attentat als auch danach unterstrich Sellner stets seine Ablehnung politischer Gewalt.
In diese Richtung zielte auch eine Aktion der Identitären am vergangenen Donnerstag in Wien. In einer Aussendung erklärte die Gruppierung sich
„entschieden gegen jeden Terror und jede Form der politischen Gewalt”. Gleichzeitig warnte sie vor einer Tabuisierung der Debatte über die demographischen Veränderungen in Europa – Die Tagesstimme berichtete.