Nobelpreisträgerin: Queer-Beauftragter hat Grundkurs in Biologie verpasst
Für die Biologin Christiane Nüsslein-Volhard ist ganz klar: Es gibt nur zwei Geschlechter. Diese biologischen Grundlagen seien nicht zu ändern. Alles andere sei „Wunschdenken“, erklärt die Nobelpreisträgerin in einem EMMA-Interview.
Berlin. – Die Biologin und Medizin-Nobelpreisträgerin Christiane Nüsslein-Volhard hat dem Queer-Beauftragten der deutschen Bundesregierung, Sven Lehmann, biologische Unkenntnis vorgeworfen. Der Grünen-Politiker hatte zuvor in einem WELT-Beitrag die Tatsache der biologischen Zweigeschlechtlichkeit bestritten und als „unwissenschaftlich“ abgetan. Mit dieser Aussage konfrontiert, sagte Nüsslein-Volhard im Interview mit der Zeitschrift EMMA: „Da hat Herr Lehmann vielleicht in den Grundkurs in Biologie verpasst.“
Es gibt nur zwei biologische Geschlechter
Und genau diesen Grundkurs holt die Biologin im Interview kurz nach. Sie betont darin, dass es wie bei allen Säugetieren auch beim Menschen nur zwei biologische Geschlechter gebe, nämlich „das eine Geschlecht, das die Eier produziert, zwei X-Chromosomen hat. Das nennt man weiblich. Und es gibt das andere, das die Spermien produziert, ein X- und ein Y-Chromosom hat. Das nennt man männlich.“ Wenn sich ein Ei mit einem Spermium vereinige, entstehe ein neues Wesen. Auch intersexuelle Menschen seien kein drittes Geschlecht, weil sie sie Merkmale beider Geschlechter hätten.
Innerhalb des biologischen Geschlechts gebe es natürlich eine große Bandbreite. „Es gibt sehr ‚feminine‘ Männer und sehr ‚maskuline‘ Frauen, was nicht nur mit kulturellen Faktoren, sondern unter anderem auch mit unterschiedlichen Hormonleveln zu tun hat. Da gibt es ein Riesenspektrum. Das ist ja gerade das Spannende“, so Nüsslein-Volhard im Interview.
Nüsslein-Volhard warnt vor Hormongabe
Das eigene Geschlecht einfach zu ändern, bezeichnet die Biologin jedoch als „Wunschdenken“. Menschen würden weiterhin „XY oder XX“ bleiben. „Das Entscheidende dabei ist, dass die Tatsache, ob man ein Y-Chromosom hat, schon in der Schwangerschaft auf die Entwicklung des Embryos wirkt und natürlich auch beim Heranwachsenden“, stellt die Medizinerin klar. Zwar könne man durch Hormongabe erreichen, dass zum Beispiel ein Mädchen eine tiefe Stimme und einen Bartwuchs bekommt. „Aber davon wachsen dem Mädchen keine Hoden und es keine Spermien produzieren. Und biologische Männer produzieren auch durch Hormongabe keine Eier und können keine Kinder gebären.“ Das Problem entstehe, wenn es zu irreversiblen Eingriffen komme. „Hormone verursachen im Körper sehr, sehr viel – auf den verschiedensten Ebenen, physisch wie psychisch. Das ordentlich zu dosieren und ständig zu nehmen, halte ich für außerordentlich gewagt“, warnt Nüsslein-Volhard. Der Körper könne auf Dauer nicht gut damit umgehen. „Hormone zu nehmen, ist prinzipiell gefährlich“, betont die Biologin.
„Die biologischen Grundlagen sind absolut nicht zu ändern“
Gefragt, ob sie es richtig fände, dass der Gesetzgeber Menschen eine sogenannte Geschlechtsumwandlung ermöglicht, antwortete Nüsslein-Volhard: „Der Gesetzgeber kann gar keine Geschlechtsumwandlung ermöglichen. Er sagt nur: Diese Frau darf ab jetzt behaupten, sie sei ein Mann. Und umgekehrt. Die biologischen Grundlagen sind absolut nicht zu ändern.“
Auch widersprach sie einem Urteil des Bundesverfassungsgerichts aus dem Jahr 2017. Darin hieß es, es bestehe in den medizinischen und psychosozialen Wissenschaften weitgehend Einigkeit darüber, dass sich das Geschlecht „nicht allein nach genetisch-anatomisch-chromosomalen Merkmalen bestimmen oder gar herstellen“ lasse, sondern von „sozialen und psychischen Faktoren mitbestimmt“ werde. Nüsslein-Volhards deutliche Antwort: „Das ist Unfug. Wie man sich fühlt, das lässt sich durch soziale und psychologische Umstände ändern. Das biologische Geschlecht aber eben nicht. Das ist dort, wo wirklich Wissenschaft betrieben wird, auch völlig unstrittig.“