ORF-Kabarettist empört mit geschmacklosem Haider-Witz
Der mehrfach preisgekrönte und seit Jahren in ORF-Produktionen mitwirkende Kabarettist Florian Scheuba sorgte am Mittwoch auf Twitter mit Äußerungen über den verstorbenen Jörg Haider für Unverständnis.
Wien. – Einen Tag vor dem heutigen 10. Todestag des bei einem Autounfall im Amt verstorbenen ehemaligen Kärntner Landeshauptmann Jörg Haider (FPÖ/BZÖ) machte sich Scheuba über dessen Todesumstände lustig. Dabei nahm er auch Bezug auf eine zum geflügelten Wort gewordene Äußerung des Haider-Stellvertreters und Nachfolgers Gerhard Dörfler. Dieser sagte einen Tag nach dem Ableben seines Parteikollegen einst, in Kärnten sei „die Sonne vom Himmel gefallen“.
Umstrittener Scheuba-Tweet
Scheuba, der derzeit mit zwei Zunftkollegen in der Sendung Wir Staatskünstler zu sehen ist, nutzte den runden Gedenktag für eine Spitze in Richtung Haider. Dabei scheute er sich nicht auf dessen mutmaßliche Alkoholisierung und überhöhte Geschwindigkeit beim Unfall anzuspielen. Als Pointe verwendete schließlich eine Formulierung, die von vielen als homophob eingestuft wurde.
Es heißt, in Kärnten sei einst die Sonne vom Himmel gefallen. Dabei hatte sie 142km/h, 1,8 Promille und war noch wärmer, als man zuvor geglaubt hatte.
— Florian Scheuba (@florianscheuba1) 10. Oktober 2018
Shitstorm: „Homophob“ und „primitiv“
Nachdem der Komiker diesen misslungenen Witz absetzte, hagelte es Kritik von allen Seiten. So erinnerte so mancher Kommentator an den Grundsatz, dass man sich über Tote nicht abfällig äußere. Dies gelte selbst dann, wenn man den Verstorbene nicht möge:
Man kann Haiders Politik durchaus noch heute kritisch gegenüber stehen und den tödlich verunglückten Politiker posthum nicht mögen. Allerdings auf einen Toten in derartiger Form hinzutreten, zeugt von außerordentlicher Primitivität und hat mit Satire nichts zu tun.
— erstaunlich_at (@erstaunlich_at) 10. Oktober 2018
Anderen Usern wiederum stieß die vermeintlich schwulenfeindliche Diktion des Scheuba-Tweets sauer auf:
Haha wie lustig ein Mensch ist gestorben, also noch tiefer geht’s ja nicht!
Und wenn Hr. Haider wirklich schwul gewesen ist, haben sie leicht was dagegen oder warum muss man das betonen? Letzklassiger „Witz“— PezZzZ (@Miss_PezZz) 10. Oktober 2018
Als schwuler Mann find ich die Bezeichnung warm als total beleidigend. Wie sollen junge Menschen verstehen, wie verletzend Sprache sein kann, wenn prominente Kabarettisten meinen, mit #Homophobie punkten zu können. Ich werde in Zukunft um Hrn #Scheuba einen großen Bogen machen
— Frank (@grawutzl) 11. Oktober 2018
Einig war man sich weithin, dass mit diesem Witz das zulässige Niveau für Kabarett unterschritten wurde:
Unfassbar pietätlos und letztklassig, Herr Staatskünstler. ??♂️
— Christian Höbart (@Hoebi75) 10. Oktober 2018
Egal wie man zu Haider stehen mag – aber das ist einfach nur primitiv.
— Philipp Depisch (@PDepisch) 10. Oktober 2018
Ein Kommentator hoffte sogar, dass der ORF die Konsequenzen aus dem geschmacklosen Witz ziehen würde:
Wie würdest DU dich fühlen wenn man über dich so etwas sagt? Das ist echt das letzte!!!
Hoffentlich sperrt man dich im tv— Kevin (@Kevin83868241) 11. Oktober 2018
Leben und Tod Haiders: Zahlreiche Mythen
Die Mutmaßungen, wonach Haider versteckte homosexuelle Präferenzen gehabt hätte, kursierten bereits zu Lebzeiten, vor allem in linken Kreisen. Den Startschuss der Debatte um Haiders Sexualität lieferte ausgerechnet die spätere Literatur-Nobelpreisträgerin Elfriede Jelinek in einem Interview mit der Berliner Morgenpost im Jahr 2000. Seitdem wurde das Thema immer wieder aufgewärmt – etwa im profil kurz nach Haiders Tod. Der Politiker selbst bestritt die Gerüchte stets.
Auch um die Todesnacht selbst ranken sich weiterhin zahlreiche Mythen. Dazu gehört auch die Umstand, dass der Landesvater noch wenige Stunden vor seinem Tod in einer Schwulenbar eingekehrt sein soll. Teilweise nährten später sogar ehemalige Weggefährten die Spekulationen. Demgegenüber stehen auch Theorien mancher Sympathisanten und Verschwörungstheoretiker, welche an der offiziellen Version eines Unfalltodes starke Zweifel erheben.