Protest: Gruppe von Ärzten gegen Impfstoff von AstraZeneca
Viele der Ärzte drohen aktuell sogar mit einer Schließung ihrer Ordinationen, wenn ihr Protest von der Landesregierung weiterhin nicht gehört wird.
Salzburg. – In Salzburg will eine Gruppe von knapp 50 niedergelassenen Ärzten nicht mit dem AstraZeneca-Impfstoff, sondern mit dem von Biontech und Pfizer geimpft werden. Die Landesregierung erteilte dieser Forderung jedoch eine Absage, denn niemand könne sich den Impfstoff aussuchen. Nun überlegen die Ärzte sogar auf die Straße zu gehen, um gegen die Landesregierung zu protestieren.
Protest-Gruppe organisiert sich
Die Ärzteschaft schrieb wegen der Impfung etliche Briefe an die Landesregierung – meist ohne Antwort. Mittlerweile schlossen sich in einer WhatsApp-Gruppe mehr als 50 in Salzburg niedergelassene Ärzte zusammen, um sich zu organisieren. Dass es in der Ärzteschaft Unmut gibt, weiß auch Ärztekammerpräsident Karl Forstner. Aus seiner Sicht ist der Grund jener, dass die Zulassungsstudien für den AstraZeneca-Impfstoff anfangs eine Wirksamkeit von etwa 60 Prozent ergeben hätten, diese bei jenen von Pfizer und Moderna hingegen bei 90 Prozent liege. Neuere Untersuchungen attestierten dem AstraZeneca-Impfstoff mittlerweile aber eine bessere Wirksamkeit, so Forstner.
„AstraZeneca ist ein sicherer Impfstoff“
„Es gibt keine Gruppe, die sich den Impfstoff aussuchen kann. Der Impfstoff ist ein rares Gut und wir müssen möglichst schnell alles verimpfen, damit wir die Pandemie schnell bekämpfen“, erklärte indes Landesgesundheitsreferent Christian Stöckl (ÖVP) am Donnerstagabend im „Salzburg heute“-Interview. Das Land Salzburg habe außerdem keine Handhabe, an der Impfstoffverteilung etwas zu ändern. Die sei vom Bund genau vorgeschrieben. Stöckl verweist zudem auf eine neue wissenschaftliche Arbeit zum AstraZeneca-Impfstoff.
Der Infektiologe Richard Greil vom Salzburger Uniklinikum zeigte kein Verständnis für die Proteste seiner Kollegenschaft: „Der AstraZeneca-Impfstoff ist zum derzeitigen Zeitpunkt ein sicherer, in einem hohen Ausmaß wirksamer, sehr gut geprüfter Imfpstoff. Es wäre vollkommen irrational, auf einen nicht vorhandenen oder derzeit nicht lieferbaren Impfstoff zu warten und sich in dieser Zeit – obwohl man einen anderen Impfstoff zur Verfügung hat – einem höheren Risiko für Infektion und unter Umständen schwere Erkrankung oder Tod auszusetzen“, so Greil.
Ärzte drohen mit Ordinationsschließung
Die Gruppe der niedergelassenen Ärzte gibt sich trotzdem nicht zufrieden. Sie kritisiert neben dem „Chaos“ bei der Impfung auch den Verlauf der Organisation im Bundesland seit Beginn der Pandemie. Fast immer sei auch Fach- und Hausärzteschaft vergessen worden. Etliche von ihnen drohen auch mit einer Schließung ihrer Ordinationen, wenn sie von der Landesregierung nicht gehört werden. „Es ist das Gefühl hier, nicht die Wertschätzung zu erhalten, die man verdient. Es ist auch nachvollziehbar, dass eine Ärzteschaft hier wirklich sauer ist“, schätzt Ärztekammer-Präsident Forstner die Stimmungslage ein.