„Scheinheilig“: Wagenknecht attackiert Kritiker der Essener Tafel
Sahra Wagenknecht hält die Debatte über den Aufnahmestopp für Migranten bei der Essener Tafel für „scheinheilig“. Auf ihrer Facebook-Seite nahm die Fraktionsvorsitzende der Linkspartei ihre Kollegen in die Pflicht, über ihre eigene Mitverantwortung nachzudenken.
In der Diskussion um den Aufnahmestopp von Migranten bei der Essener Tafel hat sich nun auch Sahra Wagenknecht, Fraktionsvorsitzende der Linkspartei im Bundestag, zu Wort gemeldet. Auf Facebook zeigte sie Verständnis für die Maßnahme der Tafel, bis auf Weiteres nur mehr Deutsche als Neukunden aufzunehmen:
„Kritiker sollen über Mitverantwortung nachdenken“
„Was für eine scheinheilige Debatte über den Aufnahmestopp bei der Essener Tafel! Statt sich öffentlichkeitswirksam zu empören, sollten Kritiker wie die amtierende SPD-Sozialministerin Katarina Barley lieber mal über die eigene Mitverantwortung dafür nachdenken, dass im heutigen Deutschland derart viele Menschen auf die Hilfe von Tafeln angewiesen sind“, so Wagenknecht auf ihrer Facebook-Seite.
Unter den Hilfsbedürftigen seien viele Ältere und alleinerziehende Mütter.
„Das ist doch Folge der Zerstörung des Sozialstaates, Folge der vielen Rentenkürzungen und der Einführung von Hartz IV. Dass es in einem reichen Land wie Deutschland inzwischen Verteilungskonflikte um den Zugang zu abgelaufenen Lebensmitteln gibt, ist doch der eigentliche Skandal“, kritisierte die Linkspolitikerin weiter.
Es könne nicht sein, dass die Ärmsten jetzt auch noch die Hauptlasten der Zuwanderung tragen sollen. Nicht die Essener Tafel, sondern diese „fahrlässige und unverantwortliche Politik“ vergifte das politische Klima.
„Inakzeptabel und rassistisch“
Kein Verständnis für die Tafel zeigte hingegen Wagenknechts Parteikollegin Caren Lay. Auf Twitter bezeichnete die stellvertretende Partei- und Fraktionsvorsitzende die Maßnahme der Essener Tafel als „inakzeptabel“ und „rassistisch“.
Die Augrenzung von MigrantInnen von der #EssenerTafel ist inakzeptabel und rassistisch. Wir dürfen nicht zulassen, dass die Ärmsten gegeneinander ausgespielt werden. Es ist genug Essen für alle da! #LINKE
— Caren Lay (@CarenLay) 24. Februar 2018
Merkel kritisiert Essener Tafel
Ebenfalls zu Wort meldete sich Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU). In einem RTL-Interview kritisierte die CDU-Chefin das Vorgehen der Tafel:
„Da sollte man nicht solche Kategorisierungen vornehmen. Das ist nicht gut“, so Merkel.
„Ich bin kurz davor, hinzuschmeißen“
Seit Jänner nimmt die Armenspeisung „Essener Tafel” nur noch deutsche Hilfsbedürftige als Neukunden an (Die Tagesstimme berichtete). Laut eigenen Angaben sind bereits 75 Prozent der Bedürftigen Ausländer. Bis zwischen deutschen und ausländischen Bürgern wieder ein ausgeglichenes Verhältnis besteht, soll die Maßnahme bestehen bleiben.
Nachdem die Essener Tafel für heftige Diskussionen in den Medien gesorgt hatte, besprühten bisher unbekannte Täter in der Nacht auf Sonntag sechs Tafel-Fahrzeuge und die Eingangstür der Tafel mit Parolen wie „Fuck Nazis“. Der Staatsschutz ermittelt. Nach den Vorfällen sagte der Tafel-Chef Jörg Sartor gegenüber der Bild-Zeitung: „Es hat mir hier immer Spaß gemacht. Aber ich habe keinen Bock mehr, man verliert einfach die Lust! Ich bin kurz davor, hinzuschmeißen.“