Schmähplakate: Wiener Arzt beklagt „persönliche Hetze von Linken“
Der Wiener Internist und ehemalige Nationalratsabgeordnete Dr. Marcus Franz ist seit Kurzem das Ziel einer Kampagne gegen seine Person. In der Nähe seiner Ordination in Wien-Hietzing hängten Unbekannte mehrere Schmähplakate auf. Dieser vermutet „anonyme Linke“ als Urheber der Aktion.
Wie die Krone am Donnerstag berichtete, machen die Sujets dem beliebten Arzt insbesondere vermeintliche Ansichten und Aussagen zum Vorwurf. Franz genießt in seinem Zivilberuf einen hervorragenden Ruf und saß in der vergangenen Legislaturperiode im Nationalrat – zunächst für das Team Stronach, dann zeitweise für die ÖVP und zuletzt als „wilder Abgeordneter“. Mit wertkonservativen und provokanten Aussagen in sozialen Medien zieht er aber immer wieder den Unmut seiner Kritiker auf sich.
Schwere Unterstellungen
Einem breiteren Publikum ist Franz etwa durch seine einstigen Kommentare zur Debatte rund um eine Gesetzesnovelle zum Thema sexuelle Belästigung im Jahr 2015 bekannt. Auf seinem Twitter-Profil stieß er sich dabei vehement am weitreichenden Umfang des neuen Gesetzestextes, welcher deshalb im Volksmund den Spitznamen „Po-Grapsch-Paragraph“ bekam. Mit markigen Aussagen, etwa dass Pograpschen „zur Hochzeit führen“ könne und dies bei ihm der Fall gewesen sei, wollte er dabei die empfundene Pauschalität der damaligen Novelle überspitzt anprangern.
In den Plakaten gegen seine Person wird ihm jedoch nun deshalb vorgeworfen, „stolz auf seine sexuellen Übergriffe“ zu sein. Weiters finde er angeblich Homosexualität „moralisch verwerflich“, spreche Frauen „das Recht auf Abtreibung“ ab und halte Kinderlosigkeit für „amoralisch“. Damit sei der Mediziner nach Ansicht der Ersteller „gegen die Selbstbestimmung von Menschen“. Deshalb fordere man die Allgemeinheit, sich gegen Franz zu stellen: „Sei du gegen Marcus Franz!“
Franz: „Persönliche Hetze von Linken“
Auch wenn die Verdächtigen der persönlichen Kampagne gegen Franz bislang unbekannt sind, vermutet das Opfer „anonyme Linke“ als Urheber. Auch der Hinweis am Plakat, er sei angeblich ein „Fundamentalist“ und unterstütze mutmaßlich eine „rechtsextreme Gruppe“, könnte diese Einschätzung stützen. Der frühere innenmedizinische Primarius und Direktor des renommierten Hartmannspitals in Wien-Margareten empfindet die nunmehrige „persönliche Hetze“ als Beigeschmack einer „linken Wirklichkeit“ und wertet die gesamte Aktion als „existenzbedrohend“.
Persönliche Hetze von Linken: diese Plakate hängen auf der Hietzinger Hauptstraße, in der Nähe meiner Ordination. Das ist die linke Wirklichkeit – der Angriff auf Personen. pic.twitter.com/qdTJwq4R22
— Marcus T. Franz (@M_T_Franz) 14. Juni 2018
Viel Solidarität in sozialen Medien
Direkt nachdem Franz die schweren Vorwürfe gegen seine Person publik machte, formierte sich in sozialen Medien eine breite solidarische Front hinter dem Arzt. Viele Kommentatoren – dadurch auch zahlreiche, welche über einen abweichenden Wertekomplex verfügen – sprachen sich gegen die entsprechende Aktion aus. Sylvia Steinitz, Redakteurin für die tendenziell als mitte-links geltende deutsche Zeitschrift stern bekundete etwa, dass ihr die Plakate „Angst vor der österreichischen Linken“ machten – obwohl sie sich selbst grundsätzlich zu diesem Spektrum zähle:
Wir haben hier schon oft über @M_T_Franz diskutiert, meine Kelche mit ihm sind Legende. Aber das hier ist 1. strafbar, und 2. macht es mir Angst vor der österreichischen Linken, zu der ich mich selbst zähle pic.twitter.com/dfbhxzrepT
— S. M. Steinitz (@smsteinitz) 14. Juni 2018
Wie Franz am Donnerstagmittag auf Twitter mitteilte, konnten die Plakate mittlerweile entfernt werden. Er plant, diese zeitnah an die Polizei zu übergeben, in der Hoffnung, dass die modernen Methoden der Spurensicherung auch Anhaltspunkte auf die Urheberschaft geben könne. Er behält sich außerdem rechtliche Schritte gegen allfällig ausgeforschte Tatverdächtige vor.