Skandal: ‚Funk‘-Video verharmlost Abtreibung und Sterilisierung

Wer schon immer einmal wissen wollte, in welche Projekte sein Rundfunkbeitrag fließt, hat jetzt eine neue Chance sich zu wundern. Ein Video aus der öffentlich-rechtlichen Jugendschiene ‚Funk‘ verstört mit der Direktheit seiner Aussagen.
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Skandal: ‚Funk‘-Video verharmlost Abtreibung und Sterilisierung

Eine der Frauen spricht im Video von ihrer Sterilisierung, als wäre es das normalste der Welt. Bild. Screenshot Youtube.] (Video: „Kein Bock auf Kinder? So what!?“)

Wer schon immer einmal wissen wollte, in welche Projekte sein Rundfunkbeitrag fließt, hat jetzt eine neue Chance sich zu wundern. Ein Video aus der öffentlich-rechtlichen Jugendschiene ‚Funk‘ verstört mit der Direktheit seiner Aussagen.

Eine neue Folge des Formats Deutschland 3000 erregt derzeit in sozialen Medien die Gemüter der Menschen. Mit deutlichen Worten wird darin die „selbstbestimmte“ Entscheidung freiwilliger Kinderlosigkeit deutscher Frauen beworben. Dem nicht genug: Ganz offen wird das Reizthema Abtreibung verharmlost – und zwei der Frauen sprechen von ihrer Sterilisierung. Die Sparte ‚Funk‘ wird zu zwei Dritteln von der ARD und einem Drittel vom ZDF finanziert und soll Menschen von 14 bis 29 Jahren ansprechen.

Gewählte Kinderlosigkeit als angebliche Emanzipation

Gleich in der Vorstellung des von der Moderatorin Eva Schulz begleiteten Videos machen sich die Frauen lustig über Sprüche, wonach der Kinderwunsch mit dem richtigen Partner kommen könnte. Eine davon bezeichnet es als „glückliches Leben“, seitdem sie unfruchtbar sei. Sie sprechen von einer frühen Entscheidung für die Kinderlosigkeit sowie von Trennungen, wenn der Partner eine andere Ansicht dazu hatte.

Dass gerade Akademikerinnen oft keine Kinder haben, finden die Frauen ganz in Ordnung. Die Karriere sei wichtiger, außerdem hätte man etwa bei einem Studium schon genug zu tun, sodass kein Kind reinpasse. Eine der Frauen sieht diesen Umstand sogar als emanzipatorisches Zeichen, dass Frauen „nicht mehr nur da sind, um Kinder zu gebären“. Wer dachte, es handle sich um eine ganz normale Feminismusdebatte sollte noch überrascht werden.

Verhütung und Sterilisierung auf Krankenkasse?

Denn das nächste Thema am Menü ist Sterilisierung. Es wird angesprochen, dass diese relativ teuer sei und die Krankenkasse die Kosten nicht übernehme. Eine der Frauen erhofft sich mit einem strahlenden Lächeln, diesen Eingriff vornehmen zu lassen, sobald sie es sich leisten könne. Problematisiert wird auch, dass Frauen für Pille & Co. bezahlen müssen: „Ideal wäre es, wenn Verhütung einfach komplett von der Krankenkasse übernommen wird. “

Richtig starker Tobak ist dann aber die Geschichte einer der Damen. Diese stellt klar, dass ihre Antwort auf die Frage nach einer ungewollten Schwangerschaft stets gewesen sei, dass sie natürlich „sofort abtreiben“ lasse. Aus diesem Grund hätte sie sich vor einem halben Jahr sterilisieren lassen. Dass bis zu 13 Prozent aller Frauen den Eingriff bereuen, beschwichtigen sie. Eine Sprecherin meint, dass es sie beruhige, wenn sie weiß, es könne „nichts mehr passieren“. Diese Frau arbeitet übrigens in einer Vorschule.

Abtreibung und Sterilisation als „Selbstbestimmung“

Dem Vorschlag, die Steuer für Kinderlose zu erhöhen, den Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) vor anderthalb Jahren kurz in den Raum warf, können sie nichts abgewinnen. Immerhin bezahle man mit seinen Steuern ja bereits Kindergarten und Schulen, so eine Frau im abfälligen Tonfall. Das Ziel sei hingegen „mehr Selbstbestimmung für die Frau“. Gewollte Kinderlosigkeit bei Frau sei „eines der letzten großen Tabus“. Die Gesellschaft solle doch einfach verstehen, dass kinderlose Menschen auch glücklich sein könnten, so die Ansage.

Weitere Funk-Videos über Sterilisation und Abtreibung

Im Abspann wird dann noch auf das Video eines anderen Funk-Kanals verwiesen, in der eine der Beteiligten über ihre Sterilisierung spricht – und das Aufwachen danach als „Glücksmoment“ beschreibt. Sie erzählt dort sogar, dass sie sich ihre Sterilität bereits tätowieren habe lassen. Das zweite verlinkte Video ist eines aus demselben Format, wo Frauen über ihre Erfahrung mit einer Abtreibung sprechen und für Tabulosigkeit, das Recht auf Abtreibung und ein Ende des Werbeverbots plädieren.

Immer wieder ist darin von Selbstbestimmung und Feminismus die Rede: „Wenn Männer diese biologische Funktion hätten, gäbe es an jeder Ecke eine Abtreibungsklinik“. Zwar erwähnen die Frauen Schuldgefühle, aber auch dass es die „absolut richtige Entscheidung“ gewesen sei. Kritische Stimmen, etwa von Frauen, die eine Abtreibung bereuten, kommen dabei nicht zu Wort. Nicht einmal andere Optionen, wie etwa eine Freigabe zur Adoption nach der Geburt werden erwähnt.

Über den Autor
Julian Schernthaner

Julian Schernthaner

Der studierte Sprachwissenschafter wurde 1988 in Innsbruck geboren und lebte sieben Jahre in Großbritannien. Vor kurzem verlegte er seinen Lebensmittelpunkt ins malerische Innviertel, dessen Hügel, Wiesen und Wälder er gerne bewandert.

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