Steinmeier kann Deutschland nur „mit gebrochenem Herzen“ lieben
In einer Rede anlässlich des 8. Mai forderte Bundespräsident Walter Steinmeier (SPD) das deutsche Volk zur Dankbarkeit für den „Tag der Befreiung“ auf.
Berlin. – Bei einem Staatsakt hat der deutsche Bundespräsident vor aufflammender „Fremdenfeindlichkeit und Demokratieverachtung“ gewarnt. Wie der „Spiegel“ berichtet, erklärte der Sozialdemokrat, dass aus der Geschichte eine besondere Verantwortung Deutschlands für den „Zusammenhalt Europas“ resultiere. Er betonte: „Damals wurden wir befreit. Heute müssen wir uns selbst befreien.“ Deutschland müsse generell „dankbar“ sein und den 8. Mai als den „Tag der Befreiung“ feiern, so Steinmeier.
„“Es gibt keine Erlösung“
Von „unserer Geschichte“ gäbe es zudem „keine Erlösung“, weshalb es der Bundespräsident auch ablehnt, einen Schlussstrich unter die Aufarbeitung der Geschichte zu ziehen. Zu dieser „gebrochenen Geschichte“ gehöre auch die Verantwortung für millionenfachen Mord und Leid. „Das bricht uns das Herz. Deshalb: Man kann dieses Land nur mit gebrochenem Herzen lieben“, so Steinmeier.
Indem man sich aber für einen Schlussstrich ausspricht, entwerte man nach Ansicht des Bundespräsidenten „auch all das Gute, das wir seither errungen haben – der verleugnet sogar den Wesenskern unserer Demokratie“.
Besonders in Zeiten der Coronakrise könne man sich an den 8. Mai erinnern. Zwar habe sich Deutschland in der Vergangenheit „die ganze Welt zum Feind gemacht“. Trotzdem sei man in der heutigen Zeit „nicht allein“, so Steinmeier.
Gauland: 8. Mai kein „Glückstag“
In den Tagen zuvor hatten über 80.000 Menschen eine Petition mit der Forderung unterzeichnet, den 8. Mai zum offiziellen Feiertag in Deutschland zu machen. AfD-Fraktionschef Alexander Gauland lehnte diesen Vorschlag ab. “Man kann den 8. Mai nicht zum Glückstag für Deutschland machen”, sagte Gauland und betonte, wie ambivalent dieser Tag gewesen sei. “Für die KZ-Insassen ist er ein Tag der Befreiung gewesen. Aber es war auch ein Tag der absoluten Niederlage, ein Tag des Verlustes von großen Teilen Deutschlands und des Verlustes von Gestaltungsmöglichkeit.” Der 8. Mai habe natürlich positive Seiten, „aber die in Berlin vergewaltigten Frauen werden das ganz anders sehen als der KZ-Insasse“, so Gauland.