‚Süddeutsche‘ skandalisiert AfD-Nähe von U-Bahn-Comic-Zeichner

Ein süßer Comic, der dem Münchner Kindl, der Wappenfigur der bayerischen Hauptstadt nachempfunden ist, löst derzeit Diskussionen aus, weil dessen Künstler auch für die AfD zeichnete.
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‚Süddeutsche‘ skandalisiert AfD-Nähe von U-Bahn-Comic-Zeichner

Symbolbild (C-Zug der U-Bahn München in der Hst. Studentenstadt): Renardo la vulpo via Wikimedia Commons [CC BY-SA 4.0] (Bild zugeschnitten)

Ein süßer Comic, der dem Münchner Kindl, der Wappenfigur der bayerischen Hauptstadt nachempfunden ist, löst derzeit Diskussionen aus, weil dessen Künstler auch für die AfD zeichnete.

München. – Die Münchener Verkehrsgesellschaft (MVG) verwendet bereits seit dem Jahr 2013 auf den Infobildschirmen in ihrem Rollmaterial die Zeichnungen eines örtlichen Künstlers. Im Cartoonstil warnt das „Kindl“ in den Straßen- und U-Bahnen der Isarmetropole seitdem freundlich vor allerlei Gefahren im laufenden Betrieb. Nun hat ein Journalist der Süddeutschen Zeitung (SZ) herausgefunden, dass der Urheber der patriotischen AfD nahestehen soll.

Kindl-Künstler zeichnete auch für AfD-Höcke

Denn der nicht namentlich bezeichnete Künstler zeichnete vor einiger Zeit auch einen Auftrags-Comic für den Thüringer AfD-Landeschef Björn Höcke. Dieser steht auch weiterhin zu seiner Arbeit: „Ich wüsste nicht, was verwerflich daran wäre. “ Es handle sich dabei um einen handelsüblichen Zeichen-Job, bei dem er die Bilder zu einem vorgegebenen Text beisteuerte.

Dem nicht genug: Die SZ thematisiert weiters den Umstand, dass der Zeichner, zu dessen Kunden auch namhafte Wirtschaftsunternehmen gehören, vor einigen Jahren auf aussichtsloser Position auf der AfD-Liste für den Münchener Stadtrat kandidiert habe. Dem Autor des Artikels zufolge könnte sich die MVG nun „einige Fragen stellen, politischer, rechtlicher und ethischer Art“.

MVG will „genauen Sachverhalt prüfen“

Tatsächlich möchte die MVG nun „den genauen Sachverhalt zunächst prüfen und anschließend, wenn erforderlich, Entscheidungen treffen“. Als Unternehmen stehe man jedenfalls „für Vielfalt, Offenheit und Toleranz in alle Richtungen“. Dies beinhalte gleichzeitig nicht „die äußersten politischen Ränder“.

Anders der Co-Leiter des Münchener Comicfestivals, Rainer Schneider. Dieser kennt den Künstler nach eigenen Aussagen seit Jahren. Zwar hält er dessen politische Ansichten für „ganz schrecklich“, verweist aber auch auf die Verdienste des Künstlers für die lokale Comicszene. Außerdem verwehrt er sich gegen die Ausgrenzung von Menschen aufgrund einer bestimmten politischen Meinung.

Comic kritisierte enge Meinungskorridore

Besonders skurril an der Causa ist die thematische Nähe seines AfD-Comics im Herbst zur nunmehr möglich eigenen Erfahrung. In diesem beklagen ein Mann und eine Frau nämlich, dass die Bundesrepublik „auf dem besten Weg in eine Gesinnungsdiktatur“ sei. Eine Höcke-Figur findet es darin „beängstigend“, dass Politik, Medien, Kultur, sogar Kirchen „gleichgeschaltet […] wirken“. Außerdem spricht das Werk den Themenkomplex „Denunziation“ an.

So sei es ein Problem der Jetztzeit, dass AfD-Mitglieder aufgrund ihrer politischen Meinung mitunter ihre Arbeit verlieren würden. Nach den Enthüllungen fürchtet der Zeichner, dass auch er seinen MVG-Auftrag verlieren würde – nach eigenen Aussagen ein existenzgefährdender Einschnitt. Obwohl er seinen AfD-Comic nicht signierte, fühle er sich „denunziert“.

Über den Autor
Julian Schernthaner

Julian Schernthaner

Der studierte Sprachwissenschafter wurde 1988 in Innsbruck geboren und lebte sieben Jahre in Großbritannien. Vor kurzem verlegte er seinen Lebensmittelpunkt ins malerische Innviertel, dessen Hügel, Wiesen und Wälder er gerne bewandert.

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