‚taz‘-Autorin ersucht um Polizeischutz – nach polizeifeindlicher Kolumne

Der Fall um eine umstrittene Kolumne der taz-Journalistin Hengameh Yaghoobifarah hat eine unerwartete Wendung genommen. Denn jetzt braucht die Autorin selbst den Schutz von Polizisten.
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‚taz‘-Autorin ersucht um Polizeischutz – nach polizeifeindlicher Kolumne

Symbolbild: Pixabay

Der Fall um eine umstrittene Kolumne der taz-Journalistin Hengameh Yaghoobifarah hat eine unerwartete Wendung genommen. Denn jetzt braucht die Autorin selbst den Schutz von Polizisten.

Berlin. – Es ist eine gewisse Ironie des Schicksals: Noch vor zwei Wochen befand Yaghoobifarah, dass alle Polizisten auf die Müllhalde gehörten. Nachdem ihr Text für mächtigen Gegenwind sogar innerhalb der prinzipiell linksgerichteten taz-Leserschaft sorgte, muss sie nun feststellen, dass alle „Cops“ doch nicht so „berufsunfähig“ sind, wie sie dies noch kürzlich darstellte. Diese sollen sich nämlich jetzt um die Gewährleistung ihrer körperlichen Unversehrtheit bemühen.

Nach Drohungen: Yaghoobifarah will Polizeischutz

Denn als Antwort auf ihre Kolumne richteten sich offenbar zahlreiche wütende Leser schriftlich oder telefonisch an die taz-Redaktion. Dabei sollen – wie der Focus unter Berufung auf Polizeikreise berichtet – auch teils scharfe Drohung gegen die Journalistin eingegangen sein. Einige davon sollen sich sogar tatsächlich gegen das körperliche Wohl der Autorin richten.

Da sich die Exekutive zum Fall aber nicht direkt äußern will, ist völlig unklar, aus welchen Kreisen die Bedrohungen kommen – und ob sich dahinter ein (teil-)politisches Motiv verbirgt. Klar ist somit lediglich, dass es Beamte des Polizei-Abschnitts 53 am berühmten Checkpoint Charlie – und somit auch in taz-Nähe – sind, die sich um die Bewachung kümmern werden.

Über 25 Anzeigen wegen Volksverhetzung

Im höchst umstrittenen Text wetterte Yaghoobifarah im Schutz der Pressefreiheit auf tiefstem Niveau über Ordnungshüter, unterstellte diesen eine Nähe zum Terrorismus und befand, dass diese bei einer Abschaffung der Institution eigentlich für gar keinen Job geeignet seien. Als Resultat wünschte sich die als nicht-binär identifizierende Yaghoobifarah die Polizisten auf Mülldeponie – wo sie sich neben Abfall „unter Ihresgleichen“ wohlfühlen könnten.

In der Folge gingen mehr als 25 Anzeigen wegen Volksverhetzung bei der Staatsanwaltschaft Berlin ein, darunter dessen Aussagen zufolge auch vom Chef der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG), Rainer Wendt. Auch Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) erwägte zeitweise eine Strafanzeige. Letztendlich knickte er aber ein und machte einen Rückzieher. Er schlug vor, stattdessen die Chefredaktion der taz in sein Ministerium einzubestellen.


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Nach Skandal-Kolumne: Seehofer will taz-Journalistin anzeigen (22.06.2020)

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Über den Autor
Julian Schernthaner

Julian Schernthaner

Der studierte Sprachwissenschafter wurde 1988 in Innsbruck geboren und lebte sieben Jahre in Großbritannien. Vor kurzem verlegte er seinen Lebensmittelpunkt ins malerische Innviertel, dessen Hügel, Wiesen und Wälder er gerne bewandert.

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