Verwirrung um angebliches Lueger-Bekenntnis bei Blümel-Verbindung

Eine ebenso aufsehenerregende wie verwirrende Aktion ereignete sich in Wien. Mehrere Personen positionierten sich am ins Kreuzfeuer geratenen Lueger-Denkmal, um ihre Solidarität auszudrücken. 
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Verwirrung um angebliches Lueger-Bekenntnis bei Blümel-Verbindung

Bild: privat

Eine ebenso aufsehenerregende wie verwirrende Aktion ereignete sich in Wien. Mehrere Personen positionierten sich am ins Kreuzfeuer geratenen Lueger-Denkmal, um ihre Solidarität auszudrücken. 

Wien. – Die Debatte um die Zeitmäßigkeit von Denkmälern ist auch in der Bundeshauptstadt in vollem Gange. Dabei beschädigten mutmaßliche Linksextremisten bereits mehrmals das Monument zu Ehren von Altbürgermeister Karl Lueger, zuletzt vor einer Woche. Nun scheint etwas Wind in die Debatte zu kommen: Denn auch die Verteidiger des Denkmals treten nun zusehends auf den Plan.

Flammendes Bekenntnis gegen den Bildersturm

Am Donnerstagabend erreichte die Tagesstimme-Redaktion ein anonymes Schreiben mit beigefügtem Bildmaterial. Demnach soll sich ausgerechnet die katholische Verbindung K.a.V. Norica Wien zum Denkmal bekennen. Dies ist nicht nur deshalb brisant, weil Karl Lueger bei diesem Bund eine Ehrenmitgliedschaft besitzt – sondern weil es auch die Verbindung einiger ÖVP-Granden, darunter Finanzminister Gernot Blümel, ist.

Das ‚Bekennerschreiben‘ verweist darauf, dass Linke bereits die einstige Errichtung des Denkmals verhindern hätten wollen – und Lueger nun „aus den Geschichtsbüchern streichen“ wolle. Als „politische Mitte und Stimme der Vernunft“ stelle man sich aber „gegen einseitige Argumentation“. Es würden „Denkmäler großer Staatsmänner geschändet […] während zur selben Zeit Kommunisten, die Millionen von Menschen auf dem Gewissen, geehrt werden“.

Gegen Extremismus von beiden Seiten

Man sei aber „gegen den Extremismus von beiden Seiten“. Wenn eine Diskussion über Karl Lueger stattfinden, dann „bitte auch über Stalin, Lenin und Co.“, so das Schreiben. Als Verbindung sei die Norica stolz auf all ihre Bundesbrüder von Karl Lueger über Richard Schmitz bis zu Gernot Blümel. Diese seien alle „Ziel noch nie dagewesener Schmutzkübelkampagnen“. Auf den Bildern halten drei junge Männer eine Österreich-Fahne und Schilder, auch mit dem Wahlspruch der Verbindung.

Bild: privat

Ungeklärte Urheberschaft der Aktion

Zweifelhaft scheint jedoch, dass die Aktion tatsächlich von Aktiven der Norica stammt. Denn in der offiziellen Kommunikation, etwa in sozialen Medien, fehlt jeder Hinweis darauf. Die schriftliche Anfrage der Tagesstimme an den Bund wurde zwar gesehen, aber nicht beantwortet. Dasselbe gilt für den Österreichischen Cartell-Verband, dessen Beantwortung ebenfalls noch ausständig ist. Damit bleibt auch offen, wie die katholischen Verbindungen tatsächlich zu Luegers Andenken stehen.

Aus informierten Kreisen war am Freitag unterdessen zu erfahren, dass die Aktion von Personen aus dem korporierten Milieu durchgeführt worden sei – allerdings offenbar tatsächlich nicht von der K.a.V. Norica. Das Ziel der Aktivisten sei aber gewesen, die christlich-soziale Denkschule im Umfeld der Volkspartei und der katholischen Verbindungen wachzurütteln und für die Verteidigung der eigenen Monumente zu sensibilisieren.

Lueger-Denkmal als ewiger Zankapfel

Karl Lueger gilt aufgrund reger Bautätigkeit als Vater des modernen Wiens – steht aber seit Jahren im Kritik, weil er sich während seiner Amtszeit (1897-1910), dem damaligen Zeitgeist entsprechend, mehrfach antisemitisch äußerte. Sein Denkmal entstand im Jahr 1926 nach schwerer Standortsuche auf persönliches Ersuchen von Ex-ÖVP-Politiker Leopold Kunschak, wie Lueger Ehrenmitglied beim K.a.V. Norica – und gegen erbitterten Widerstand des Roten Wiens.

In den vergangenen Wochen kam es mehrfach zu Farbattacken auf das Denkmal, damit soll eine Debatte zur Entfernung angestoßen werden. Daraufhin entschlossen sich patriotische Bürger, fünf Tage lang eine Nachtwache vor dem Monument abzuhalten. Damit konnten sie zwar eine zeitnahe Beschädigung verhindern – diese passierte dann aber etwas später nach ihrem Abzug.


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Über den Autor
Julian Schernthaner

Julian Schernthaner

Der studierte Sprachwissenschafter wurde 1988 in Innsbruck geboren und lebte sieben Jahre in Großbritannien. Vor kurzem verlegte er seinen Lebensmittelpunkt ins malerische Innviertel, dessen Hügel, Wiesen und Wälder er gerne bewandert.

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