Wegen Trump: Europäer boykottieren zunehmend US-Produkte
In Europa wächst der Widerstand gegen US-amerikanische Produkte. Vor allem in Frankreich, Dänemark und Deutschland häufen sich die Boykottaufrufe.
Vor allem in Frankreich, Dänemark und Deutschland regt sich Widerstand gegen amerikanische Produkte. Für einige hat dies jedoch keine wirklichen Auswirkungen.
© IMAGO / ZUMA Press WireIn ganz Europa wächst der Widerstand gegen US-amerikanische Produkte, angeheizt durch die Politik von Präsident Donald Trump. Der Boykott amerikanischer Marken hat sich inzwischen auf mehrere Länder ausgeweitet, mit starken Bewegungen in Frankreich, Dänemark und Deutschland.
„Weniger USA, mehr Frankreich“
Am 1. März 2025 rief der französische Landwirt Edouard Roussez zu einem Boykott US-amerikanischer Produkte auf, der schnell breite Unterstützung fand. Auf Facebook gründete er die Gruppe „Boycott USA, Buy French!“, die mittlerweile über 15.000 Mitglieder zählt. Die Gruppe ruft dazu auf, Produkte aus den USA zu meiden und stattdessen französische und europäische Waren zu kaufen.
„Genug davon, die imperialistischen Exzesse der USA zu finanzieren? Dann handle“, heißt es im Manifest der Gruppe, die dazu aufruft, die französische und europäische Wirtschaft durch den Boykott amerikanischer Produkte zu unterstützen. Roussez selbst erklärte in den Medien, er wolle die „Arroganz“ der USA in internationalen Angelegenheiten nicht länger hinnehmen. „Die Art und Weise, wie [der ukrainische Präsident Wolodymyr] Selenskyj gedemütigt wurde, ist eine Demütigung für alle Europäer”, sagte der Landwirt. Er kritisierte die Haltung der USA und versprach, sich dafür einzusetzen, dass Europa unabhängiger werde. Auch wenn die Gruppe Facebook benutze, eine Plattform des US-Konzerns Meta, bleibe das Ziel klar: „Wir nutzen alle Werkzeuge, die wir haben, um unser Ziel zu erreichen.“
Dänemark folgt mit einem ähnlichen Boykott
Auch in Dänemark nimmt der Boykott US-amerikanischer Produkte Gestalt an. Die Facebook-Gruppe „Boykot Varer Fra USA“ hat mehr als 54.000 Mitglieder, die sich gegen die Handelspraktiken der USA aussprechen. Der Boykott wird als direkte Reaktion auf die von Trump initiierten Handelskonflikte und Strafzölle verstanden. „Dies ist eine Gruppe für diejenigen, die den Boykott von Produkten aus den Vereinigten Staaten unterstützen wollen, eine Folge des von Donald Trump begonnenen Handelskrieges“, heißt es in der dänischen Gruppe.
Der Boykott in Deutschland
In Deutschland könnte sich dieser Trend ebenfalls durchsetzen, wie eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Civey im Auftrag des Handelsblatts zeigt. 64 Prozent der Deutschen gaben an, Produkte aus den USA „auf jeden Fall“ oder „eher“ meiden zu wollen. Bei den älteren Verbrauchern über 65 Jahren sind es sogar 62 Prozent. Die Gründe für den Boykott reichen von Trumps Handelskriegen bis hin zu seiner protektionistischen Politik.
In den Sozialen Medien tauschen Verbraucher Informationen über Alternativen zu US-Produkten aus, insbesondere auf Plattformen wie Reddit, wo Gruppen mit Hunderttausenden von Mitgliedern inzwischen Listen mit europäischen Alternativen zu US-Dienstleistungen und -Produkten austauschen.
Experten bezweifeln die Langfristigkeit des Boykotts
Trotz der zunehmenden Boykottaufrufe erwarten Experten keine langfristigen Auswirkungen auf die Umsätze der großen US-Marken. „Solche Empörungswellen können zwar kurzfristig dazu führen, dass bestimmte Produkte weniger gekauft werden“, sagt Rainer Münch, Leiter der europäischen Praxisgruppe Handel und Konsumgüter bei der Beratung Oliver Wyman. „Doch langfristig tun sich Verbraucher sehr schwer, ihre Konsumgewohnheiten nachhaltig zu ändern.“ Das zeigt sich auch bei Marken wie Coca-Cola, Pepsi oder McDonald’s, deren Umsätze trotz Boykottaufrufen stabil bleiben.
In Deutschland, wo große Handelsketten wie Rewe keine Boykotte unterstützen, könnte der wirtschaftliche Effekt sogar ins Gegenteil umschlagen. „Boykotte oder Sonderkennzeichnungen lehnen wir ab, da sie ungewollt unbeteiligte Erzeuger und Betriebe treffen“, so Rewe gegenüber dem Handelsblatt.