Wien: Verdächtige der Bahnstrecken-Anschläge in U-Haft
Über den am Montag in einem Wiener Gemeindebau festgenommenen terrorverdächtigen Iraker und seine Frau ist Untersuchungshaft verhängt worden.
Wien. – Im Zusammenhang mit den Anschlägen auf Bahnstrecken in Deutschland ist am Donnerstag über den in Simmering festgenommenen terrorverdächtigen 42-jährigen Iraker und seine Frau Untersuchungshaft verhängt worden.
Anschläge auf deutsche Bahnstrecken
Die Sprecherin des Landesgerichts für Strafsachen Wien, Christina Salzborn, teilte am Donnerstagnachmittag mit, dass die Beschuldigten im dringenden Verdacht stünden, im Oktober und Dezember 2018 in Deutschland terroristische Anschläge auf Bahnstrecken verübt zu haben. Es bestehe Flucht-, Verdunkelungs- und Tatbegehungsgefahr.
Verdächtiger bestreitet Tötungsvorsatz
Der irakische Staatsbürger bestreitet einen terroristischen Hintergrund seiner Handlungen oder einen Tötungsvorsatz, wie der ORF berichtet. Seine Frau mache keine Angaben, hieß es von der Justiz. Aus kriminaltaktischen Gründen seien weitere Maßnahmen derzeit nicht möglich, hieß es. Der Beschluss sei aber bis zum 11. April wirksam.
Stahlseile gespannt
Am Mittwoch wurden der Iraker und seine Frau in ihrem Gemeindebau in Simmering verhaftet wurden. Hintergrund der Verhaftung waren die Anschläge auf Bahnstrecken in Deutschland, wo mehrere Täter im Oktober 2018 auf der Bahnstrecke zwischen Nürnberg und München ein Stahlseil über die Gleise gespannt hatten.
Durch das Seil wurde die Frontscheibe eines ICE beschädigt, der Zug entgleiste aber nicht. In einem anderen Fall wurden Betonplatten auf die Gleise gelegt. Nur aufgrund eines technischen Fehlers kam es nicht zur geplanten Tötung von Menschen.
Bekennerschreiben und IS-Flagge
Damals wurde ein Schriftstück in arabischer Sprache und eine Flagge der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) in der Nähe des Tatorts gefunden.
Damals hielten Ermittler unter großem Medienecho auch einen rechtsterroristischen Hintergrund mit einer absichtlich falschen Fährte für möglich. Die Ermittler kamen schließlich über das Bekennerschreiben auf die Spur des Irakers.
Laut seinem Anwalt, Walter Blaschitz, beteuert der Verdächtige, kein Mitglied des IS gewesen zu sein. Er wollte jedoch eine Mitgliedschaft vortäuschen: „Der Mandant hat im Copyshop am Westbahnhof das Bekennerschreiben vervielfältigt (…) und das Original des Bekennerschreibens dort vergessen.“
Anerkannter Flüchtling arbeitete als Wachmann
Der terrorverdächtige Iraker war ein anerkannter Flüchtling, hat fünf Kinder und arbeitete als Mitarbeiter einer Security-Firma unter anderem vor Supermärkten und in Fußballstadien. Weiter hieß es, dass er 15 Jahre lang in der irakischen Armee gedient habe.