Zustand der Meinungsfreiheit „bedenklich“: ‚alles roger?‘ wird eingestellt

Am Mittwoch gab Ronnie Seunig, der Herausgeber des patriotischen Magazins alles roger? die Einstellung seiner Zeitschrift bekannt.
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Zustand der Meinungsfreiheit „bedenklich“: ‚alles roger?‘ wird eingestellt

Das Magazin „alles roger?“ erschien seit 2015 im markanten Querformat. Symbolbild (alles roger?, Ausgabe Dezember 2017): privat / Die Tagesstimme.

Am Mittwoch gab Ronnie Seunig, der Herausgeber des patriotischen Magazins alles roger? die Einstellung seiner Zeitschrift bekannt.

Wien. – Wie Seunig, der auch mit dem späten österreichischen Popstar Falco eine enge Freundschaft pflegte, im Interview mit Wolfgang Fellner bei Oe24TV erstmals einer breiten Öffentlichkeit verkündete, ist das nach Eigendefinition ‚Querformat für Querdenker‘ nach etwa viereinhalb Jahren nun Geschichte. Als Grund für das Ende der Monatszeitschrift nannte er auch den Zustand der freien Meinungsäußerung in Österreich.

Entwicklung der Meinungsfreiheit „bedenklich“

Seunig erklärte, dass die „Entwicklungen in Österreich, was die Meinungsfreiheit anbelangt, in der Zwischenzeit bedenklich“ seien. Er denke sich heute, dass es sich mehr bringe, still zu sein und ein freies Leben irgendwo anders zu führen – oder mit dem Strom zu schwimmen. Alternative Meinungen zu haben sei im gegenwärtigen Klima schwierig: „Versuch nicht gegen den Wind zu pinkeln, sonst machst dir die Knie nass.“

Als Beispiel nannte er den Prozess gegen Ex-SPÖ-Geschäftsführer Thomas Drozda. Diesem wurde zuerst gerichtlich untersagt, alles roger? als „rechtsradikale Neonazi-Postille“ zu bezeichnen, nach einem Wechsel des Richters änderte sich in der Folgeinstanz die Rechtsmeinung. Mit Ausnahme der FPÖ habe ihm außerdem keine politische Partei ein Interview gegeben. Daraufhin habe man dem Magazin kurzerhand eine FPÖ-Nähe unterstellt.

Seunig: „Du gehst unter in diesem Strom“

Er habe schlussendlich den betriebenen Aufwand mit dem Nutzen vergleichen müssen. Sein Ziel bei der Gründung des Magazins: Gegen die Unveränderlichkeit der öffentlichen Darstellung anzukämpfen, die „Kehrseite der Medaille klar zu beleuchten“ durch Untermauerung durch Fakten. Dies habe aber nicht funktioniert: „Du gehst unter in diesem Strom, der meinungsbildend ist“.

Man habe etwa nie den Anschein eines „FPÖ-Magazins“ erwecken wollen, sondern einfach Hintergründe beleuchten wollen, so Seunig, der selbst seit 2002 kein Parteimitglied der Freiheitlichen mehr ist. Seine Erkenntnis sei nun, leider, dass „die Mehrheit die Dummheit“ sei, und gegen diese komme man nicht an. Wer versuche etwas zu verändern, werde „von einer Walze überrollt“, welche die Vorgaben mache.

Österreich am Weg in eine „Meinungsdiktatur“

Die Herausgabe unabhängiger Medien sei in Österreich deshalb „schwierig“. Viele würden unangenehme Themen nicht mehr ansprechen, es gäbe eine „Konformität, die erschreckend ist“. Auch insgesamt werde es im Land „immer weniger lustig“. Menschen kämen mittlerweile sogar wegen einer „strengeren“ Wortwahl auf Facebook mitunter in Haft.

Er wundert sich auch über das Geschichtsbewusstsein. Jene, die heute „diese Systeme installieren und verteidigen“ würden, seien dieselben, welche sich wunderten, weshalb Leute etwa in den 30er-Jahren die Entwicklung nicht erkannt hätten. Es gehe „absolut“ in Richtung einer „Meinungsdiktatur“. Wenn ein noch so faktenbasierter Artikel nicht den Vorgaben des Mainstreams entspräche, gelte dessen Stoßrichtung sofort als „rechtsextrem“.

ORF-Anchor Wolf freut sich über Einstellung

Das Aus für ein Magazin, dass über die Dauer seiner Existenz neben vielen Liebhabern auch zahlreiche Kritiker hatte, führt zu unterschiedlichen Reaktionen. Das zweimonatlich erscheinende Magazin Info-DIREKT bemängelte in seinem Telegram-Kanal etwa, dass es sich dabei – nach der „Neuen Aula“ – bereits um das zweite patriotische Medienprojekt handle, welches innerhalb eines Monats aufgeben müsse.

Ganz anders fiel die Reaktion von Armin Wolf, bekannter Anchor des öffentlich-rechtlichen ORF in dessen leitender spätabendlicher Nachrichtensendung ZiB2, aus. Dieser twitterte nämlich am Nachmittag im Bezug auf die Einstellung, dass es „auch noch gute Nachrichten aus der Medienbranche“ gäbe.


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Über den Autor
Julian Schernthaner

Julian Schernthaner

Der studierte Sprachwissenschafter wurde 1988 in Innsbruck geboren und lebte sieben Jahre in Großbritannien. Vor kurzem verlegte er seinen Lebensmittelpunkt ins malerische Innviertel, dessen Hügel, Wiesen und Wälder er gerne bewandert.

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