"Avatar: The Way of Water": Lohnt sich ein Kinobesuch?
Seit einigen Tagen läuft der neue Avatar-Film in den heimischen Kinos. Freilich hat ihn sich angeschaut.
"Avatar: Aufbruch nach Pandora" (2009) ist mit einem Einspielergebnis von 2.8 Mrd. Dollar der kommerziell erfolgreichste Kinofilm, den es je gab. Seit 14. Dezember läuft seine Fortsetzung "The Way of Water" in den heimischen Kinos. Lohnt sich ein dreieinhalbstündiger (!) Kinobesuch?
©Disney
Der Kinosaal war bis auf den letzten Platz gefüllt und neben Popcorngeruch lag Vorfreude in der Luft. Als wir mit Nachos in der Hand in die gepolsterten Kinosessel versanken, dachte ich noch einmal an das tolle Filmerlebnis von vor 13 Jahren. Wir sind also wieder zurück auf Pandora und es sieht alles noch besser aus als im Vorgänger. Die Anfangssequenzen im Wald lösen echte Euphorie und Glücksgefühle aus. Die 3D-Effekte sind immersiv, alles ist gestochen scharf, die Texturen sind noch organischer und die Farben noch lebendiger. Visuell wurde der technische Fortschritt imposant implementiert.
Ein Familienidyll wird bedroht
Jake Sully lebt dank des biologischen Netzwerks nun dauerhaft auf Pandora und hat mit Neytiri eine Familie gegründet. Das Familienidyll wird aber durch die erneute Rückkehr der Himmelsmenschen getrübt. Diesmal wollen sie nicht nur Rohstoffe exportieren, sondern gleich den ganzen Lebensraum beanspruchen. Weil die Erde stirbt, soll Pandora zur neuen Heimat für die Menschen werden, ob es den Ureinwohnern passt oder nicht.
Der bekannte Bösewicht Miles Quaritch kehrt in Gestalt eines Na'vi Klons zurück und will Rache an Jake nehmen. Um seiner Beschützerrolle gerecht zu werden, taucht Jake mitsamt Familie wortwörtlich bei einem fremden Wasservolk unter. Als die Kamera zum ersten Mal unter Wasser geht, erlebt der Zuschauer erneut einen Wow-Effekt. James Cameron ist es wieder einmal gelungen, etwas zu erschaffen, das man so noch nie gesehen hat. Die Interaktion mit dem Element Wasser sah noch nie so gut aus und füllt einen Großteil des Films.
Optisch wow, erzählerisch mau
Leider kann die Erzählung dem CGI-Fest nicht das Wasser reichen. Die vielen neuen Charaktere wirken teilweise seicht. Auch Quaritch bleibt eine Karikatur und gewinnt kaum an emotionaler Tiefe. Dass er in allen fünf Teilen als Bösewicht fungieren soll, verheißt nichts Gutes. Spannende Themen aus dem ersten Teil wie die Verbindung der Na'vi mit ihren Ahnen über ein kollektives Bewusstsein, der Konflikt zwischen menschlicher Wissenschaft und Esoterik, oder das Aufgehen in einer Ersatzwelt mithilfe eines Avatars, während der eigene beschädigte Körper in einer Kiste liegt, wurden kaum weiterverfolgt.
Fazit
Es ist ambivalent: Wenn man auf der Suche nach tiefen Charakteren und der Untersuchung philosophischer Fragestellungen ist, wird man enttäuscht. Der Streifen ist optisch und atmosphärisch allerdings so überwältigend, dass sich ein Kinobesuch trotzdem lohnt. Wenn man am Parkplatz ins Auto steigt, hat man die Handlung schon vergessen – doch die visuellen Eindrücke bleiben.