Freilich #36: Ausgebremst!

Ohne KI, ohne Wokeness: So begeistert ein Weihnachtsclip Millionen Nutzer in Europa

Ein unscheinbarer Animationsfilm aus Frankreich entwickelt sich zum kulturellen Gegenentwurf zu einer durchdigitalisierten Werbewelt. Er erzählt von Zugehörigkeit, Wandlung und Gemeinschaft und trifft damit offenbar international einen Nerv.

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Ohne KI, ohne Wokeness: So begeistert ein Weihnachtsclip Millionen Nutzer in Europa

Der Wolf aus dem Werbeclip wirkt sichtlich bedrückt, als alle Waldtiere vor ihm fliehen.

© Screenshot: YouTube / Intermaché

Paris. – Ein französischer Weihnachtswerbespot erreicht Menschen weltweit emotional – und das völlig ohne generative Künstliche Intelligenz. Damit schafft er etwas, woran viele globale Marken scheitern. Der zweieinhalb Minuten lange Animationsfilm „Unloved“ (zu Deutsch: „Der Ungeliebte“) für die französische Supermarktkette Intermarché verbreitete sich laut Medienberichten seit seiner Veröffentlichung im Dezember rasend schnell über Ländergrenzen hinweg.

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Geschichte vom Außenseiter, der dazugehören will

In „Unloved“ steht ein einsamer Wolf im Mittelpunkt, der von den anderen Waldtieren gefürchtet und gemieden wird. „Ich meine, wenn du nicht jeden essen würdest“, sagt ein eingerollter Igel, als der Wolf in einer Szene auf die Tiere zugeht, die daraufhin alle die Flucht ergreifen. „Ich bin ein Wolf. Was soll ich denn fressen?“, fragt der Wolf daraufhin. Der Igel schlägt Karotten, Pilze, Früchte und Gemüse vor. Nach anfänglicher Verwirrung darüber, wie er Gemüse jagen solle, entscheidet er sich schließlich für diesen Weg. Er lernt, Gemüse zu kochen, bereitet ein Gericht zu und erscheint damit bei einem Weihnachtsfest. Schritt für Schritt gewinnt er so Vertrauen, Freundschaft und schließlich Akzeptanz. Die Handlung entfaltet sich in einer warmen, malerischen Animationswelt. Gerahmt wird sie von Realfilmszenen, in denen ein Kind an Weihnachten durch diese Geschichte getröstet wird.

Viraler Erfolg weit über Frankreich hinaus

Was wie ein sanftes Märchen wirkt, hat offenbar einen Nerv getroffen. Innerhalb weniger Tage wurde der Spot weltweit hunderte Millionen Mal abgerufen. In den Sozialen Netzwerken entstanden Fanzeichnungen, Reaktionsvideos und persönliche Beiträge von Zuschauern, die sich in der Geschichte des Wolfs wiedererkennen – als Sinnbild für die eigene Suche nach Zugehörigkeit.

Julien Bon, Creative Director der Agentur Romance, beschreibt den Kern der Erzählung wie folgt: „Es ist ein transformativer Bogen, die Geschichte von jemandem, der versucht, sich zu verändern, um besser zu werden.“ Für ihn liegt darin der Schlüssel zur breiten Wirkung: „Und das spricht jeden an.“

Handwerk statt Künstlicher Intelligenz

Auch Victor Chevalier, Senior Copywriter bei Romance, führt den Erfolg auf echte Gefühle zurück. In einer Zeit, in der digitale Werbung zunehmend auf KI-Abkürzungen setzt, reagierten die Zuschauer auf die spürbare Handschrift der Menschen hinter dem Film. Seine klare Haltung: „KI kann keine Geschichten erschaffen. Wir erschaffen Geschichten“, zitiert ihn ABC News. Ein weiterer entscheidender Faktor war die Entstehungsgeschwindigkeit. „Was den Erfolg unseres Werbespots ausmacht, ist, dass wir uns Zeit genommen haben“, betont Chevalier. Tatsächlich haben Künstler und Animatoren monatelang an jeder Bewegung, jedem Blick und jedem Detail gearbeitet.

Sehnsucht nach Menschlichkeit im Werbeüberfluss

Gerade im Kontrast zu den aufwendig produzierten, KI-generierten Weihnachtsspots großer Marken, die oft als glatt und seelenlos kritisiert werden, wird die traditionelle Handwerkskunst dieses Films von vielen Nutzern online gefeiert. Die emotionale Wirkung wird durch den Einsatz des klassischen französischen Popsongs „Le mal aimé“ („Der Ungeliebte“) von Claude François verstärkt. Die nostalgische Musik sorgte sogar für einen deutlichen Anstieg der Streamingzahlen des Liedes.

Selbstverständlich verkauft Intermarché Lebensmittel. Doch die Macher verfolgten ein größeres Ziel: Sie wollten daran erinnern, was Menschen verbindet, wenn die Welt zerrissen wirkt. Der Weg des Wolfs vom Ausgestoßenen zum willkommenen Gast spiegelt eine kollektive Sehnsucht nach Empathie in Zeiten algorithmischer Spaltung wider.

Ein Spot, der weiter wirkt

Die Verbreitung des Films hält jedenfalls an. Von Europa bis in die USA teilen Nutzer Versionen mit Untertiteln, posten emotionale Reaktionen und äußern den Wunsch, der Film sei ein abendfüllendes Werk und kein Werbespot. Maïté Orcasberro, stellvertretende Geschäftsführerin von Romance, bringt die Botschaft auf den Punkt: „Es geht eigentlich nicht um Essen.“ Entscheidend sei etwas anderes: „Es geht darum, verstanden zu werden.“

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