Bauakademie-Debakel: Politikstreit um Schinkels Meisterwerk
Der Ausschuss für Wohnen, Stadtentwicklung, Bauen und Kommunen hat am Mittwoch einen Antrag der AfD-Fraktion zum originalgetreuen Wiederaufbau der Schinkelschen Bauakademie in Berlin abgelehnt. Nur die AfD stimmte für den Antrag, alle anderen Fraktionen waren dagegen.
Berlin. – Die AfD hatte gefordert, dass sich die Bundesregierung klar zum historischen Wiederaufbau der Bauakademie bekennt und sich dafür einsetzt, dass der Gründungsdirektor der Bundesstiftung Bauakademie, Professor Guido Spars, sich strikt an die Gestaltungssatzung des Landes Berlin hält. Die AfD begründete ihren Antrag damit, dass die Identität und historische Bedeutung des Gebäudes im aktuellen Planungsprozess verloren gehe.
Die anderen Fraktionen äußerten unterschiedliche Bedenken. Die SPD betonte, das Gebäude solle zwar möglichst viel von Schinkels Original erhalten, müsse aber auch modernen Anforderungen wie Barrierefreiheit und Nutzbarkeit entsprechen. Zudem solle es inhaltliche Aufgaben erfüllen und den Nachwuchs für Bauwirtschaft und Bauhandwerk fördern.
Grüne gegen exakten Wiederaufbau
Die CDU/CSU-Fraktion lehnte einen Glas- und Stahlpalast ab und betonte die Notwendigkeit zeitgemäßer Dämmung und Barrierefreiheit. Auch sie forderte, in dem Neubau Arbeitsräume zu schaffen, die modernen Standards entsprechen.
Bündnis 90/Die Grünen sprachen sich gegen eine exakte Rekonstruktion aus und forderten für den Neubau innovative Baustoffe, Kreislaufwirtschaft und geringen Energieverbrauch. Die FDP begrüßte die bisherigen Bemühungen, Geschichte und Moderne zu verbinden.
Auch die Bundesregierung erinnerte an den Beschluss des Deutschen Bundestages, der keine 1:1 Rekonstruktion vorsehe. Der Neubau solle barrierefrei und energieeffizient sein und die Bundesstiftung Bauakademie beherbergen. Es wurde betont, dass es keinen Glaspalast geben werde.
„Falsche Ergebnisse“
Daran, dass sich die Bundesstiftung und die Bundesregierung gegen einen originalgetreuen Wiederaufbau der Bauakademie stellt, übten die Abgeordneten der AfD-Bundestagsfraktion Carolin Bachmann und Götz Frömming scharfe Kritik. „Die AfD-Bundestagsfraktion hatte eine Erläuterung der sogenannten ‚Vorstudie zur Wiedererrichtung der Bauakademie‘ verlangt, deren Ergebnis bereits durch die Presse gewandert war. Für 30.000 € lieferte ein Architekturbüro das gewünschte Ergebnis, wonach unter anderem die Barrierefreiheit oder die Raumhöhe des obersten Geschosses vorgeschoben werden, um eine historische Rekonstruktion des Bauwerkes zu bestreiten“, so Bachmann und Frömming. Damit spielen die beiden Abgeordneten auf die Vorstudie an, die im vergangenen Jahr in Auftrag gegeben und von dem Büro schneider + schumacher aus Frankfurt am Main erstellt worden war, und die eine originalgetreue Wiedererrichtung verhinderte.
Die darin vorgelegten Ergebnisse seien allerdings schlicht falsch, so die AfD-Abgeordneten, „denn für Architekten und eine geneigte Bauverwaltung ist es ein Leichtes, Lösungen zu finden, um bauordnungsrechtliche, funktionale und technische Erfordernisse mit historisch rekonstruierten Fassaden in Einklang zu bringen.“ Mit diesem Vorstudienergebnis würden die Bundesstiftung und das Bauministerium dem geplanten Realisierungswettbewerb in einer unlauteren und durchsichtigen Weise vorgreifen, kritisieren die beiden AfD-Politiker. „Damit stellt sich die Bundesregierung – einmal mehr – gegen die Mehrheit der Bevölkerung und verschiedenste Akteure in der Zivilgesellschaft.“