„Der falsche Belgier“ im Spanischen Bürgerkrieg

In den 1930er-jahren tobte der Spanische Bürgerkrieg. Der streitbare Schriftsteller Pierre Drieu La Rochelle reiste nach Spanien, um für französische Medien zu berichten. Nach seiner Heimkehr verarbeitete er das Geschehene literarisch. Der „Jungeuropa Verlag“ hat den Epilog aus „Die Unzulänglichen“ im Dezember 2020 neu ediert.
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„Der falsche Belgier“ im Spanischen Bürgerkrieg

Bild: Jungeuropa Verlag.

In den 1930er-jahren tobte der Spanische Bürgerkrieg. Der streitbare Schriftsteller Pierre Drieu La Rochelle reiste nach Spanien, um für französische Medien zu berichten. Nach seiner Heimkehr verarbeitete er das Geschehene literarisch. Der „Jungeuropa Verlag“ hat den Epilog aus „Die Unzulänglichen“ im Dezember 2020 neu ediert.

Eine Leserrezension

Im Dezember 2016 betrat der „Jungeuropa Verlag“ als ambitioniertes Vorhaben die Bühne der metapolitischen Auseinandersetzung. Dass er zu einem der erfolgreichsten und wirkmächtigsten jüngeren Projekte der „Mosaikrechten“ (Benedikt Kaiser) werden sollte, war dabei in den ersten Monaten des Bestehens noch nicht absehbar. Mit „Die Unzulänglichen“ des literarisch brillanten, aber hierzulande bis dahin ausschließlich Kennern vertrauten französischen Romanciers, Theoretikers und Aktivisten Pierre Drieu la Rochelle startete man den Weg zum heutigen Erfolg gleich mit einem Mammutprojekt. 560 Seiten tiefgehender politischer Reflektion zwischen Autobiographie und eigenem Wunschbild, fern von platten Parolen, dafür voller Irrungen und persönlichen Brüchen stellten nicht nur ein literarisches Schwergewicht dar.

Falscher Belgier, echter Europäer

An jenes mittlerweile wieder vergriffene Erstlingswerk knüpfte der Verlag mit einer weiteren Veröffentlichung an. „Der falsche Belgier“ stellt sowohl den Epilog von „Die Unzulänglichen“ als auch eine für sich selbst stehende Novelle dar, die die Genese des eurofaschistischen Gedankens in Drieus literarischem Ebenbild im Spanischen Bürgerkrieg schildert. Als „falscher Belgier“ (aber echter Europäer) meldet sich dieser als Freiwilliger auf nationalspanischer Seite in jenen Bürgerkrieg, der zugleich ein Stellvertreterkrieg der weltanschaulichen Blöcke der 30er-Jahre war.

Im Gegensatz zu Drieu, der nur noch journalistisch seinen Beitrag zur Entscheidung dieses Krieges lieferte, ist „Gilles“ (der eigentliche Name des Protagonisten, der gleichzeitig den Titel von „Die Unzulänglichen“ in der französischen Auflage darstellt) bzw. der „falsche Belgier“ Paul Walter zunächst als verdeckter Spion tätig, bevor auch er ins Kampfgeschehen gerät. Eben jenes und der begleitende Dialog vor dem eigentlichen Geschehen stellen nicht nur den Höhepunkt der Novelle dar, sondern auch symbolisch die Entwicklung des Europäers der Idee zum Europäer der Tat.

Vorwort von Benedikt Kaiser

In die Novelle und ihre Veröffentlichungsgeschichte leitet den mit der Materie unvertrauten Leser ein Vorwort des Politikwissenschaftlers Benedikt Kaiser ein, das für sich alleine schon den Erwerb der Novelle begründet. Schließlich stellt Kaiser einen der besten deutschen Kenner Drieus, des französischen Faschismus sowie des (maßgeblich durch Franzosen und andere Westeuropäer geprägten) Eurofaschismus dar. Selbst Besitzer des Ursprungwerkes „Die Unzulänglichen“ können in diesem Vorwort neue Informationen zu Drieu, der Epoche und der Geschichte der Novelle finden, was samt der für den Jungeuropa-Verlag typischen stilvollen Gestaltung auch für Eigentümer von „Die Unzulänglichen“ einen Kaufgrund darstellen dürfte.

„Der falsche Belgier“ stellt darüber hinaus eine erstklassige Gelegenheit dar, Drieus zentrale literarische Stellen zur Genese seines europäischen Gedankens nachvollziehen zu können. Verpackt werden sie im hohen Niveau sprachlichen Drieus, das trotz seiner Verfemung bis heute in Frankreich anerkannt ist.

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