Dokumentation Overgames: Das Identitätsproblem der Moderne
Der Leipziger Filmemacher Lutz Dammbeck hat mit Overgames eine sehenswerte Dokumentation vorgelegt. Der fast dreistündige Film thematisierte die Ideengeschichte der permanenten Revolution, die ein tiefgreifendes Problem der Moderne offenlegt.
Kurzrezension von Tano Gerke
Zugegebenermaßen sind drei Stunden für einen Dokumentarfilm wirklich lang. Dennoch ist diese Zeit gut investiert. Dammbeck führt uns mit seinem assoziativen und spielerischen Stil durch knappe 2.000 Jahre europäische Ideengeschichte und kommt in der modernen Medienwelt an.
Ausgangspunkt des Films sind jedoch die sogenannten Game-Shows. Die Spiele, die in diesen zur Erheiterung des Publikums praktiziert werden, wurden in Amerika entwickelt, um psychisch kranke Personen zu heilen. Daraufhin wurden die Sendungen aus Übersee auch in westdeutschen Fernsehen bekannt. Sie stehen symbolisch für die Identitätsstörung der Deutschen, die sich nach der großen Katastrophe des Zweiten Weltkriegs offenbarte.
Overgames: Das Identitätsproblem der Moderne
Diese Identitätsstörung, so versucht Dammbeck nachzuweisen, ist ein Resultat der französischen und englischen Revolutionen. Schließlich fanden diese Revolutionen in Form der USA auch ihre staatliche Verwirklichung. Sie bilden die theoretische Grundlage für unsere modernen Gesellschaften, die aus dem traditionellen Verständnis von Kultur und Volk herausgelöst wurden.
So äußert sich Dammbeck im Gespräch mit dem Goethe-Institut kritisch, ob dieses Konstrukt der Moderne nachhaltig funktioniert:
„Wie könnte man es schaffen, auch in schwierigen Zeiten, in denen es darum geht zu „ent-staatlichen“ und zu „ent-grenzen“, eine Diskussion über nationale Identität zu führen? Ich bin nicht überzeugt von der Hoffnung, dass sich diese Problematik auflösen wird, indem wir eine multikulturelle, eine globale Gesellschaftsordnung bekommen.“
Die sehenswerte und lehrreiche Dokumentation gibt es hier zu sehen:
https://youtu.be/HYU3CtrdJNU