Humorlos: Patriotische Liedparodie auf YouTube gesperrt
Aufgrund einer vermeintlichen Urheberrechtsverletzung ist ein Video des patriotischen Comedy-Kollektivs Ruhrpott Roulette derzeit gesperrt.
Köln. – Es war ein Video das viral ging: Innerhalb weniger Tage konnte die Liedparodie „Hetztape“ mehr als 55.000 Zuseher gewinnen – eine erkleckliche Anzahl für das Zweitlingswerk eines jungen Kabarett-Startup. Auf Basis des schlüpfrigen Hits „Sextape“ der YouTube-Sensation Katja Krasavice persifliert das Kollektiv den Zustand der deutschen Meinungsbildung.
Provokantes Parodievideo gesperrt
Gemeinsam mit der Sängerin Melanie (u.a. Variéte Identitaire) als Leitfigur des Videos zeichnen sie dabei auch ein positives Selbstverständnis der eigenen kulturellen und politischen Identität. Heraus kam ein Video, welches nach Ansicht des Arcadi-Magazins ein „fast noch provokanterer Song“ als das Original darstellt.
Am späten Dienstagabend kam dann die Hiobsbotschaft: Aufgrund eines Urheberrechtsanspruchs wurde die künstlerisch anspruchsvolle Persiflage auf YouTube gesperrt. Verantwortlich dafür zeichnet eine gewisse Content View GmbH (Music) aus Köln. Diese bietet nach Eigenbeschreibung „Dienstleistungen für verschiedene Arten von Rechteinhabern und Kreativen“ im digitalen Bereich.
Selektive Wahrnehmung des Urheberrechts
Prinzipiell eine Aktion, welche das deutsche Urheberrecht ermöglicht. Im Gegensatz zu Bildern und Filmen, wo Nachstellungen mit eigener Schöpfungshöhe erlaubt sind, sind die Gesetze bei Musikstücken besonders streng. Bereits eine Melodie kann als geschützt gelten, selbst Parodien bewegen sich ohne offizielle Zustimmung in einem gewissen Graubereich.
Im Normalfall wird gerade im humoristischen Sektor allerdings von einer Verfolgung abgesehen. Diesen Usus illustrieren dutzende Videos, welche das Krasavice-Lied ebenfalls aufs Korn nehmen, einige davon mit hunderttausenden und gar Millionen an Klicks. Sie alle sind weiterhin auf der Videoplattform YouTube verfügbar – nicht jedoch jene von Ruhrpott Roulette.
Schriftliche Anfragen vorerst unbeantwortet
Die Macher der Parodie fassten die Sperre ihres aufwändigen Videos auf Twitter mit einiger Verwunderung auf. Offenbar sei es als patriotischer Satirekanal „nicht gestattet, ähnliche Coverversionen zu benutzen“. Man prüfe weiterhin den Sachverhalt und bitte seine Fans um Verständnis.
Schriftliche Anfragen der Tagesstimme diesbezüglich blieben vorerst sowohl seitens der ContentView GmbH als auch vonseiten des Managements von Krasavice unbeantwortet. Deshalb bleibt die allfällige geschäftliche Beziehung der beiden zueinander ebenso im Dunkeln wie die Frage nach der selektiven Anwendung eines Urheberrechtsanspruchs.