Innsbruck: Van der Bellen ernennt Chef von linkem Kulturtreff zu Professor
Der Leiter des Innsbrucker Kultur- und Szenetreffs Treibhaus darf sich mit Beschluss von Bundespräsident Alexander van der Bellen ab 30. November ‚Professor‘ nennen.
Innsbruck. – Die Ehrung des Treibhaus-Chefs Norbert Pleifer findet an diesem Tag um 11 Uhr im Landhaus statt. Verleihen wird die Ehrenprofessur der Tiroler Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP). Der erstmalige Vorschlag kam vom Dramatiker Alois Schöpf. Dieser hat sich selbst, besonders im Bereich der Rejuvenation der Blasmusik, als Konzertveranstalter und Dirigent einen Namen in der heimischen Musikszene gemacht. Das Salzburger Mozarteum leitete die Empfehlung schließlich weiter.
Treibhaus als Herzstück der linken Kulturszene
Seit 1981 betreibt Pleifer das Kulturzentrum, welches fünf Jahre später an seinen derzeitigen Standort in der Angerzellgasse in der Innenstadt umzog. Das als Nachfolger des KOMM als erstes autonomes Kulturhauses Westösterreichs gegründete Lokal wurde seitdem zur Fixgröße im Vergnügungsleben der Tiroler Landeshauptstadt. Unter seiner Ägide etablierte sich die Einrichtung als angesagte Anlaufstelle für Musik, Theater und Kabarett alter Art.
Gleichzeitig versteht sich das Treibhaus aus dezidiert linkes Etablissement. Unter seinen Grundsätzen begreift es auch einen kulturpolitischen Ansatz. Hier ist man gemäß Eigenverständnis auch darauf ausgerichtet, die „Interessen Benachteiligter politisch zu vertreten“ und „solidarisches Handeln einzuüben“. Auf diese Art und Weise wurde es über die Jahre zu einem Herzstück der prononciert linken Kulturszene an Inn und Sill.
Ex-Grüner Präsident macht „Fan“ zum Professor
So war es auch das Treibhaus, welches im Spätherbst 2016 die Chorproben des „Singen für VdB“ abhielt. Unter Schirmherrschaft des linksgerichteten Kabarettisten Markus Koschuh trafen sich hierbei Bürger, um gemeinsam umgedichtete Weihnachtslieder zum Besten zu geben. Diese sollten – auch mit teilweise nicht unumstrittenen Liedstellen – für eine Wahl des früheren grünen Bundessprecher in das höchste Amt im Staat werben.
Und so macht Pleifer auch keinen Eck, dass für ihn – einem TT-Artikel zufolge – die Professorwürde aus dem richtigen politischen Eck kommt. Deren Annahme hänge bei ihm nämlich auch von der Gesinnung des Staatsoberhaupts ab. Pleifer wörtlich: „Von einem Hofer oder Waldheim hätte ich den nie angenommen“. Er freut sich, mit einem Augenzwinkern, demnach auch mit dem früheren Wirtschaftsprofessor van der Bellen nun „auf Augenhöhe“ zu sein.
Ehrenprofessuren als rechtliche Besonderheit
Dass es möglich ist, dass der mehrfache Studienabbrecher Pleifer dennoch zu einer Professur kommt, hängt mit einer Besonderheit des österreichischen Rechts zusammen. Ein Bundesverfassungsgesetz ermöglicht die diesbezügliche Auszeichnung von Personen, welche sich in „langjähriger Ausübung ihres Berufes Verdienst um die Republik Österreich“ erworben haben – und zwar auf dem Gebiet der Kunst oder Wissenschaft.
Vergeben kann dieser nur an Personen werden, die mindestens das fünfzigste Lebensjahr vollendet haben und je nach Betätigungsfeld mindestens fünfzehn bis fünfundzwanzig Jahre außerordentliche Leistung in ihrem Gebiet erbracht haben. Es steht außer Zweifel, dass diese Ehre mit Pleifer einem wichtigen Akteur der heimischen Kunst- und Kulturszene zuteil wird. Ob es dieselben medialen Lobeshymnen gegeben hätte, wenn ein Präsident Hofer einen ausgewiesen patriotischen Künstler derart geehrt hätte, sei dennoch dahingestellt.