Karl May politisch unkorrekt?: ARD streicht Winnetou-Filme aus Programm
Zuerst verbannte der Ravensburger Verlag ein Winnetou-Kinderbuch. Jetzt wurde bekannt, dass auch die ARD künftig keine Winnetou-Filme mehr zeigen wird.
München. – Der öffentlich-rechtliche Sender ARD wird künftig keine „Winnetou“-Filme mehr zeigen. Wie der Sender auf Anfrage der BILD mitteilte, habe man bereits im Jahr 2020 die nötigen Lizenzen auslaufen lassen. Auch in Zukunft würden keine neuen Lizenzen erworben.
Erst kürzlich hatte der Ravensburger Verlag ein “Winnetou“-Kinderbuch („Der junge Häuptling Winnetou“) wegen Rassismus-Vorwürfen im Internet zurückgezogen. Seither wird in der medialen Öffentlichkeit der Umgang mit dem Karl-May-Klassiker heiß diskutiert.
„I-Wort“ statt Indianer
Die RBB-“Sandmännchen“-Redakteurin Nina Paysen erklärte sogar, dass sie keine Folgen mehr ausstrahlen lasse, in denen das Wort „Indianer“ vorkomme.
Ähnlich auch ZDF-heute auf Twitter: In einem Kommentar forderte das Social-Media-Team die Nutzer auf, das „I-Wort in der Kommunikation zu vermeiden“, um „rassistisch geprägten Begriffen“ keinen Raum zu geben. Im Gegensatz zur ARD kündigte der ZDF laut BILD-Bericht jedoch an, man werde „in den nächsten Jahren“ weiter Winnetou-Filme ausstrahlen.
Robert Alan Packard: „Ich bin auf Winnetous Seite“
Doch wie sehen das eigentlich die Betroffenen? Der Indianer Robert Alan Packard vom Stamm der Sioux lebt seit 25 Jahren in Deutschland. Zumindest er hat offenbar kein Problem mit Winnetou: „Ich bin auf Winnetous Seite. Ich unterstütze seine Geschichten und bin verärgert, dass man versucht, ihn auszuradieren“, erklärte er gegenüber der BILD. Er fühle sich dabei „überhaupt nicht „diskriminiert. „Ich sehe auch nichts Rassistisches bei Winnetou.“
Indianer ehren Karl May in Radebeul
In der Debatte um Indianer und Karl May wird ein historisches Ereignis oft vergessen: Am 17. Januar 1928 fand in Radebeul die große Indianerehrung bzw. Indianerhuldigung statt. bei der zahlreiche Sioux-Indianer Karl Mays Grab besuchten. Unter Trommelklang näherten sich die Indianer damals der Gruft, stimmten ein Klagelied an und legten zwei Kränze nieder. „Du großer toter Freund! … Du hast unserem sterbenden Volk im Herzen der Jugend aller Nationen ein bleibendes Denkmal errichtet. Wir möchten Dir Totempfähle in jedem Indianerdorf aufstellen. In jedem Wigwam sollte Dein Bild hängen, denn nie hat der rote Mann einen besseren Freund gehabt als Dich …“, sprach Häuptling Susetscha tanka („Große Schlange“) in seiner Gedenkrede für Karl May. Die New York Times titelte tags darauf „American Indians honor Kar May“.
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