Michael Mansions „Ungeist als Zeitgeist“: Fundierte Analysen zum Tage
Die Gesellschaft wird derzeit von Debatten über den Kampf gegen Rechts beherrscht, während Kritik am Islam nur leise zu vernehmen ist. Das und mehr prangert Michael Mansion in seinem neuen Buch Ungeist als Zeitgeist an, das der Germanist Günter Scholdt für FREILICH rezensiert hat.
Es sind nicht die schlechtesten Anwälte einer momentanen Alternative, die ihre intellektuelle Sozialisation einst im linken Lager erfuhren. Denn als man dort noch argumentierte, statt nur mehr auszugrenzen und zu verbieten, erhielt man in ihm eine Grundschulung in Dialektik. (Sage niemand, man könne trotz stattlicher Fehlprognosen von Marx methodisch nichts lernen!) Auch schadet der jugendliche soziale Solidaritätsimpuls erst durch Verbindung mit fanatischem Utopismus. Zudem gewinnen von der Realität Belehrte auch eine hohe Immunität gegenüber Politphrasen.
Zu jenen Ex-Linken also, die nicht „woke“, sondern tatsächlich erwacht sind, um den globalistischen Weltrettungsschwindel zulasten der heimischen Klientel sofort zu durchschauen, gehört Michael Mansion. Seine ersten Bücher, damals im Kelkel Verlag, enthalten Satiren (Zur Verteidigung des Ressentiments und andere Bösartigkeiten, 2016) oder verraten epische Neigungen (Unterwegs. Geschichten ums Reisen, 2017). Ein ihn zunehmend bedrängendes Unbehagen an unserer Gesellschaftsentwicklung mündete dann in diverse Publikationen zur gegenwärtigen Politik (auch als Mitarbeiter von Faktum). Unter dem sprechenden Titel Ungeist als Zeitgeist erschien nun seine neueste Textsammlung im BoD-Verlag.
Sie enthält Gegenwartskommentare, Briefe, kurze Essays und Rezensionen zu Themen, die sich (infolge der unsere Gesellschaft spaltenden Brisanz) längst nicht mehr verdrängen lassen. „Der Duldungsbogen ist überspannt“, heißt es im Klappentext. Eine schweigende Mehrheit fühle sich nicht mehr ernstgenommen. „Die Polarisation verstärkt sich, und die Gefahr eines neuen Autoritarismus ist real.“ Konkret erläutert der Autor dies am völlig ausgeuferten Kampf gegen Rechts. An der Art, wie man den Islamismus verharmlost, am Schlagwort der alles mobilisierenden Vokabel „Rassismus“, am nicht mehr zu hinterfragenden „Klimaschutz“, der Eurokratie, antirussischen Sanktionspolitik oder Migrationskriminalität. Mit dem Links-rechts-Schema kann er wenig anfangen, mit dem hier applizierten verdrehten Moralismus noch weniger.
Uns erwarten klug abwägende, sachkundige Texte. Getragen von der Sorge um die aktuelle Diskussions- und nicht zuletzt Rechtskultur. Kennzeichnend ist seine ernsthafte Musterung auch gegenteiliger Ansichten, fernab von Eifertum. Zuweilen jedoch, wo ihn Missstände provozieren, neigt er auch mal zu ironischen oder sarkastischen Wertungen. Seine Herkunft vom Kabarett lässt sich nicht verleugnen. Und das ist gut so.
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Zur Person:
Günter Scholdt wurde 1946 in Mecklenburg geboren. Der Germanist und Historiker lehrte an der Universität Saarbrücken und leitete bis 2011 das „Literaturarchiv Saar-Lor-Lux-Elsass“. Seine Forschungs- und Publikationsschwerpunkte betreffen neben der Literatur des Dritten Reiches und der Inneren Emigration aktuelle gesellschaftliche und politische Deformationen.
Im Netz: scholdt.de
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