Michael Scharfmüller empfiehlt fünf Bücher: „Einen meiner Lieblingsromane habe ich nicht gelesen“
Für viele gilt das Buch immer noch als Allheilmittel für alle Lebenslagen und Gemütszustände. FREILICH-Redakteur Mike Gutsing sagt: Mehr davon! Deshalb sammelt er für FREILICH in einer Sonderreihe die Lieblingsbücher verschiedener konservativer und rechter Akteure und lässt sie vorstellen. Heute stellt der Journalist Michael Scharfmüller fünf Bücher vor.
Es ist unmöglich, sich auf nur fünf Lieblingsbücher festzulegen. Es gibt viele Bücher, die mir in den letzten Jahren aus ganz unterschiedlichen Gründen fast ans Herz gewachsen sind. Spontan fallen mir die Folgenden ein.
Rainer Maria Rilke – Die Weise von Liebe und Tod des Cornets Christoph Rilke
Rainer Maria Rilkes Cornet. Dieses kleine Büchlein, das als Band 1 im Insel Verlag erschienen ist, lese ich jedes Jahr mindestens einmal. Rilkes Sprache ist einfach wunderbar! Seine kurze Erzählung über das Leben und Sterben eines jungen Soldaten lässt sich auch auf viele andere Lebenssituationen übertragen. Rilkes Cornet ist seit Jahrzehnten ein Kultbuch. Kein Wunder, dass es das Werk seit einiger Zeit auch als gelungenen Comic gibt.
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Joachim Fernau – Wie es euch gefällt. Eine lachende Stilkunde
Ich denke oft an Joachim Fernaus Wie es euch gefällt. Eine lachende Stilkunde, weil er darin auf sehr unterhaltsame Weise erklärt, wie die Baustile der verschiedenen Epochen das Denken und Fühlen der damaligen Menschen zum Ausdruck bringen. Überhaupt ist Fernau ein Meister darin, Geschichte auf humorvolle und lehrreiche Weise lebendig werden zu lassen. Bei seinen historischen Erzählungen gibt er sich keine Mühe, auch nur ansatzweise politisch korrekt zu erscheinen – auch das ist sehr erfrischend.
Natürlich versteht man heute viele Anspielungen, die Fernau in seinen Werken macht, nicht mehr. Das liegt zum einen daran, dass sich die Welt weitergedreht hat und zum anderen daran, dass Fernau noch ein echter Bildungsbürger war und auf einen unglaublich großen Wissensschatz zurückgreifen konnte. Wer bereit ist, die Hintergründe der einen oder anderen Anekdote zu recherchieren, kann sich so fast nebenbei ein Stück klassische Bildung aneignen.
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Vera F. Birkenbihl – Kommunikationstraining. Zwischenmenschliche Beziehungen erfolgreich gestalten
Sehr lehrreich, aber nicht ganz so humorvoll war es für mich, als ich in einer Gefängnisbibliothek auf Kommunikationstraining von Vera F. Birkenbihl stieß. Ein tolles Buch, aus dem ich viel gelernt habe. Es öffnete mir den Blick für den wichtigen Bereich „Soziale Kompetenz“.
Wilhelm Müller – Die Winterreise
Wie die Bücher von Joachim Fernau und Rainer Maria Rilkes Cornet sind auch die Gedichte von Wilhelm Müller leider fast in Vergessenheit geraten. Ich lese Müllers Winterreise sehr gerne, weil ich mich in den Zeilen wiederfinde, zum Beispiel wenn Müller schreibt: „Nun merk ich erst wie müd ich bin, da ich zur Ruh mich lege“. Aber noch mehr als die Winterreise zu lesen, ist sie zu hören. Denn Franz Schubert griff Müllers Winterreise auf und komponierte daraus seinen gleichnamigen Liederzyklus. Manche meinen, der Protagonist der Winterreise sei ein Mann, der an Liebeskummer leidet.
Meiner Meinung nach ist die Winterreise jedoch viel mehr als das Wehklagen eines unglücklich Verliebten – sie kann auch als ein zutiefst politisches Werk gelesen werden. Manche gehen sogar davon aus, dass das Motiv des Liebeskummers nur vorgeschoben ist, um die damalige Zensur zu umgehen. Die meisten Gedichte sind sehr melancholisch. Es gibt aber auch einzelne Stücke, die Hoffnung und Mut machen. In einem heißt es: „Lustig in die Welt hinein, gegen Wind und Wetter! Will kein Gott auf Erden sein, sind wir selber Götter.“
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Thomas Mann – Die Buddenbrooks
Ich lese lieber Romane als trockene Sachbücher. Einen meiner Lieblingsromane habe ich allerdings noch nicht gelesen. Wahrscheinlich werde ich das auch nie tun. Denn die Hörspielfassung von Thomas Manns Buddenbrooks unter der Regie von Wolfgang Liebeiner ist so gut, dass das Original kaum besser sein kann. Die Sprecher des Hörspiels schaffen es nämlich, Bilder im Kopf entstehen zu lassen, wie es selbst der beste Hollywoodfilm nicht schaffen kann. Vor allem die Stimme von Gert Westphal lädt dazu ein, den Mut einmal müde sein zu lassen und sich ganz auf das Werk einzulassen.
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Zur Person:
Michael Scharfmüller ist Herausgeber der Zeitschrift Info-DIREKT.
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