Nemmersdorf, Kickstarter und ein ambitioniertes Projekt
Ein neues Comic-Projekt widmet sich den Themen Flucht und Vertreibung. „Oktober ’44: Die Befreiung von Nemmersdorf #1“ erzählt die verdrängten Erlebnisse des Zweiten Weltkrieges aus der Sicht der deutschen Großeltern.
Wie nur wenige andere Namen steht Nemmersdorf als Synonym für die Verbrechen der Roten Armee an der deutschen Zivilbevölkerung im Zweiten Weltkrieg. Die Berichte von den Geschehnissen aus der kleinen Stadt im ehemals deutschen Ostpreußen erschüttern noch heute: Lebend an Scheunentoren gekreuzigte Vergewaltigungsopfer, erschossene Kinder und zertrümmerte Schädel zeigten, was auf die gesamte deutsche Bevölkerung Ostdeutschlands zukommen sollte. Nemmersdorf war der Auftakt zur Flucht und Vertreibung, von denen heute nur noch im Kontext internationaler Masseneinwanderung, nicht aber im Bezug zur eigenen Geschichte gesprochen wird.
Wo man die Verbrechen nicht gleich ganz verschweigt, versucht man sie zu relativieren. Dem will ein ambitioniertes Projekt entgegenwirken: „Oktober ’44: Die Befreiung von Nemmersdorf.“ Dahinter steht ein junger Historiker, der die Thematik Flucht und Vertreibung in Comicform aufarbeiten will. Dafür hat er sich nicht nur die Unterstützung des jungen „Hydra Comics“-Verlags gesichert, sondern auch hunderte Originalquellen ausgewertet und wochenlang in Archiven geforscht. Geplant ist es, die Geschichte der Großelterngeneration gleich fern von Relativierung und Heroisierung aufzuarbeiten und die Erinnerung an ihr Schicksal wach zu halten. „Dieser Comic versteht sich als Plädoyer für Menschlichkeit und will für das Unrecht der Vertreibungen sensibilisieren“, heißt es dazu auf der „Kickstarter“-Kampagnenseite.
Unterstützung benötigt
Dafür benötigt das nonkonforme Projekt jedoch Unterstützung. Für eine zeitnahe Realisierung von „Die Befreiung von Nemmersdorf“ sammeln die Verantwortlichen über den Crowdfunding-Anbieter „Kickstarter“ Unterstützung für die erste Ausgabe. Als Dank winken Unterstützern teils exklusive Angebote rund um das Projekt.
Was passiert mit dem Geld?
Sobald auf Kickstarter die Spendensumme von 5.500 Euro erreicht worden ist, wird der Comic „Oktober ’44. Die Befreiung von Nemmersdorf“ innerhalb der nächsten sechs Monate gezeichnet. Der Comic wird dann aus 36 Seiten mit Klammerheftung bestehen und im Format 168 x 260 mm angeboten. Dabei sind 25 Seiten Comic und elf Seiten redaktioneller Teil.
Der Comic wird auf der eigenen Netzseite vertrieben und ebenfalls bei „Amazon.com“ als „Kindle Unlimited Produkt“ angeboten. Zusätzlich wird es auf der „Google Play Books App“ als digitaler Comic für das Smartphone oder Tablet-PC erhältlich sein. Es wird für ein internationales Publikum auch in englischer Sprache angeboten werden. Wenn sich ein Erfolg des Pilot-Comic abzeichnet, wollen die Macher über eine Fortsetzung zu anderen in Vergessenheit geratenen historischen Ereignissen entschieden.