Ruhrpott Roulette: „Keinen Bock auf Sojaunterhaltung von der Stange“

Im Interview mit der Tagesstimme spricht das aufstrebende Humor-Kollektiv „Ruhrpott Roulette“ über patriotisches Selbstverständnis, die moralische Schieflage in der Kulturszene und die Wichtigkeit von Humor als politisches Mittel.
Julian Schernthaner
Interview von
22.3.2019
/
5 Minuten Lesezeit
Ruhrpott Roulette: „Keinen Bock auf Sojaunterhaltung von der Stange“

Immer für einen Scherz zu haben: Kai und Marius – die bekannten Gesichter des jungen patriotischen Humor-Kollektivs „Ruhrpott Roulette“. Bild: privat / Ruhrpott Roulette.

Im Interview mit der Tagesstimme spricht das aufstrebende Humor-Kollektiv „Ruhrpott Roulette“ über patriotisches Selbstverständnis, die moralische Schieflage in der Kulturszene und die Wichtigkeit von Humor als politisches Mittel.

Die Tagesstimme: „Ruhrpott Roulette“ startete im Februar. Wer seid ihr, was bedeutet der klingende Name und was bewegte euch dazu, ein humoristisches Projekt ins Leben zu rufen? 

Ruhrpott Roulette: Grüßt euch! Unser Team besteht aus 5 1/2 identitären Aktivisten, unsere Frontschweine Marius und Kai, so wie Cassis und Falk in der Technik und Produktion. Musikalisch verstärkt werden wir von der Dame des Hauses; Melanie! Zuletzt bleibt noch unser „Praktikant“ Felix zu nennen. 

Der Name ist eine Verpflichtung zu unserer Grundidee, zusammen mit dem Publikum den Kurs zu bestimmen. Wie beim richtigen Roulette haben wir vorher keine Ahnung, was uns das Schicksal serviert. Nur dass bei uns nicht der Zufall, sondern das Publikum entscheidet. Wir schnappen uns die besten Ideen aus den Kommentaren, arbeiten diese aus und stellen drei davon zur Wahl. Was ab da passiert, liegt in eurer Hand. 

Wie sind wir darauf gekommen? Naja, das ist wahrscheinlich für viele nachvollziehbar. Wenn man nahezu täglich mit den Problemen der heutigen Zeit konfrontiert wird, braucht man zwischendurch einfach was zum Abschalten. Die meisten unserer Zuschauer können diese Probleme zumindest nachvollziehen, das legt natürlich nahe, dass eben diese Zuschauer keinen Bock mehr haben auf hypermoralisierte Sojaunterhaltung von der Stange, ohne Gluten. So wie wir. Eben Zeit für etwas Neues. Daher haben wir das Experiment gewagt.

Die Tagesstimme: Bislang habt ihr mit Streetcomedy und einer Liedparodie auf besonders kurzweilige Formate gesetzt. Welche Zielgruppe wollt ihr mit euren Sketches bedienen und wie soll euer künftiges Portfolio aussehen? 

Ruhrpott Roulette: Wir haben ja erst vor relativ kurzer Zeit angefangen, haben aber auch von Anfang an gesagt, dass wir uns da nicht in Ketten legen wollen. In erster Linie machen wir Unterhaltung von Patrioten für Patrioten. In der derzeit gesperrten Folge 2 starten wir auch recht früh mit der Bedienung eines anderen Aspekts, indem wir der Opposition den Spiegel vorhalten.

Wir hatten allerdings gedacht, wir täten das humoristisch überspitzt, bis wir feststellen mussten, dass die SJW-Presse („Social Justice Warrior“, Anm. Red.) das gleiche gemacht hat. Allerdings vollkommen unironisch! Grundsätzlich sprechen wir aber jeden an, der sich angesprochen fühlt. Wie die Wahl des Inhalts bleibt auch das dem Publikum überlassen. 

Zwar basiert unser Konzept auf der Teilhabe der Leute da draußen, aber wer langfristig auch überraschen will, der muss natürlich mit frischen Ideen auffahren. Daran arbeiten wir selbstredend stetig, aber um zu überraschen, darf man da auch nicht so viel im Vorfeld drüber reden. Sonst is langweilig. 

Die Tagesstimme: Die Zahl der kabarettistischen Projekte im patriotischen Milieu steigt rasant an. Wie wichtig ist Humor als politisches Mittel? 

Ruhrpott Roulette: Naja, eben dieser rasante Anstieg kommt ja nicht von ungefähr. Wie schon erwähnt, braucht es ab und zu einfach auch mal groben Unfug. Selbstironie ist ein gutes Mittel, sich selbst auch mal zu hinterfragen. Das lang tradierte, karikatureske Vorführen des Systems kann in anderen bewirken, sich selbst und die eigene Rolle im täglichen Wahnsinn zu hinterfragen.

Das sind aber auch keine neuen Informationen. Wie sich der Humor schon immer der Politik bediente, bediente sich auch die Politik schon immer beim Humor. Gemeinsam haben sie, dass sie Formen der Kommunikation und in allen Aspekten des Lebens beheimatet sind. Eine weitere Parallele: Sie sind die Kunst des Möglichen. Da wird wahrscheinlich jeder zustimmen, der schon mal in falscher Runde einen noch falscheren Witz erzählt hat.

Man sieht es aber auch im täglichen Leben; oder glaubt wirklich jemand, man könne ohne eine gehörige Portion Humor mit Grünen und Linken in einem Plenum sitzen? Humor scheint zumindest wichtig zu sein, um die Politik zu überstehen, ohne den Verstand zu verlieren. 

Die Tagesstimme: Eure bisherigen Videos schneiden mehrfach die Thematik des „Rechtsseins“ an. Wieso ist ein positives Selbstverständnis patriotischer Menschen unerlässlich? 

Ruhrpott Roulette: Ein wichtiger Teil dieses Selbstverständnisses ist es ja, sich zuzutrauen, selbständig zu denken. Ohne dies würde es wohl keiner bis zu uns schaffen. Betrachtet man die Verleumdungen, die sich unsere Systemmedien als „Berichterstattungen“ zu bezeichnen erdreisten, wird das auf menschlicher Ebene schnell klar.

Ist man aber erstmal durch den Nebelschleier durch und hat sich an allen Strohmännern vorbei gedrängt, sieht man ja was die wahren Kernthemen sind. Wer sich dann für eben diese unsere Ziele stark macht, der kann ja eigentlich nicht mehr anders, als ein positives Selbstverständnis zu haben. Immerhin verfügt man über die eben beschrieben Qualitäten. 

Wichtig wird es dann wieder bei der Außenwirkung. Jeder Mensch mit einem gesunden Verstand im Schädel muss auf lange Sicht die Schere bemerken, die zwischen Wahrheit und Mediendarstellung besteht. Die aber nur sichtbar bleibt, solange wir sie aufhalten. Dafür unerlässlich: positives Selbstverständnis. 

Die Tagesstimme: Eure Liedparodie „Hetztape“ erreichte innerhalb weniger Tage 55.000 Menschen – und wurde dann wegen eines Urheberrechtsanspruchs gesperrt. Zahlreiche andere Parodien desselben Liedes sind aber weiterhin verfügbar. Wird in der deutschen Kulturszene mit zweierlei Maß gemessen? 

Ruhrpott Roulette: Ja, auf jeden Fall! Ist aber klar eigentlich. Die finstere Macht, die halt zwingend für die eigene moralische Hegemonie gebraucht wird, sind wir halt nicht. Das ist ärgerlich und verhindert die Gleichbehandlung an dieser Stelle. Man stelle sich vor, zu viele Leute sehen das. Nachher beginnen die noch zu hinterfragen ob „Rechts sein“ wirklich das bedeutet, was doch so schön ins erzeugte Bild passt. Wie kacke wär das denn?

Aber um dies zu verhindern, gibt es offensichtlich ganze Firmen, die von der Arbeit existieren können, gemeingefährliche Subjekte wie uns aufzuspüren und off zu nehmen. Die Nachfrage nach dieser Form der selektiven Vorgehensweise scheint zu steigen. Sind aber natürlich alles nur Gerüchte.

Die Tagesstimme: Angenommen ich wäre Millionär, mein Kopf sprudelt vor Ideen über und ich habe Zeit ohne Ende. Wie kann man euch am besten unterstützen? 

Ruhrpott Roulette: Ah, also der typische Durchschnittsbürger, zumindest im grünen Weltbild. Wir versuchen ja gleich zu Beginn, einen Standard zu erreichen, den man auch im Fernsehen zeigen könnte. Da sind wir aber noch nicht. Wir arbeiten mit privater Ausrüstung, die natürlich begrenzt einsetzbar ist. Wir möchten uns qualitativ hinter niemandem verstecken müssen. Auch inhaltlich wollen wir noch ordentlich aufdrehen. Dazu fehlen uns allerdings noch die Mittel.

Mangel an Ausrüstung und derzeit nur ein Arbeitsplatz für die gesamte Post-Produktion, das macht es natürlich mühsam und zeitintensiv. Wenn qualitativ minderwertige Ausrüstung versagt, fällt uns mitunter ein ganzer Sketch weg, eine zweite Chance haben wir bei dieser Art der Vorgehensweise nicht. Da muss direkt alles sitzen. Sowas schlägt sich natürlich auch auf die Länge der Folgen nieder. Eine Erfahrung, die wir schon von Anfang an machen mussten. Wenn sich dann noch drei Leute im Studio vor einem Rechner tummeln müssen, steht man sich auch dabei im Weg und viele gute Ideen bleiben auf der Strecke.

Um dem Abhilfe zu schaffen, haben wir uns was ganz Originelles ausgedacht. Man kann uns was spenden! Da das jetzt für alle was Neues sein sollte, hier ein paar Möglichkeiten: 
https://www.paypal.me/RuhrpottRoulette1
https://www.patreon.com/ruhrpottroulette
https://www.subscribestar.com/ruhrpott-rou

Soviel zum Geld. Zeit haste auch zu viel? Schau unsere Videos mehrmals täglich, in voller Länge. Dazu noch drei bis fünf Kommentare, möglichst bis zum Rand gefüllt mit all deinen Ideen. Zu tun ist immer! Alternativ gehen wir auch gern mit dir ein Bierchen trinken (auf deinen Nacken natürlich).

Die Tagesstimme: Vielen Dank für das Gespräch!

Über den Autor
Julian Schernthaner

Julian Schernthaner

Der studierte Sprachwissenschafter wurde 1988 in Innsbruck geboren und lebte sieben Jahre in Großbritannien. Vor kurzem verlegte er seinen Lebensmittelpunkt ins malerische Innviertel, dessen Hügel, Wiesen und Wälder er gerne bewandert.

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