Trotz drohender Insolvenz: Linkes Magazin plant zweite Asylunterkunft

Aufgrund der schlechten Finanzlage konnte das Katapult-Magazin seine Mitarbeiter zuletzt nicht wie geplant bezahlen. An der Idee, ein zweites Asylheim für 120 Migranten zu eröffnen, wird jedoch festgehalten.

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Trotz drohender Insolvenz: Linkes Magazin plant zweite Asylunterkunft

Herausgeber und Chefredakteur des KATAPULT-Magazins, Benjamin Friedrich.

© KATAPULT

Greifswald. – Vor zwei Tagen meldete das populärwissenschaftliche Magazin Katapult, vielen bekannt für seine Infografiken und Karten zur Veranschaulichung von Daten und Informationen, die eigene drohende Insolvenz. „Katapult ist insolvent, wenn Katapult die nächsten 14 Tage nicht explodiert“, heißt es gleich zu Beginn der Stellungnahme.

„Wir haben Fehler gemacht“

Die Gründe für die Insolvenz sind vielfältig, erklärt Benjamin Friedrich, Herausgeber und Chefredakteur des Magazins. So habe der Verlag in diesem Jahr deutlich mehr Ausgaben als Einnahmen gehabt. Hinzu kamen Papierpreise, Inflation und Krieg. „Es gibt mindestens 50 schlechte Ausreden für unsere Situation, aber die sind alle egal, denn in Wirklichkeit haben wir Fehler gemacht. Fertig.“ Diese Fehler haben das Magazin viel Geld gekostet. Im vergangenen Jahr fehlten dem Medium 290.000 Euro, heißt es in der Stellungnahme. In diesem Jahr ist das Defizit auf rund 450.000 Euro angewachsen. Deshalb konnten die Gehälter der Mitarbeiter im August nicht wie geplant ausgezahlt werden. „Auch unsere Journalismusschule mussten wir auf unbestimmte Zeit verschieben, weil wir sie momentan schlichtweg nicht finanzieren können“, erklärt Friedrich betroffen.

Trotz der hohen Verschuldung will das Magazin an seinem bereits bestehenden Asylheim mit insgesamt 20 Plätzen festhalten, wie einem Hinweis ganz am Ende der Stellungnahme zu entnehmen ist. Zudem ist noch ein zweites Asylheim für 120 Personen geplant.

Journalisten benutzt und dann fallengelassen?

Zuletzt machte das Magazin, das zu Beginn seines Bestehens mit dem EXIST-Gründungsstipendium des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz gefördert worden war, von sich reden, als ukrainische Journalisten ihm vorwarfen, sie benutzt und dann fallen gelassen zu haben. Nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine machte Katapult nur wenige Tage später ukrainischen Journalisten ein verlockendes Angebot. Friedrich schrieb „Jobs für Ukrainer“ aus und suchte Reporter, Fotografen und Journalisten, die aus und über das Land berichten. Das Gehalt: 1.650 Euro brutto. Sergey Panashchuk, den zwei deutsche Kollegen auf die Anzeige aufmerksam gemacht hatten, sah seine Chance, bewarb sich und bekam sofort die Zusage. Anfangs lief alles gut, wie Panashchuk gegenüber Übermedien erzählt. Doch dann sei die Euphorie schnell der Realität gewichen.

In Deutschland sorgte „KATAPULT Ukraine“ dennoch schnell für viel positive Aufmerksamkeit. So berichteten der Tagesspiegel, die taz und der Deutschlandfunk über das Projekt, das bereits zwei Monate nach dem Start für den Grimme-Online-Award nominiert wurde.

Schlechte Noten für Katapult als Arbeitgeber

Ebenso wie bei Panashchuk kommt Katapult auch auf der Plattform Kununu, wo Arbeitnehmer Bewertungen zu Arbeitgebern, zum Bewerbungsprozess und der Unternehmenskultur sowie Gehaltsangaben machen können, nicht gut weg. Demnach stört die Katapult -Mitarbeiter vor allem „die systematische und vorsätzliche Ausbeutung von Mitarbeitenden“, „die Scheinheiligkeit und Doppelmoral“, „die interne und externe gescheiterte und lügenreiche Kommunikation“ oder „wie emotional der Chefredakteur das Unternehmen leitet“. Das Unternehmen müsse endlich im 21. Jahrhundert ankommen, heißt es in einer im Dezember 2022 abgegebenen Bewertung: „Homeoffice, Zeitausgleich und weniger Projekte, dafür wieder mehr Qualität müssen etabliert werden.“ In einer anderen Bewertung wird sogar gefordert, die gesamte Leitungsebene samt Geschäftsführung durch „kompetente Leute“ auszuwechseln.

Die Bewertungen auf den Plattformen sind jedoch nicht ausschließlich negativ. Positiv bewerten die Mitarbeiter den Zusammenhalt unter den Kollegen: „Dafür, dass die Arbeitsatmosphäre und die Kommunikation so schlecht sind und ausnahmslos alle Mitarbeitenden unter diesen Bedingungen physisch und/oder psychisch leiden, ist der Zusammenhalt unter den Kolleginnen noch erstaunlich gut“, heißt es in einer Bewertung. Auch die Arbeit selbst, die hohe Flexibilität und die gedruckte Zeitschrift werden geschätzt.

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