„Warnung an die Feinde Deutschlands!“ – Die fünf Lieblingsbücher von Volker Zierke

Für viele gilt das Buch immer noch als Allheilmittel für alle Lebenslagen und Gemütszustände. FREILICH-Redakteur Mike Gutsing sagt: Mehr davon! Deshalb sammelt er für FREILICH in einer Sonderreihe die Lieblingsbücher verschiedener konservativer und rechter Akteure und lässt sie vorstellen. Heute ist Volker Zierke an der Reihe, einer der vielversprechendsten Autoren der rechten Szene.

Kommentar von
22.11.2023
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4 Minuten Lesezeit
„Warnung an die Feinde Deutschlands!“ – Die fünf Lieblingsbücher von Volker Zierke
© Volker Zierke

J.R.R. Tolkien Der Herr der Ringe

Vorweg: Keines der Bücher, die ich hier vorstellen kann, ist ein „Geheimtipp“. Alle sind „Mainstream“, preisgekrönt, teilweise verfilmt, haben halbe Generationen geprägt und sind ganzen Generationen ein Begriff. Den Anfang macht Der Herr der Ringe, insbesondere dessen erstes Buch Die Gefährten, das ich als Jugendlicher irgendwo in den nebligen Dünen Jütlands zum ersten Mal las. Vollkommen unvoreingenommen durch die damals noch nicht existenten – oder zumindest mir nicht bekannten – Filme, entfaltete die Art der Erzählung eine Sogwirkung auf mich, der ich mich bis heute nur schwer entziehen kann. In diesem Moment passte alles zusammen: Meeresbrise, Nebel, Hügelgräber, die überstürzte Flucht der Hobbits vor den geheimnisvollen Ringgeistern, der zwielichtige Auftritt eines „Streichers“ – all das passte zusammen und band mich auf immer an das Werk Tolkiens, das ich damals logischerweise noch mit keiner Politik in Verbindung bringen konnte. 

Und doch nimmt Der Herr der Ringe bestimmte Weichenstellungen voraus; allein mit den Karten von Mittelerde habe ich mich stundenlang beschäftigen können, um mich zu fragen, was sich an Orten wie „Angmar“ und der „Eisbucht von Forochel“ abgespielt haben könnte (was ja auch tatsächlich durch das vorliegende Buch nie geklärt, bestenfalls angedeutet wird). Orte wie die Wetterspitze lassen ja bereits erahnen, dass man es hier mit einer lebendigen Welt zu tun hat, an der kein Fleck nur zum Selbstzweck besteht. Unter der Welt, die Frodo und Sam durchstreifen, liegt eine weitere, eine vergangene, die Welt dessen, was einmal war, und man spürt die Wehmut über den verflossenen Ruhm dieser Welt. Man kommt beim Lesen dieses Buches nicht umhin, dieses Gefühl aufzuschnappen – und plötzlich durchquert man unsere Welt – die Wiesen, Täler und Städte unserer Zeit – mit ganz anderem Blick.

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Ernst Jünger – Kriegstagebuch 1914-1918

Ernst Jünger muss natürlich immer und jederzeit genannt werden, egal in welchem Zusammenhang. Dass er es auch auf meine kleine Liste schafft, ist wie bei Tolkien dem Umstand des Leseerlebnisses geschuldet. Ernst Jüngers In Stahlgewittern las ich bei der Bundeswehr und sofort erweckten der Jargon und die kühle Nüchternheit des Grabenkriegers ein Gefühl der Verbundenheit – so sprachen, so dachten wir auch; zumindest jener Teil der Truppe, die noch wert ist, als solche bezeichnet zu werden.

In diesem Sinne sind die authentischeren Überlieferungen der Erlebnisgeneration – Ernst Jünger sei nur exemplarisch genannt – nicht als Aufputschliteratur für Nationalisten des dritten Jahrtausends zu verstehen, sondern als dünner Faden, der die Generationen miteinander verbindet, als kleine Erinnerung, dass auch wir nicht anders als sie werden können, dass man aus demselben Holz geschnitzt ist, nicht zuletzt als Warnung an die Feinde Deutschlands, dass man immer noch da ist. In Stahlgewittern war vielleicht die Initialzündung, das zugrunde liegende Kriegstagebuch 1914-1918 spricht aber eine deutlichere, rohe und unbeschnittene Sprache, weswegen dem Buch hier der Vorzug gegeben werden soll.

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Christian Kracht – Ich werde hier sein im Sonnenschein und Schatten

Auch dieser Titel ist meines Erachtens voraussehbar wie Pflichtprogramm: Ich werde hier sein im Sonnenschein und Schatten ist der dritte Roman des Schweizer Autors Christian Kracht, ein Mainstream-Autor, dem zumindest im Jungeuropa-Umfeld immer wieder die Ehre erwiesen wird. Also: Das herausstechende Merkmal von Christian Krachts Schreibe ist wohl die Verbindung von dem Mainstream herausfordernden Themen mit eher postmodern zu nennenden Erzählweisen.

Das ist spannend und sorgt für Verwirrung in allen Lagern. Liberale rümpfen die Nase über Zivilisationskritik und die scheinbare Nähe zum Totalitarismus, Rechte fürchten die Zweideutigkeit der Sprache und die Unklarheit darüber, ob das Ganze (die Kritik, die Nähe) vielleicht doch nicht ganz ernst gemeint sein könnte oder es sich doch nur um eine weitere Volte, eine weitere ironische Brechung handeln können. Weil sich nichts in Christian Krachts Werk (und an seiner Person) einfach entschlüsseln lässt, muss er auf diese Liste. Natürlich brauchen Rechte eine Literatur, die nach vorne geht, die eindeutig das richtige fordert und die zeigt, dass Pathos und Erhebung wieder in die Mitte der Gesellschaft gehören. Doch es braucht auch Selbstreflexion und Kritikfähigkeit. Und Dinge, die man nicht ganz entschlüsseln kann – und deswegen liebt.

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Hermann Hesse – Demian

Bleiben wir beim Thema des Unentschlüsselbaren, dann ist Hermann Hesse derjenige Autor, der mir das vor Augen geführt hat. Sein Buch Demian las ich zum ersten Mal in der Schulbibliothek des katholischen Klostergymnasiums, das ich damals besuchte – und dessen Gemäuer mich beim Lesen an die Schauplätze der Bücher erinnerten, nicht nur von Demian, sondern auch an die von Unter dem Rad und Narziß und Goldmund. In Demian scheint der Erzähler immer etwas Großem auf der Spur zu sein, einem geheimen Wissen, das für alle anderen dort draußen keine Bedeutung hat. Wichtig für Rechte, wichtig für Jugendliche an der Schwelle zum nächsten Lebensabschnitt. Demian selbst habe ich seit dieser Zeit nicht mehr gelesen und vielleicht werde ich das auch nie wieder tun. Manche Sachen gehören in ihre Zeit.

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Dr. Stefan Scheil – Ribbentrop

Diese Liste könnte endlos so weiter gehen, doch exemplarisch sollte ein Buch eingeschoben werden, das ich aktuell lese: Es ist Dr. Stefan Scheils Biographie über den Reichsaußenminister Joachim von Ribbentrop, dem seinerzeit wie heute von allen Seiten der schwarze Peter zugeschoben wurde und wird, wenn es nach der Frage der Außenpolitik des Deutschen Reiches am Vorabend des Zweiten Weltkriegs geht. Scheil deckt auf: Die Dinge sind viel komplexer als es mancher wahrhaben mochte. Ribbentrop war demnach weder der politische Versager noch der eindimensionale Englandhasser, als der er gern gezeichnet wird.

Wie komplex, wie gegenläufig, wie zufällig koinzident (Großmacht-)Politik ist, das kommt in einem Buch wie diesem gut auf. Man sollte das verinnerlichen, wenn man ebenfalls in der Politik unterwegs ist. Damit ist Scheils Buch zweierlei: Einerseits eine ehrliche Aufarbeitung von Quellen, die in der Mainstream-Literatur keine Beachtung fanden, weil das Ergebnis der Studie schon vorher feststand; andererseits eine Lektion, dass es nie die einfachen Wege sind, die zum Ziel führen, und nie die einfachen Antworten, die Erlösung finden. Das könnte man vielleicht denen mitgeben, die denken, die Lösung aller Probleme in einem Wort zusammenfassen zu können.

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Volker Zierke, Jahrgang 1992, ist ein junger Autor. Nach Schule und Abitur zog es den gebürtigen Schwaben als Zeitsoldat zur Bundeswehr, bevor er 2015 zur Deutschen Militärzeitschrift wechselte. Seit 2018 ist er als selbständiger Autor, Journalist und Politikberater in Dresden tätig.


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Über den Autor

Volker Zierke

Volker Zierke, Jahrgang 1992, ist ein junger Autor. Nach Schule und Abitur zog es den gebürtigen Schwaben als Zeitsoldat zur Bundeswehr, bevor er 2015 zur Deutschen Militärzeitschrift wechselte. Seit 2018 ist er als selbständiger Autor und Journalist in Dresden tätig.

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