Wien: Lueger-Denkmal erhält 100.000 Euro teure Kunst-Installation

Am Mittwoch präsentierte die Stadt Wien den Entwurf für eine temporäre Installation am Lueger-Platz. Damit will die Stadtregierung das Denkmal für den ehemaligen Wiener Bürgermeister Karl Lueger „kontextualisieren“.
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Wien: Lueger-Denkmal erhält 100.000 Euro teure Kunst-Installation

Das Karl-Lueger-Denkmal in Wien. Bild: Bwag / CC BY-SA [Bild zugeschnitten]

Am Mittwoch präsentierte die Stadt Wien den Entwurf für eine temporäre Installation am Lueger-Platz. Damit will die Stadtregierung das Denkmal für den ehemaligen Wiener Bürgermeister Karl Lueger „kontextualisieren“.

Wien. – Nach anhaltenden Diskussionen um das Karl-Lueger-Denkmal an der Ringstraße hatte die Wiener Stadtregierung entschieden, das Denkmal künstlerisch neu einzuordnen. Ab 2023 will man ein entsprechendes Konzept umsetzen. Als Zwischenlösung soll es bis dahin eine „temporäre künstlerische Intervention“ am 1926 für den Wiener Bürgermeister Karl Lueger (1844-1910) errichteten Denkmal geben.

„Mahn- und Lernort gegen Antisemitismus“

Das Projekt von Nicole Six und Paul Petritsch trägt den Namen „Lueger temporär“ und wurde am Mittwoch von der Wiener Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler (SPÖ) präsentierte. Geplant ist demnach eine Holzkonstruktion, die sich ab Herbst auf bis zu 13 Meter Höhe und maximal 25 Metern Länge vor der Lueger-Statue auftürmen wird. Darin werden als Umriss 15 Elemente des öffentlichen Raums versammelt, die an den ehemaligen Bürgermeister erinnern. Die Kosten belaufen sich auf 100.000 Euro.

Die Installation sei ein „wichtiger Schritt auf dem Weg zu einer dauerhaften Kontextualisierung“ des Lueger-Denkmals, betonte Kaup-Hasler. „Vor allem ist sie auch ein wichtiger Schritt dabei, den Platz als lebendigen Mahn- und Lernort gegen Antisemitismus und politischen Populismus zu gestalten“, fügte die Kulturstadträtin hinzu.

Gegen Entfernung des Denkmals

Gleichzeitig sprach sich Kaup-Hasler erneut gegen eine Umbenennung des Lueger-Platzes oder eine Entfernung des Denkmals aus. „Verschwindet das Denkmal in einem Depot oder einem Skulpturenpark, erreicht man nur mehr einen kleinen Teil der Öffentlichkeit“, so die Kulturstadträtin. Die Wunden, die die Geschichte schlage, schrieben sich aber in eine Stadt ein: „Es ist mir deshalb wichtig, dass wir diese Spannung aushalten. […] Wenn man alles, was einen an unserer Geschichte stört, wegräumt, haben wir eine antiseptische Stadt“, erklärte Kaup-Hasler.

Ähnlich sieht das auch ÖVP-Bezirksvorsteher Markus Figl: „Unsere Geschichte hat Licht- und Schattenseiten, mit denen wir uns ehrlich auseinandersetzen müssen. Eine Chance dazu im Sinne eines Denkanstoßes bietet die heute präsentierte temporäre Installation. Die Entsorgung des Lueger-Denkmals ist das falsche Signal, denn unsere Vergangenheit soll nicht ausgelöscht werden, sondern wir müssen uns ihr stellen.“ Es gehe um eine Erinnerungskultur, deren Teil Straßennamen und Denkmäler seien.  „Daher bin ich gegen Cancel-Culture und für einen offenen und respektvollen Diskurs. Die Installation ‚Lueger temporär‘ setzt ein sichtbares Zeichen für diesen Willen zum öffentlichen Dialog“, betonte Figl.

Wiener Grüne kritisieren Pläne

Kritik an den vorgestellten Plänen zur „Kontextualisierung“ übte hingegen der grüne Rathausklub. Nach Ansicht der Grünen soll mit dem Holzinstallation die Figur Lueger im öffentlichen Raum noch prominenter zur Schau gestellt werden. Ein echter Lernraum zur Person und zur geschichtlichen Verantwortung Luegers werde hingegen nicht geschaffen, hieß es in einer Aussendung am Donnerstag.

„Statt zu verhandeln, was Lueger gemacht und befeuert hat, werden alle in der Stadt verorteten Ehrungen für ihn noch einmal zusammengetragen. Damit wird er nochmals größer gemacht. Die 16 Meter hohen Statute wird mit farbigem Holz aufs Doppelte (!) erweitert! Lueger nimmt dann so viel Platz ein, dass auch die Demonstrationen rundherum erschwert werden. All die Debatten über die tatsächliche Rolle, die er für die Stadt gespielt hat, werden so zum Verschwinden gebracht. Die unbezahlte Guerilla-Intervention der Besprühung des Sockels mit „Schande“ schafft mehr Diskursraum als diese Holz-Intervention um 100.000 Euro“, kritisierte die Grünen-Kultursprecherin Ursula Berner.

Die Wiener Grünen sind weiterhin für einen Abriss des Denkmals. „Ohne die Statue könnten Künstler:innen [sic!] an diesem Ort zeitgenössische Positionen zu Luegers Politik, zu Wiens Geschichte oder ihre Sicht auf aktuelle Antisemitismusdebatten und gesellschaftliche Ausgrenzungsphänomene liefern“, so Berner.

Umstrittenes Denkmal

2020 war das Denkmal mehrmals von Linksextremisten beschädigt worden. Zudem brachte eine linke Künstlergruppe das Wort „Schande“ mehrfach in goldenen Betonlettern am Sockel des Denkmals an. Daraufhin entfernten rechte Aktivisten die Buchstaben, um die „Schändung des Lueger-Denkmals durch linksextreme Vandalen“ rückgängig zu machen. Mehrere Nächte lang bewachten rechte Aktivisten das Denkmal. Dabei kam es zu einem weiteren Angriff durch Linksextremisten.


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